Polnische Exilregierung

Polnische Exilregierung
Polnische Exilregierung
Wappen der Republik Polen
Exilregierung
Regierung
Delegatura Rządu na Kraj
(„Regierungsvertretung im Lande“)
Parteien
PPS (Sozialisten)
SL (Bauernpartei)
SN (Nationale)
SP (Christdemokraten)
Militär
Polnische Streitkräfte im Westen
Polnische Heimatarmee

Die Polnische Exilregierung war die Regierung der Republik Polen im Exil nach dem deutschen Angriff auf Polen. Die Regierung existierte vom 25. September 1939 bis Dezember 1990. Am 6. Juli 1945 entzogen ihr allerdings die bis dahin verbündeten USA und Großbritannien die Anerkennung. Sie befand sich zunächst in Paris, dann in Angers und nach der deutschen Besetzung Frankreichs in London.

Inhaltsverzeichnis

In Frankreich (September 1939–Juni 1940)

Am 25. September 1939 ernannte der polnische Präsident Ignacy Mościcki den polnischen Botschafter in Italien Bolesław Wieniawa-Długoszowski zu seinem Nachfolger. Dieser lehnte dies jedoch auf Drängen der französischen Regierung ab und so wurde Władysław Raczkiewicz zum ersten polnischen Präsidenten im Exil ernannt. Dieser ernannte den Offizier Władysław Sikorski zum Ministerpräsidenten und Oberkommandierenden.

Am 18. Dezember 1939 verabschiedete die Regierung eine Deklaration, die die Ziele der Exilregierung beinhaltete:

Am 4. Januar 1940 wurde ein polnisch-französisches Militärabkommen unterschrieben. Im Frühling 1940 wurden die 1. Polnische Grenadierdivision, die 10. Panzerbrigade, die 1. Polnische Infanteriedivision und die Podhale-Schützen-Brigade gegründet.

In England (ab Juni 1940)

General Władysław Anders

Am 17. Juni 1940, kurz vor der Kapitulation Frankreichs, nahm die Exilregierung die Einladung von Churchill an und verlegte ihren Sitz nach London. Am 19. Juni befahl General Władysław Sikorski in einer Radioansprache den polnischen Soldaten und Freiwilligen in Frankreich, sich nach England durchzuschlagen. Einem Großteil der Flotte gelang dies[1] und auch viele polnische Soldaten konnten über Ungarn, Rumänien oder die Ostsee aus Polen entkommen.

Am 5. August 1940 wurde ein polnisch-britisches Militärabkommen unterschrieben, das den Polen die Bildung eigener Streitkräfte in Großbritannien ermöglichte. Es wurden die 1. Polnische Panzerdivision und die 1. Polnische Fallschirmjägerbrigade aufgestellt.

Am 29. September wurde der Dienst für den Sieg Polens, Służba Zwycięstwu Polski, gegründet, der Vorläufer der Polnischen Heimatarmee. Sie wurde der Regierungsvertretung im Lande unterstellt, die im gleichen Jahr gegründet worden ist.

Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion wurde am 30. Juli 1941 auf Initiative der britischen Regierung das Sikorski-Maiski-Abkommen unterschrieben. Am 12. August 1941 wurden Hunderttausende kriegsgefangene Polen in der Sowjetunion amnestiert und am 14. August wurde ein polnisch-sowjetisches Militärabkommen unterschrieben, das aus den Kriegsgefangenen die Bildung polnischer Streitkräfte in der Sowjetunion ermöglichte. Ihr Befehlshaber wurde Władysław Anders. Am 30. November kam General Władysław Sikorski nach Moskau, um mit Stalin über die Evakuierung dieser Streitkräfte in den Iran zu verhandeln, was schließlich zur Evakuierung von weit über 25.000 Polen aus der Sowjetunion führte. Aus diesen Soldaten entstand das 2. Polnische Korps.

Nach dem Bekanntwerden des Massakers von Katyn wurden die Beziehungen zwischen der Exilregierung und der Sowjetunion am 5. April 1943 beendet. Für die Exilregierung war es nun schwer, die Ereignisse in Polen mitzubestimmen; es war klar, dass die Befreiung Polens nicht durch die Westalliierten, sondern durch die Rote Armee geschehen würde und dass Stalin eine polnische Nachkriegsregierung nach seinen Vorstellungen einsetzen würde. Dennoch trat Stanisław Mikołajczyk im November 1944 von seinem Londoner Amt zurück und stellte sich als stellvertretender Regierungschef in Warschau zur Verfügung; später floh er dann in die Vereinigten Staaten.

Am 6. Juli 1945, nach dem Ende des Krieges und kurz vor Anfang der Potsdamer Konferenz am 17. Juli, entzogen die Verbündeten USA und Großbritannien der Exilregierung die Anerkennung. Das 1. Polnische Korps war jedoch noch bis 1947 als Besatzungsmacht im Emsland stationiert.

Die Nachkriegsjahre (1945–1990)

Wappen der Exilregierung in den Jahren 1956–1990

Irland, Spanien, Kuba und die Vatikanstadt waren die letzten Staaten, die die Polnische Exilregierung noch anerkannten.

Da das Potsdamer Abkommen eine friedensvertragliche Regelung mit Deutschland auf unbestimmte Zeit aufschob, sahen sich die exilpolnischen politischen Kreise (hinter denen immerhin einige Millionen Emigranten und viele Millionen in der Heimat standen) im Westen berechtigt, das Amt des Präsidenten und eine Schattenregierung als Symbole der polnischen Unabhängigkeit weiter bestehen zu lassen.

1954 kam es in der Exilregierung nach dem Bekanntwerden verdeckter CIA-Operationen in Polen (finanzielle und logistische Unterstützung der WiN im Austausch für Geheiminformationen aus der Volksrepublik Polen) zu einem Bruch, 80 % der anti-kommunistischen Exilpolen in Großbritannien verweigerten dem Präsidenten August Zaleski die Unterstützung und stellten sich auf die Seite des Dreierrats, der bis zum Tod von Zaleski existierte.

Exilpräsidenten:

Die Residenz des Präsidenten befand sich im vornehmen Londoner Stadtviertel Chelsea, 43 Eaton Place; unweit davon gibt es heute das Polnische Institut mit Museum und Dokumentationszentrum.

Am 22. Dezember 1990 übergab der letzte Präsident der polnischen Exilregierung, Ryszard Kaczorowski die Insignien des Präsidentenamtes der 2. Polnischen Republik (Vorkriegs-Polen) an den neuen, demokratisch gewählten Staatspräsidenten Polens, Lech Wałęsa.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Garlinski S. 17f.

Literatur

  • Detlef Brandes: Großbritannien und seine osteuropäischen Alliierten 1939–1943, Oldenbourg, München 1988, ISBN 3-486-54531-0, S. 25–29.
  • Marianne Gyger: Im Spannungsfeld zwischen Großmächten und Untergrundbewegungen. Die Polnische Exilregierung in London während des Zweiten Weltkrieges, Traugott Bautz, Nordhausen 2005, ISBN 978-3-883-09244-7.
  • Jósef Garliński: Poland in the Second World War, Palgrave Macmillan, Basingstoke 1985, ISBN 0-333-39258-2.

Weblinks


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