- Landessprache
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Nationalsprache ist die Bezeichnung für die Hoch- bzw. Standardsprache einer Nation, im weiteren Sinne auch Sammelbezeichnung für alle Dialekte, Soziolekte und funktionalen Sprachvarianten im Rahmen einer historisch-politisch definierten Sprachgemeinschaft. Die Definition des Begriffs Nationalsprache ist jedoch problematisch, da der Definitionsrahmen von Nation, Staat und Sprache oft nicht einheitlich ist.[1]
Der Begriff Nationalsprache ist als neuzeitlicher Begriff eng mit der Vorstellung der Kulturnation verknüpft, die als sprachlich, kulturell und politisch einheitliches Gebiet definiert wurde. Wie der moderne Begriff Nation bildete sich auch im Frankreich des 16. Jahrhunderts der Pariser Dialekt der Langues d’oïl zur ersten Nationalsprache im neuzeitlichen Sinn heraus. Nationalsprachen wurden in vielen Fällen durch Sprachpolitik bewusst gefördert oder künstlich geschaffen und waren ein wichtiges Werkzeug zur Herausbildung von Nationalstaaten im 18. und 19. Jahrhundert. Die politisch gewollte Durchsetzung des alleinigen Gebrauchs von Nationalsprachen in manchen Staaten führte in der Geschichte zur Unterdrückung und Zurückdrängung vieler Minderheitensprachen.
Heute definieren viele Staaten in ihren Verfassungen oder gesetzlich eine oder mehrere Sprachen als Nationalsprachen, die dann zumeist auch Amtssprachen sind. Dies schließt jedoch die Verwendung weiterer Amtssprachen nicht aus. Zusätzlich haben weitere Sprachen den Status einer Minderheitensprache. Nationalsprache und Amtssprache können, müssen aber nicht deckungsgleich sein. So haben beispielsweise viele afrikanische Staaten Französisch oder Englisch als Amtssprache, jedoch verschiedene Nationalsprachen.
National- und Minderheitensprachen sowie weitere Sprachen, die sich ebenfalls historisch aus dem Sprachgebrauch einer Ethnie entwickelt haben, werden verallgemeinernd unter dem Begriff Ethnosprachen zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
Beispiele
Finnland
In Finnland legt das Grundgesetz im Artikel 17 die finnische und die schwedische Sprache als Nationalsprachen fest, während das Samische ebenso wie das Romani und die Gebärdensprache den Status einer Minderheitensprache erhalten.[2]
Irland
Artikel 8 der Verfassung von Irland definiert die irische Sprache als Nationalsprache und zugleich als erste Amtssprache. Englisch ist keine Nationalsprache, aber zweite Amtssprache:
„Article 8: (1) The Irish language as the national language is the first official language. (2) The English language is recognised as a second official language.“
Luxemburg
In Luxemburg ist das Lëtzebuergesch seit 1984 gesetzlich als Nationalsprache definiert, während Französisch und Deutsch weitere „Verwaltungssprachen“ sind.[3]
Namibia
In Namibia, existieren neben der einzigen heutigen offiziellen Amtssprache Englisch auch 20 sogenannte „Nationalsprachen“, welche gewisse Rechte einer Minderheitensprache genießen, wie z. B. Deutsch, Afrikaans, Portugiesisch, Oshivambo, Otjiherero sowie die Sprachen der Himba, Nama, San und der Damara.
Schweiz
In der „Willensnation“ Schweiz wurde lange Zeit in der Verfassung zwischen Amts- und Nationalsprachen unterschieden. Nach der Einführung des Rätoromanischen als Nationalsprache im Jahre 1938 gab es vier Nationalsprachen, jedoch nur drei Amtssprachen (Deutsch, Französisch und Italienisch). Seit der Verfassungsrevision von 1999 ist Rätoromanisch für Muttersprachler ebenfalls eidgenössische Amtssprache.
Singapur
In Singapur wird Malaiisch als Nationalsprache noch über die weiteren (und teilweise häufiger gesprochenen) Amtssprachen Englisch, Chinesisch und Tamil gehoben.
Literatur
- Harald Haarmann: Die Sprachenwelt Europas: Geschichte und Zukunft der Sprachnationen zwischen Atlantik und Ural, Frankfurt/Main 1993, ISBN 3-593-34825-X
Einzelnachweise
- ↑ Nationalsprache, Meyers Lexikon Online (17. April 2007)
- ↑ Mirja Saari: Schwedisch als die zweite Nationalsprache Finnlands: Soziolinguistische Aspekte, in: Linguistik Online 7 (3/2000), ISSN 1615-3014
- ↑ Le Gouvernement du Grand-Duché de Luxembourg. Service information et presse: Das Großherzogtum Luxemburg auf einen Blick. Luxemburg: September 2006, S. 12 pdf
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