Lemkin

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Raphael Lemkin (* 24. Juni 1900 als Rafał Lemkin in Bezwodne, Weißrussland (früher: Polen); † 28. August 1959 in New York) war ein Jurist und Friedensforscher polnisch-jüdischer Herkunft. 1947 fertigte er einen Gesetzesentwurf für die UNO zur Bestrafung von Völkermord an. Dieser wurde fast unverändert als Konvention über die Verhütung und Bestrafung des Völkermordes 1948 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen mit 55:0 Stimmen beschlossen.

Die Grundlagen zu Lemkins Interesse am Thema Völkermord entstanden bereits Anfang der 1920er Jahre, als er Jura an der Universität Lemberg studierte. Auslöser war wohl der Mord an dem ehemaligen türkischen Innenminister Talaat Pascha durch einen jungen Armenier in Berlin. Talaat Pascha war an maßgeblicher Stelle für die Vernichtung der Armenier und anderer christlichen Minderheiten in der Türkei verantwortlich gewesen.

1926 erwarb Lemkin den juristischen Doktorgrad an der Universität Lemberg (Lwów) und studierte zudem in Heidelberg. 1927 wurde er Sekretär des höchsten polnischen Appellationsgerichts und 1929 Staatsanwalt und arbeitete an einer Vereinheitlichung des polnischen Rechts mit.

Gedenktafel in Warschau

In den 1930er Jahren unterbreitete er Völkerbundgremien in Brüssel und Kopenhagen Vorschläge für internationale Gerichtsbarkeiten sowohl gegen Terrorismus als auch gegen die Zerstörung nationaler, religiöser und rassischer Gruppen.

Lemkin beschäftigte sich bereits vor dem Holocaust intensiv mit dem Völkermord an den Armeniern. Mit Beginn des deutschen Angriffes auf Polen 1939 floh Raphael Lemkin über Schweden in die USA, wo er die erste umfassende Darstellung über die Taten des nationalsozialistischen Deutschlands vorbereitet. Bis auf seinen Bruder und seine Schwägerin verliert er seine gesamte Familie im Holocaust.

Am 1941 erhielt er eine Einladung an die Duke University in Durham, North Carolina.

1943 prägte Lemkin für den Gesetzesentwurf der polnischen Exilregierung zur Bestrafung nicht nur der deutschen Verbrechen in Polen den Begriff ludobójstwo (von Polnisch lud, Volk und zabóstwjo, Mord). 1944 übersetzte er den Begriff mit genocide (von Griechisch genos, Volk und Lateinisch caedere, töten) ins Englische. Seine deutsche Übersetzung lautete Völkermord. Mit Blick auf die türkischen Verbrechen legte er dem Völkerbund 1934 eine internationale Konvention gegen Genozid vor und berief sich dabei auf den Völkermord an den Armeniern (Quelle: Gesellschaft für bedrohte Völker und Boris Barth).

Im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher 1945 assistierte Lemkin dem Hauptanklagevertreter der Vereinigten Staaten, Robert H. Jackson. Im März 1948 erhielt er einen Lehrauftrag an der Yale University.

Raphael Lemkin wurde zweimal für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen und mit einer Reihe von anderen Auszeichnungen (u.a. dem Bundesverdienstkreuz) geehrt. Trotzdem starb Lemkin bereits 1959 völlig verarmt in einem schäbigen Ein-Zimmer-Apartment auf Manhattans Westside.

Der Nachlass Lemkins wird vom Rabbiner und Völkermordforscher Steve Jacobs verwaltet.

Literatur

  • Dominik J. Schaller & Jürgen Zimmerer: Raphael Lemkin: The „Founder of the United Nations' Genocide Convention“ as a Historian of Mass Violence, Sondernummer des Journal of Genocide Research, Volume 7 (2005), Nr. 4.
  • Prof. Boris Barth (Uni Konstanz): Genozid – Völkermord im 20. Jahrhundert. Geschichte • Theorien • Kontroversen. München: Verlag C.H. Beck oHG, 2006, ISBN 3-406-52865-1
  • Dominik J. Schaller et al.: Enteignet – Vertrieben – Ermordet. Beiträge zur Genozidforschung. Zürich: Chronos-Verlag, 2004, ISBN 3-0340-0642-X
  • John Cooper: Raphael Lemkin and the Struggle for the Genocide Convention. London: Palgrave Macmillan 2008. ISBN 0230516912

Weblinks


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