- Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe
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Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe K.d.ö.R. ist ein Zusammenschluss von jüdischen Gemeinden in den Landesteilen Westfalen und Lippe des Landes Nordrhein-Westfalen. Er ist Mitglied im Zentralrat der Juden in Deutschland und umfasst zehn Gemeinden. Sitz des Landesverbands ist Dortmund.
Inhaltsverzeichnis
Staatskirchenvertrag
Der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe ist – gemeinsam und gleichberechtigt mit der Synagogen-Gemeinde Köln und dem Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein – Vertragspartner des Staatsvertrags vom 8. Juni 1993 zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen und den jüdischen Gemeinden in Nordrhein-Westfalen.[1] Nach diesem Vertrag erhält der Landesverband 25 Prozent der vertraglich festgelegten staatlichen Zahlungen; er muss diese Gelder auch an andere jüdische Gemeinden in seinem Verbandsgebiet weiterreichen.
Geschichte
Laut Siegfried Heimberg [2] wurden nach dem Zweiten Weltkrieg alle jüdische Personen in Westfalen in Gemeinden erfasst. In der zweiten Hälfte der 1940er Jahre gab es noch 18 jüdische Gemeinden. Nachdem kleinere Gemeinden zusammengelegt worden waren, gab es nur noch zehn Gemeinden, die alle zum Landesverband der Jüdischen Kultusgemeinden von Westfalen gehörten. Im Januar 1946 bildeten die jüdischen Gemeinden in Bielefeld, Bochum-Herne-Hattingen, Dortmund, Gelsenkirchen, Hagen, Herford-Detmold, Minden, Münster, Paderborn und Recklinghausen einen Landesverband, mit Siegfried Heimberg, Max Rosenbaum und Kurt Neuwald aus Gelsenkirchen als Vorstandsmitgliedern. 1948/1949 wanderten aber viele aus dem "Land der Täter" ab. Grund dafür war die Gründung des Staates Israel im Mai 1948 und ein neues amerikanisches Einwanderungsgesetz im Juni 1948. Selbst diejenigen, die blieben, rechtfertigten ihren Verbleib als vermeintlich befristet und sprachen von einem "Leben auf gepackten Koffern". [3]. 1989 gehörten dem Landesverband Westfalen-Lippe lediglich 745 Personen an. Aufgrund des Zuzugs von Juden aus den GUS-Staaten gab es 1997 fast 5.000 Mitglieder in den neun jüdischen Gemeinden Westfalens. Besonders groß war der Zuwachs der Gemeindemitglieder in den jüdischen Gemeinden in Recklinghausen und in Dortmund. So verzeichnete die jüdische Gemeinde Dortmund Ende der 1980er Jahre noch 300 Mitglieder, 1997 hingegen 2.763 Mitglieder. Die jüdische Gemeinde Recklinghausen hatte Ende der 1980er kaum 100 Mitglieder, 1997 waren es über 1000 Mitglieder, so dass die Bochumer Gemeinde sich verselbständigte [4].
Jüdische Gemeinden und Institutionen in Westfalen 1962 - Landesverband der jüdischen Kultusgemeinden von Westfalen [5]:
Jüdische Gemeinden
in Westfalen
im Jahre 1962Gemeindemitglieder Vorstand Anschrift Jüdische Kultusgemeinden
- Bochum -
- Herne -
-Recklinghausen-76 Minna Ahron
Edgar WahlRecklinghausen,
Am PolizeigrabenJüdische Kultusgemeinde
Bielefeld62 Robert Eichengrün Bielefeld,
Stapenhorst Str. 35Jüdische Kultusgemeinde
Detmold40 Tobias Blaustein Detmold,
Allee 13Jüdische Kultusgemeinde
Groß-Dortmund420 Siegfried Heimberg
Dr. Fritz Klestadt
Gustav Steinweg
Sally StudzinskiDortmund,
Prinz-Friedrich-Karl-Str. 9Jüdische Kultusgemeinde
Gelsenkirchen113 Kurt Neuwald
Louis Salomon
Sally Braun
Adolf Isenberg
Siegfried JosefGelsenkirchen,
Von-der-Recke-Straße 9Jüdische Kultusgemeinde
Hagen84 Richard Hirschfeld
Max BlecherHagen,
Potthofstr. 16Jüdische Kultusgemeinde
Herford26 Herbert Heinemann Jakob Butter Herford,
Hansastr. 57Jüdische Kultusgemeinde
Minden44 Emil Samuel
Max IngbergMinden,
Kampstr. 6Jüdische Kultusgemeinde
Münster141 Siegfried Goldenberg
Hugo Spiegel
Hermann Flath
Rabb. Dr. Bernhard Brilling
Siegbert Lewin
Siegmund Spiegel
Josef RybakMünster,
Klosterstr. 8/9Jüdische Kultusgemeinde
Paderborn55 Fritz Goldstein Paderborn,
Theodorstr. 27Zahl der Juden in Westfalen
im Jahre 19621.161 Zahl der Juden in Westfalen
im Jahre 193221.595 Gemeinde 1821 1989 1991 1997 2008 Bielefeld 184 23 26 31 282 Dortmund 371 337 412 2.763 3.238 Gelsenkirchen 79 80 282 410 Hagen 132 38 53 217 311 Herford 112 23 23 68 106 Minden 278 43 45 64 81 Münster 81 101 126 396 790 Paderborn 270 35 36 51 63 Recklinghausen 121 66 84 1.126 606 Bochum 1.168 Gesamt 11.142 745 885 4.998 7.055 Jahre Regierungsbezirk Münster Regierungsbezirk Minden Regierungsbezirk Arnsberg Provinz Westfalen 1825 2 611 4 667 3 864 11 142 1925 4 315 3 890 13 380 21 595 Die Kreise Westfalens mit ihrer jüdische Bevölkerung im Jahr 1821[6]
Regierungsbezirk Münster Gesamtbevölkerung Jüdische Bevölkerung 1821 Ahaus 35 237 225 Beckum 30 813 330 Borken 36 647 386 Coesfeld 37 233 297 Lüdinghausen 31 300 236 Münster-Land 30 346 120 Münster-Stadt 16 287 81 Recklinghausen 39 645 121 Steinfurt 36 839 350 Tecklenburg 37 853 198 Warendorf 32 204 131 Regierungsbezirk Minden Gesamtbevölkerung Jüdische Bevölkerung 1821 Bielefeld 31 443 184 Brakel 21 138 437 Bünde 36 730 166 Büren 28 587 414 Halle 26 825 205 Herford 23 719 112 Höxter 21 231 533 Minden 43 759 278 Paderborn 28 184 270 Rahden 32 399 217 Warburg 28 315 1.125 Wiedenbrück 31 833 374 Regierungsbezirk Arnsberg Gesamtbevölkerung Jüdische Bevölkerung 1821 Altena 27 492 126 Arnsberg 20 360 140 Bochum 29 642 228 Brilon 29 970 650 Dortmund 31 947 371 Hagen 44 446 132 Hamm 32 228 164 Iserlohn 25 727 344 Lippstadt 25 758 534 Meschede 22 634 205 Olpe 24 010 33 Siegen 34 676 14 Soest 34 541 349 Wittgenstein 16 931 281 Weblinks
- Jüdische Gemeinden in Westfalen (PDF-Datei; 783 kB)
Einzelnachweise
- ↑ JudKGemVtrG NW
- ↑ Berno Reicher:Jüdische Gemeinden nach 1945. In: Kirsten Menneken/Andrea Zupancic:Jüdisches Leben in Westfalen,Essen 1998, S.164
- ↑ Monika Grübel/Georg Mölich: Jüdisches Leben im Rheinland. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart , Köln/Weimar/Wien 2005. (Verlag Böhlau), S.284
- ↑ Berno Reicher:Jüdische Gemeinden nach 1945. In: Kirsten Menneken/Andrea Zupancic:Jüdisches Leben in Westfalen,Essen 1998, S.158
- ↑ Tabelle aus: Hans Chanoch Meyer: Aus Geschichte und Leben der Juden in Westfalen, Frankfurt am Main 1962, (Ner-Tamid-Verlag), S. 187
- ↑ Arno Herzig : Judentum und Emanzipation in Westfalen , Münster Westfalen 1973, S.62.
Literatur
- Arno Herzig : Judentum und Emanzipation in Westfalen ,(Hg.:Alfred Hartlieb von Wallthor) Münster Westfalen 1973. (Veröffentlichungen des Provinzialinstituts für westfälische Landes- und Völkerkunde Reihe 1 - Heft 17 Ascherndorffsche Buchdruckerei ISBN 3-402-05874-X).
- Kirsten Menneken/Andrea Zupancic : Jüdisches Leben in Westfalen ,Essen 1998.
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