Leo Kottke

Leo Kottke
Leo Kottke (2007)

Leo Kottke (* 11. September 1945 in Athens, Georgia) ist ein US-amerikanischer Virtuose auf der akustischen Gitarre, der über eine dreißigjährige Karriere von Aufnahmen und Konzerten einen Folgekult von Gitarristen und Fans entwickelt hat. Indem er Folk-, Jazz- und Blueseinflüsse zu einem charakteristischen Fingerpicking-Stil synkopierter, polyphoner Musik verschmolz, nahm Kottkes Werk viel von der New-Age-Instrumentalmusikbewegung vorweg und wird oft als Teil der American-Primitivism-Bewegung gesehen – zum Teil weil er bei John Faheys Takoma Records Label unter Vertrag stand. Kottke hat eine Anzahl persönlicher Hindernisse überwunden, unter anderem teilweise Taubheit und eine karrieregefährdende Periode von Sehnenproblemen.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Als Jugendlicher in Muskogee (Oklahoma), spielte Kottke Posaune und Violine, bevor er auf die Gitarre umstieg und seinen eigenen unkonventionellen Fingerpicking-Stil entwickelte. Bei einem Unfall mit einem Feuerwerkskörper wurde sein Hörvermögen auf einem Ohr dauerhaft geschädigt, was sich durch Schießübungen während seiner Dienstzeit in der United States Naval Reserve verschlimmerte. Nach der Entlassung aus der Naval Reserve besuchte Kottke die St. Cloud State University in Zentral-Minnesota, wo er gerne die Vorlesungen schwänzte, um stattdessen stundenlang im Hörsaal Gitarre zu spielen.

Während er sich hauptsächlich auf Instrumentalkomposition und -spiel konzentrierte, sang Kottke gelegentlich auch in einem unkonventionellen aber ausdrucksstarken Bariton, dessen Klang er selbst als „Ziegenfürze an einem trüben Tag“[1] beschreibt. Im Konzert streut Kottke humorvolle, oft bizarre Monologe in eine Auswahl von Vokal- und Instrumentalstücken aus seiner gesamten Karriere, solo gespielt auf seinen speziell für ihn angefertigten sechs- und zwölfsaitigen Gitarren. Diese sind oft unkonventionell gestimmt; anfangs verwendete er vielfach offene Stimmungen, während er in den letzten Jahren traditionellere Stimmungen einsetzt, dabei aber seine Gitarren oft bis zu zwei Ganztöne unter die Standardstimmung stimmt.

Kottkes bekanntestes Album ist 6 and 12 String Guitar aus dem Jahr 1969, bekannt auch als „Armadillo-Album“ wegen des auf dem Cover abgebildeten Gürteltiers. In den frühen 1970ern gedrängt, Folk-Liedermacher statt reiner Instrumentalist zu werden, nahm er mit Begleitmusikern Alben wie Mudlark, Ice Water und Chewing Pine auf. Manches aus dieser Periode klingt heute überholt, und Kottke hat in den letzten Jahren begonnen, Stücke, die er in den frühen 1970ern schrieb und aufnahm, neu einzuspielen. Beispielsweise bot One Guitar No Vocals von 1999 eine neue instrumentale Version von Morning Is The Long Way Home von 1974, bei der die Gegenmelodie zur Geltung kommt, die auf der älteren Aufnahme hinter dem Gesang verborgen war.

Ständige Konzert- und Studiotätigkeit forderten in den frühen 1980ern ihren Tribut von Kottke, und er litt an schmerzhafter Sehnenscheidenentzündung und damit verbundenen Nervenschäden, die die Fortsetzung seiner Karriere bedrohten. Er änderte seinen Picking-Stil von einem folkbasierten Ansatz (mit Fingerpicks) in einen eher klassischen Stil (mit Fingerkuppen und immer weniger Einsatz von Fingernägeln sowie mit einer geänderten Haltung der rechten Hand), der die Sehnen weniger beansprucht. Gleichzeitig wechselte er von den größeren Labels Capitol und Chrysalis zum kleineren Private Music-Label, und seine Musik spiegelte einen zunehmend lyrischeren und weniger auffallenden Stil wider. Wegen dieses Wechsels und seiner Beziehung zu Private Music wurde Kottkes Werk aus dieser Phase oft in die New Age Music im Windham-Hill-Stil eingeordnet, obwohl seine Musik zu eklektisch und kantig blieb, um in diese Kategorie zu passen.

Kottke hat auf seinen Schallplatten mit seinem Mentor John Fahey, mit Chet Atkins, Lyle Lovett, Margo Timmins von den Cowboy Junkies, den Violent Femmes und Rickie Lee Jones zusammengearbeitet. Er hat Stücke von Tom T. Hall, Johnny Cash, Carla Bley, Fleetwood Mac, The Byrds, Jorma Kaukonen, Kris Kristofferson, Randall Hylton und vielen anderen aufgenommen. Außerdem ist er ein häufiger Gast in der US-Radioshow A Prairie Home Companion.

Im Jahr 2002 arbeitete Kottke mit Mike Gordon (Bassist der Band Phish) auf Clone zusammen, einem Album mit Instrumental- und Vokalstücken beider Musiker. Ein zweites Album mit Gordon, Sixty-Six Steps, folgte 2005, und das Duo ging mit beiden Programmen auf Tour.

Diskografie

Alben

  • 6 and 12 String Guitar (1968)
  • 12 String Blues (1968)
  • Circle ‘Round the Sun (1970)
  • Mudlark (1971)
  • Greenhouse (1972)
  • My Feet Are Smiling (1973)
  • Ice Water (1974)
  • Leo Kottke/Peter Lang/John Fahey (1974)
  • Dreams And All That Stuff (1974)
  • Chewing Pine (1974)
  • Leo Kottke (1976)
  • Burnt Lips (1978)
  • Balance (1979)
  • Live in Europe (1980)
  • Guitar Music (1981)
  • Time Step (1983)
  • A Shout Toward Noon (1986)
  • Regards From Chuck Pink (1988)
  • My Father’s Face (1989)
  • That’s What (1990)
  • Essential Leo Kottke (1991, Kompilation. Zeitraum: 1976-83)
  • Great Big Boy (1992)
  • Peculiaroso (1994)
  • Live (1995)
  • Live in Europe (1995)
  • Standing in my Shoes (1997)
  • One Guitar No Vocals (1999)
  • The Best (2002, Kompilation. Zeitraum: 1973-1978)
  • Clone (Leo Kottke, Mike Gordon, 2002)
  • Try and Stop Me (2004)
  • Sixty-Six Steps (Leo Kottke, Mike Gordon, 2005)

DVDs

  • Leo Kottke - Home & Away Revisited (2003)
  • Fingerstyle Guitar: New Dimensions & Explorations Vol. 1 (2010)

Literatur

  • Barry Graves/Siegfried Schmidt-Joos: Das neue Rock-Lexikon, S. 439 f. Vollständig überarbeitete und erweiterte Neuausgabe. rororo Handbuch 6320, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1990. ISBN 3-499-16321-7

Einzelnachweise

  1. Graves/Schmidt-Joos: Das neue Rock-Lexikon, Bd. 1, S. 439 f.

Weblinks


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