Leopold von Hoesch

Leopold von Hoesch
Leopold von Hoesch (links), 1932

Leopold von Hoesch (* 10. Juni 1881 in Dresden; † 10. April 1936 in London) war ein deutscher Diplomat.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Leopold von Hoesch entstammte der deutschen Industriellenfamilie Hoesch und war Sohn des 1912 in den erblichen Adelsstand erhobenen Industriellen Hugo von Hoesch (1850–1915) und der Mathilde Friederike von Schoeller (1857–1913), Tochter des Montanindustriellen Gustav Adolph von Schoeller. Er studierte Rechtswissenschaften in Heidelberg, wo er 1902 Mitglied des Corps Saxo-Borussia wurde.[1] Anschließend wurde er zum Dr.iur. promovierte und im Dezember 1907 ins Auswärtige Amt berufen.

Im Ersten Weltkrieg kämpfte er zwischen 1914 und 1915 an der Front, zuletzt im Rang eines Oberstleutnants, mit den Einsatzgebieten Sofia und Konstantinopel. Danach, zwischen 1917 und 1918, arbeitete er als Legationsrat und war so unter anderem Delegationsmitglied bei den Friedensverhandlungen in Brest-Litowsk und Bukarest.

Am 13. August 1918 wurde er Gesandtschaftsrat in Kristiania, dem heutigen Oslo, am 6. Dezember 1919 Geschäftsträger in Madrid, am 31. Januar 1921 Botschaftsrat in Paris.

Während der Zeit der Ruhr-Besetzung übernahm von Hoesch im November 1923 kommissarisch die Leitung der deutschen Botschaft in Paris, um, nicht zuletzt auf Betreiben des französischen Ministerpräsidenten Raymond Poincaré, am 17. Februar 1924 das Beglaubigungsschreiben als Botschafter übergeben zu können.

Insbesondere bei den Vorvertragsverhandlungen über das Vertragswerk von Locarno tat sich von Hoesch als Vermittler zwischen Reichsaußenminister Gustav Stresemann und dem französischen Außenminister Aristide Briand hervor.

Giro der Hund — sein Grab ist außerhalb der ehemaligen deutschen Botschaft in London.

Nachdem Konstantin Freiherr von Neurath am 2. Juni 1932 zum Reichsminister des Auswärtigen berufen wurde, trat von Hoesch am 2. November 1932 dessen Nachfolge als Botschafter in London an.

Er galt unter den deutschen Missionschefs der Zwischenkriegszeit als der fähigste Diplomat. Zu seinen persönlichen Gegnern sollte nach 1933 schnell Joachim von Ribbentrop zählen. Der Grund dieses Konflikts lag in der Tatsache, dass von Ribbentrop als „außerordentlicher Botschafter in besonderer Mission“ im Juni 1935 das deutsch-britische Flottenabkommen ausgehandelt hatte, obwohl Hoesch, der von diesen Verhandlungen ausgeschlossen worden war, zuvor ein Scheitern vorausgesagt hatte.

Hoesch verfügte über gute Beziehungen zum britischen Königshaus und zu Kriegsminister Alfred Cooper. Dies war nur einer der Faktoren, weshalb er allmählich das Vertrauen von Adolf Hitler und Hermann Göring erlangte. König Eduard VIII. charakterisierte ihn als „Guten Diplomatischen Vertreter des Deutschen Reichs, und Schlechten Vertreter des Dritten Reichs“.

Hoeschs Warnungen vor einem deutschen Einmarsch in die entmilitarisierte Zone des Rheinlands, durch den der als Lebenswerk des Diplomaten angesehene Locarno-Vertrag von 1925 zerrissen wurde, blieben von Hitler ungehört. Auch erwies sich der am 21. März 1936 nach Berlin übermittelte Eindruck, dass „Europa nur knapp an einem Brand vorbeigekommen sei“, angesichts der Reaktionen der Westmächte als übertrieben.

Leopold von Hoesch erlag am 10. April 1936 einem Herzschlag. Kurz nach seinem Tod kursierten in der britischen Boulevardpresse Theorien über einen angeblichen Suizid des Botschafters oder über eine Ermordung durch die Gestapo. Im August 1936 übernahm Joachim von Ribbentrop seinen Posten als Botschafter in London.

Literatur

  • Keiper, Gerhard (Bearb.): Biographisches Handbuch des deutschen auswärtigen Dienstes. Band 2: G - K: Gerhard Keiper, Martin Kröger. Schöningh, Paderborn 2005 ISBN 3-506-71841-X
  • Ekkhart Verschau: Leopold von Hoesch. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, S. 367 f.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1960, 66, 1107

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