Landkreis Strasburg (Westpr.)

Landkreis Strasburg (Westpr.)

Der preußisch-deutsche Landkreis Strasburg (Westpr.) bestand in der Zeit zwischen 1818 und 1920 sowie von 1939 bis 1945. Er umfasste am 1. Januar 1945 vier Städte und 102 Gemeinden.

Inhaltsverzeichnis

Verwaltungsgeschichte

Nach der Neuorganisation der Kreisgliederung im preußischen Staat nach dem Wiener Kongress entstand mit dem 1. Juli 1818 der Kreis Strasburg i. Westpr. im Regierungsbezirk Marienwerder in der preußischen Provinz Westpreußen. Dieser umfasste meist ländliche Gebiete um die Stadt Strasburg, wo sich das Landratsamt befand.

Seit dem 3. Dezember 1829 gehörte der Kreis nach dem Zusammenschluss der bisherigen Provinzen Preußen (nicht: Ostpreußen) und Westpreußen zur neuen Provinz Preußen, bis 1878 die Provinz Westpreußen wieder eingerichtet wurde.

Seit dem 1. Juli 1867 gehörte der Kreis zum Norddeutschen Bund und ab 1. Januar 1871 zum Deutschen Reich.

Durch das stetige Anwachsen der Bevölkerung im 19. Jahrhundert erwiesen sich die Kreise in Westpreußen meist als zu groß, eine Verkleinerung schien erforderlich. Hierdurch entstand neue Kreis Briesen, an den der Kreis Strasburg am 1. Oktober 1887 einen Teil seines Kreisgebietes abgeben musste.

Nach Inkrafttreten des Versailler Vertrages am 10. Januar 1920 gehörte der Kreis Strasburg i. Westpr. nunmehr als Powiat Brodnicki (Kreis Brodnica) dem polnischen Staat an.

Nach der deutsche Besetzung während des Polenfeldzuges wurde zum 26. November 1939 der Kreis Brodnica als Landkreis Strasburg i. Westpr. Teil des neugebildeten Reichsgaus Westpreußen – später Danzig-Westpreußen – im Regierungsbezirk Marienwerder. Seit dem 25. Juni 1942 trug der Landkreis den Namen Strasburg (Westpr.). Im Frühjahr 1945 wurde das Kreisgebiet durch die Rote Armee besetzt und danach wieder ein Teil Polens.

Kommunalverfassung

Der Kreis Strasburg i. Westpr. gliederte sich zunächst in die Stadtgemeinden Gollub, Gorzno, Lautenburg und Strasburg, in Landgemeinden und selbstständige Gutsbezirke. Nach dem Überfall auf Polen wurden die Städte der im Altreich gültigen Deutschen Gemeindeordnung vom 30. Januar 1935 unterstellt, welche die Durchsetzung des Führerprinzips auf Gemeindeebene vorsah. Die übrigen Gemeinden waren in Amtsbezirken zusammengefasst, Gutsbezirke gab es nicht mehr.

Bevölkerung

Im folgenden eine Übersicht[1] mit offiziellen Angaben zu Einwohnerzahl, Konfessionen und Sprachgruppen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Kreis 1887 verkleinert wurde und die Zahlen über diesen Zeitpunkt hinweg nicht vergleichbar sind.


Jahr 1821 1831 1840 1852 1861 1871 1880 / 1890 1900 1910
Einwohner 33.824 35.108 45.910 52.016 56.377 65.493  ? / 52.900 57.312 62.142
Evangelische
Katholiken
Juden
9.233
24.023
559
9.711
24.293
1.102
  14.822
34.975
2.317
17.657
36.453
2.250
19.579
43.508
2.142
  /
/
/
15.821
35.877
1.024
17.159
39.102
757
18.326
42.956
578
deutschsprachig
zweisprachig
polnischsprachig
  11.264
-
23.844
14.910
-
30.358
17.498
-
34.518
20.416
-
35.961
    /
/
/
18.242
676
33.967
19.332
601
37.367
21.097
1.139
39.887

Ortsnamen

Durch unveröffentlichten Erlass vom 29. Dezember 1939 galten vorläufig hinsichtlich der bisher polnischen Ortsnamen die bis 1918 gültigen deutschen Ortsnamen. Diese globale Rückbenennung war möglich, da noch das gesamte deutsche Kartenwerk für die 1920 an Polen abgetretenen Gebiete (auch) die früheren deutschen Ortsnamen weitergeführt hatte. Durch die Anordnung betreffend Änderung von Ortsnamen des Reichstatthalters in Danzig-Westpreußen vom 25. Juni 1942 wurden mit Zustimmung des Reichsministers des Innern alle Ortsnamen eingedeutscht, entweder in der Form von 1918 oder als lautliche Angleichung oder Übersetzung, zum Beispiel:

  • Brinsk: Langendorf,
  • Brzozie: Altbrosen,
  • Bobrowo: Bobrau,
  • Gorzno: Görzberg,
  • Jablonowo: Goßlershausen,
  • Jastrzembie: Falkenau, Kr. Strasburg (Westpr.),
  • Karbowo: Karben,
  • Niezywienc: Nesewanz: Hermannsruhe,
  • Pokrzydowo: Gottfriedsfelde,
  • Wonsin in Wonsen,
  • Wrotzk: Frödenwalde,
  • Zbiczno: Wilhelmsberg, Kr. Strasburg (Westpr.).

Quellen

  1. Leszek Belzyt: Sprachliche Minderheiten im preußischen Staat 1815–1914. Marburg 1998. S.113

Weblinks


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