- Lehranalytikerin
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Die Lehranalyse ist fester Bestandteil einer psychoanalytischen Ausbildung. Es handelt sich dabei um eine Analyse, bei der der zukünftige Therapeut selbst der Patient ist. Sie unterscheidet sich zwar in einigen wesentlichen Punkten von einer Heil-Analyse, sollte im besten Fall jedoch dennoch den in Weiterbildung befindlichen Arzt oder Psychologen dazu befähigen, sich in die später bei ihm Hilfe suchenden Menschen besser zu verstehen. Die Lehranalyse muss komplett von dem Analysanden selbst finanziert werden. Nach dem deutschen Psychotherapeutengesetz sind zwar nur 120 Stunden Lehranalyse vorgesehen, in die analytischen Verbände kann jedoch nur eintreten, wer mindestens 300 Stunden hinter sich hat. Das österreichische Psychotherapiegesetz sieht mindestens 200 Stunden Selbsterfahrung vor, die analytischen Vereinigungen verlangen jedoch weit mehr.
Inhaltsverzeichnis
Vertreter der Lehranalyse
Bekannte Lehranalytikerinnen der Gegenwart sind Alice Miller und Margarete Mitscherlich. Eine gefragte Lehranalytikerin war auch Grete Bibring-Lehner, "sie verkörperte für die Amerikaner den Inbegriff der humanistisch gebildeten Wiener Freudianerin." [1]. Ruth Eissler-Selke, deren Ehemann Kurt Eissler als Direktor der Freud-Archive berühmt wurde, war Lehranalytikerin am Chicago Psychoanalytic Institute und danach Lehranalytikerin der New York Psychoanalytic Society. [2] Auch Anna Freud war Lehranalytikerin; bereits 1925 wurde sie Lehr- und Kontrollanalytikerin der WPV und nach der Emigration wurde sie in London Lehranalytikerin der British Psycho-Analytical Society [3]. Die bekanntesten Lehranalytiker in Wien sind derzeit Vera Ligeti, Felix de Mendelssohn und Alfred Pritz.
Ernst Bornemann hatte z.B. seine Lehranalyse bei Géza Róheim abgeschlossen.
Trigant Burrow und sein Analysand Clarence Shields standen der autoritären Struktur der Lehranalyse – einer liegt und sagt alles über sich, einer sitzt und berichtet nichts von sich – kritisch gegenüber und versuchten diesen Mangel durch Rollentausch aufzuheben. Da auch dies nicht zu befriedigenden Ergebnissen führte, entwickelten sie – gemeinsam mit dem Schweizer Psychiater Hans Syz, weiteren Kollegen, ehemaligen Patienten und Familienmitgliedern – das Konzept der Gruppenanalyse.
Rezeption
- Siegfried Bernfeld, "Über die psychoanalytische Ausbildung (1952) (Aus dem Archiv der Psychoanalyse)" in: Psyche, 38. Jhrg., 1984, S. 437 – 459
- Hubert Speidel (Hrsg.): Aus der Werkstatt der Psychoanalytiker, Wiesbaden : Westdeutscher Verlag 2003, ISBN 978-3531140957, S. 14ff.
- Johannes Cremerius, "Der Lehranalytiker begeht jeden einzelnen dieser Fehler" In: Streeck, Ulrich; Werthmann, Hans V. (1992, Hg.). Lehranalyse und psychoanalytische Ausbildung. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, Seiten 52-69
Analysanden beschreiben ihre Lehranalyse
- Dörte von Drigalsky: Blumen auf Granit. Eine Irr- und Lehrfahrt durch die deutsche Psychoanalyse ISBN 3-925931-37-6 / 978-3-925931-37-6
- Helmut Kaiser: Grenzverletzung. Macht und Mißbrauch in meiner psychoanalytischen Ausbildung. Mit einem Vorwort von Tilmann Moser und einem Nachwort von Johannes Cremerius. Walter Verlag, Zürich 1997
- Jeffrey Moussaieff Masson: Final Analysis: The Making and Unmaking of a Psychoanalyst ISBN 0-201-52368-X. / ISBN 034545278X
Weblinks
- Blumen auf Granit
- Final Analysis: The Making and Unmaking of a Psychoanalyst
- Trigant Burrow and the Laboratory of the "I"
Nachweise
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