- Laterale Diversifikation
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Der Begriff Diversifikation bezeichnet in der Wirtschaftswissenschaft eine Ausweitung des Sortiments und bezieht sich auf neue Produkte für neue Märkte. Der Diversifizierung steht die Monostruktur gegenüber. Unterschieden wird zwischen einer horizontalen, vertikalen und lateralen Diversifikation.
Der Begriff ist insbesondere in Bezug auf die Produktpolitik eines Unternehmens und für Geldanlagen gebräuchlich.
Inhaltsverzeichnis
Produktdiversifikation
Eine Produktdiversifikation liegt vor, sofern ein Unternehmen ein neues Produkt auf einem neuen Markt einführt. Das Gegenteil ist die Marktdurchdringung. Die Diversifikation ist der riskanteste Bestandteil der Produkt-Markt-Matrix nach Ansoff. Ein mögliches Maß zur Messung der Diversifikation ist der Berry-Index.
Diversifikation kann in drei Formen entstehen:
- intern: Das Unternehmen wächst aus eigener Kraft und entwickelt das Produkt selbst.
- Übernahme: Ein anderes Unternehmen wird samt den gewünschten Produkten hinzugekauft.
- Kooperation: Neue Produkte werden mit einem Partner entwickelt. Kooperationen können verschieden intensiv sein, von losen Joint Ventures bis zu strategischen Allianzen und Netzwerken.
Es werden drei Richtungen unterschieden, in die sich eine Diversifikation ausbreiten kann: Horizontal, vertikal und lateral.
Horizontale Diversifikation
Bei der horizontalen oder medialen Diversifikation nimmt ein Unternehmen ein Produkt der gleichen Wirtschaftsstufe in sein Sortiment auf. Es besteht also ein sachlicher Zusammenhang zum bisherigen Produktprogramm. Ein Beispiel wäre ein PKW-Hersteller, der nun auch LKW produziert.
Vertikale Diversifikation
Die vertikale Diversifikation orientiert sich an der Wertschöpfungskette und bezeichnet die Erweiterung des Produktionsprogramms um Produkte aus vor- und nachgelagerten Wirtschaftsstufen (auch Rückwärts-/Vorwärts-Integration genannt). Die sogenannte Fertigungstiefe wird damit erweitert.
Als Beispiele für vertikale Diversifikation auf vorgelagerten Wirtschaftsstufen wären ein Restaurant zu nennen, das Landwirtschaft zur Produktion von günstigem Fleisch und Gemüse betreibt, sowie ein Autohersteller, der Reifen oder Autobatterien produziert. Von vertikaler Diversifikation auf nachgelagerte Stufen spricht man hingegen z. B. bei einem Produktionsbetrieb, der eigene Geschäfte eröffnet.
Laterale oder diagonale Diversifikation
Die Erweiterung des Produktionsprogramms um Produkte, die für das Unternehmen völlig neu sind und in keinem technischen oder wirtschaftlichen Zusammenhang mit den bisherigen Produkten stehen wird als laterale Diversifikation bezeichnet. Darunter fällt beispielsweise ein Autohersteller, der Kühlschränke produziert.
Die laterale Diversifikation bedeutet für den Hersteller eine Risikostreuung. Das Unternehmerische Risiko wird sowohl auf die Automobil- als auch die Kühlschrankproduktion abgewälzt. Die Erfahrung der Manager kann hier besonders gut genutzt werden. Der Produzent hat auch Steuervorteile, was zu einer besseren Kapitalrendite führt.
Anlagediversifikation
Im Geldanlagebereich wird von Diversifikation gesprochen, wenn möglichst in unterschiedliche Finanzanlagen investiert wird.
Als Risikodiversifikation bezeichnet man den Effekt der sich daraus ergibt, dass man zwei oder mehr Wertpapiere, die untereinander eine niedrige Korrelation aufweisen, miteinander in einem Portfolio kombiniert. Das so gewonnene Portfolio hat ein geringeres Risiko als die beiden einzelnen Wertpapiere. Voraussetzung für diesen Effekt ist, dass die zugrundeliegenden Wertpapiere nicht 100% positiv korreliert sind; sie besitzen zueinander einen Korrelationskoeffizienten, welcher kleiner als 1 ist.
Instrumente
Aktien, Rentenpapiere, Immobilien, Optionen und Futures oder alternative Investments. Dabei gibt es selbst erhebliche Unterschiede innerhalb der einzelnen Assetklassen. Zum Beispiel können Rentenpapiere mündelsichere Anlagen sein wie Bundesanleihen und Pfandbriefe, aber auch riskantere Formen wie Unternehmensanleihen, Auslandsanleihen (zum Beispiel in US-Dollar oder beispielsweise ukrainische Währung). Das Anlagerisiko unterscheidet sich dabei erheblich.
Das Anlageziel kann auf zwei Arten definiert werden:
- Renditemaximierung: Das Ziel der Diversifikation ist es, durch geeignete Mischung der Assets eine möglichst hohe Rendite bei gleich bleibendem, kalkuliertem Risiko zu erreichen.
- Risikominimierung: Das Ziel der Diversifikation ist die Begrenzung des Verlustrisikos bei einer vorgegebenen Renditeerwartung (zum Beispiel 9% pro Jahr).
Risikodiversifikation in Abhängigkeit vom Korrelationskoeffizienten
Rendite und Risiko stehen in enger Abhängigkeit zueinander. Dieser Zusammenhang wird häufig als Chance/Risiko-Verhältnis bezeichnet. Es wird vereinfachend Aktien/Renten-Verhältnis in einem Depot genannt. Als Risiko bezeichnet man die Varianz bzw. die Standardabweichung der Wertpapiere bzw. des Portfolios. Ein varianzminimales Portfolio lässt sich in Abhängigkeit vom Korrelationskoeffizienten herleiten. Wenn alle Wertpapiere im Portfolio zu 100 Prozent korreliert sind, gewichtet man das Wertpapier mit dem kleineren Risiko stärker.
Risiko
Ein gebräuchliches Maß für das Risiko ist die Volatilität ausgedrückt als Standardabweichung (2.Moment). Da die Standardabweichung auf der Annahme der Normalverteilung basiert, kommen auch Risikomaße "höheren Momentes" zum Tragen. Die Schiefe (engl. Skewness) misst die Abweichung vom Mittel der Normalverteilung (3.Moment). Man unterscheidet zwischen Rechts- und Linksschiefe. Darüber hinaus existiert die Kurtosis (4.Moment). Sie misst die Werte am jeweiligen Ende der Normalverteilungskurve. Mit dem Auftreten von "Hedge-Fonds" gewinnen Risikomaße höherer Momente an Bedeutung, da "Hedge-Fonds" meist Renditeverteilungen haben, die nicht mit traditionellen Risikomaßen messbar sind.
Am gebräuchlichsten ist aber das Risikomaß der Volatilität. Auf ihr basiert auch das sog. "short-fall" Risiko, welches das Verlust- oder Gewinnwahrscheinlichkeit angibt. In ausgeprägten Haussephasen oder bei Marktanomalien werden diese Größen oft verfehlt, d. h. es gibt keinen Gewinn. Es können sogar erhebliche Verluste entstehen, da dieses Risikomaß zu kurz greift.
Aufgabe eines erfahrenen Anlageberaters ist es, dem Kunden gemäß seiner objektiven und/oder subjektiven Risikoeinschätzung die richtige Mischung verschiedener Assetklassen zu offerieren und damit langfristig eine adäquate Wertentwicklung des investierten Kapitals zu erzielen.
Stresstests
Moderne Computerverfahren ermöglichen für ein Gesamtportfolio das enthaltene Risiko und weitere Maße zu berechnen. In einem Stresstest werden worst-case- und best-case-Situationen im Computer simuliert und die Auswirkungen auf das Portfolio analysiert. Entsprechend dem Simulationsergebnis können Gegenpositionen aufgebaut werden, um diese Risiken zu neutralisieren. Da dies ein sehr aufwendiges Verfahren darstellt, wird es aus Kostengründen nur bei besonders großen Portfolios (vor allem für institutionelle Anleger oder für das Portfolio eines Fonds) durchgeführt.
Der Diversifikationseffekt ist, dass das Risiko gemessen durch die Varianz eines Portfolios ohne Leerverkäufe niedriger ist als das Risiko des Wertpapiers mit dem minimalen Risiko.
Nicht diversifizierbare systematische Risiken sind das Währungsrisiko, Zinsen, Inflation und die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes.
Siehe auch
Weblinks
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