Lars Porsenna

Lars Porsenna

Lars Porsenna war König des etruskischen Clusium. Seine Geschichtlichkeit gilt der aktuellen historischen Forschung als sicher. Der Namensteil Porsenna wird von der Forschung als Beiname aufgefasst und mit dem etruskischen Wort purt- assoziiert, welches als Diktator oder auch Ädil übersetzt werden kann.[1]

Mucius Scaevola vor Porsenna, Gemälde von Peter Paul Rubens und Anthonis van Dyck, vor 1628, Museum der Bildenden Künste, Budapest

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die antiken Historiker Titus Livius und Dionysios von Halikarnassos berichten, dass nach dem Sturz des römisch-etruskischen Königs Tarquinius Superbus (510 v. Chr.) Lars Porsenna, der König des etruskischen Clusium, auf Rom vorrückte und die Stadt belagerte (508 v. Chr), um den Thron für den Vertriebenen zurückzugewinnen. Ob Porsenna die Stadt einnehmen konnte wird in den Quellen nicht eindeutig geschildert. Zum einen schildern Livius und Dionys, dass Porsenna die Belagerung auf Grund der Einsatzbereitschaft der römischen Jugend abbrechen musste. Auf der anderen Seite finden sich bei Livius (und anderen antiken Autoren) Textstellen, im Besonderen die Stellung von Geiseln an das etruskische Heer, welche für eine erfolgreiche Einnahme sprechen.

Mutmaßliche Belagerung Roms 508 v. Chr.

Von Rom aus soll Porsenna versucht haben, seine Herrschaft über Latium auszudehnen, doch erlitt sein Sohn Aruns Porsenna vor der latinischen Stadt Aricia durch Latiner und Griechen unter dem Tyrannen Aristodemos von Kyme eine Niederlage und wurde getötet (504/503 v. Chr.). In Bezug auf die Schlacht bei Aricia überliefern Livius und Dionys noch freiwillige Aufnahme und Pflege etruskischer Verwundeter, von denen sich später einige im sogenannten Tuskischen Viertel am Forum angesiedelt hätten.

Der Vater musste sich nach der Schlacht aus Rom wieder zurückziehen und ist wohl nach Clusium zurückgekehrt, wo er wahrscheinlich irgendwann zu Beginn des 5. Jahrhunderts v. Chr. verstarb. Ein architektonisch anspruchsvolles Grab, angeblich 90 m durchmessend und 180 m hoch, soll den Leichnam aufgenommen haben. Über die Existenz dieses Grabmals meldete schon der antike Autor Plinius der Ältere Zweifel an.

Der Sakralität eines „archaischen“ Königtums entsprechend, wird über Lars Porsenna berichtet, dass er ein Ungeheuer mit Namen Olta, das die Umgebung von Volsinii verheerte, durch Herbeirufen eines Blitzes vertrieben habe. Der mythische Blitzzauber stellt Porsenna in eine Reihe mit weiteren mythischen Gestalten der römischen Frühgeschichte wie Numa Pompilius und Tullus Hostilius. Dies deutet darauf hin, dass es sich bei der Erzählung um einen in Mittelitalien geläufigen Mythenkomplex handelte.[2]

Abwandlungen der Überlieferung

In römischen Legenden wird nicht von der Einnahme der Stadt durch Porsenna, sondern von der wundersamen Rettung durch einen Helden oder eine Heldin berichtet. Rom soll wahlweise von Cloelia oder auch Gaius Mucius Scaevola gerettet worden sein.

Deutungen der Forschung

Die Forschung lehnt die von Livius und Dionys von Halikarnassos vorgebrachte Begründung für den Kriegszug, die Rückeroberung des Thrones für die Tarquinier, ab. Über die Beweggründe Lars Porsennas gibt es in der Forschung divergierende Meinungen. So bestehen, unter anderen, die Meinungen Porsenna habe Tarquinius selbst vertrieben oder auch Tarquinius habe Porsenna gerufen und nach der Einnahme dessen Sohn eingesetzt.

Als Grundkonsens lässt sich annehmen, dass Lars Porsenna, in seiner Funktion als König und Kriegsherr, in der von Expansionsbestrebungen der etruskischen Städte nach Nord- und Süditalien und dem Erstarken der Griechenstädte geprägten Zeit des 6. und 5. Jahrhunderts vor Christus, das Machtvakuum in Rom für sich nutzen wollte, um seinen eigenen Herrschaftsbereich zu vergrößern. Trotz der differierenden Quellenlage wird in der Forschung eine erfolgreiche Einnahme Roms durch Lars Porsenna angenommen. Der Bericht über die Aufnahme und Ansiedlung von Etruskern in Rom in Folge der Schlacht bei Aricia wird von der Forschung jedoch, auf Grund der Nichtbeteiligung Roms an der Schlacht, als erklärende Geschichte betrachtet. Einzig wahrscheinlich erscheint in diesem Zusammenhang eine mögliche Zwangsmaßnahme Porsennas, in welcher die Römer Etrusker Zeitweise aufnehmen mussten.[3]

Einzelnachweise

  1. Aigner-Foresti: Die Etrusker und das frühe Rom, S. 142.
  2. Aigner-Foresti: Die Etrusker und das frühe Rom, S. 145.
  3. Aigner-Foresti: Die Etrusker und das frühe Rom, S. 143-4.

Quellen

  • Dionysios von Halikarnassos: Des Dionysius von Halikarnaß Römische Alterthümer. Aus dem Griechischen übersetzt von Johann Lorenz Benzler. Hrsg. v. J. L. Benzler [u.a.]. Meyer, Lemgo 1771.
  • Livius, Titus: Römische Geschichte. Lateinisch–deutsch. Hrsg. von Hans Jürgen Hillen und Josef Feix. Wiss. Buchgesellschaft, Darmstadt 1974–2000. (Sammlung Tusculum)

Literatur

  • Luciana Aigner-Foresti: Die Etrusker und das frühe Rom, (= Geschichte kompakt. Antike), Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-15495-9, S. 141–145

Siehe auch

Weblinks


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