- Libanonisierung
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Balkanisierung, oft auch Libanonisierung[1], ist ein Schlagwort für die Aufsplitterung von Vielvölkerstaaten in mehrere kleine, einander oft feindlich gegenüberstehenden Nationalstaaten.[2] Der Begriff wird oft in Zusammenhang mit der Problematik von bedrohten Minderheiten verwendet, die sich aus einer Nation herauszulösen versuchen. Ein grundlegendes Prinzip, das die Entstehung von vielen Kleinstaaten ermöglichte, war das Selbstbestimmungsrecht der Völker, welches insbesondere von den Ideen des US-amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson geprägt war.
Der Begriff bezeichnete ursprünglich die von den europäischen Großmächten geförderte Auflösung des Osmanischen Reiches, vor allem auf der Balkanhalbinsel, während des 19. Jahrhunderts. Durch den Zerfall Österreich-Ungarns nach dem Ersten Weltkrieg entstanden weitere neue Staaten, darunter Jugoslawien. Dieses zerfiel in Folge der Jugoslawienkriege wiederum in kleinere Staaten.
Darüber hinaus findet der Begriff inzwischen weitreichendere Anwendung für Vorgänge, in denen große Gebilde in viele kleine zerfallen. Eine weitere Bedeutung ist der Verfall von Guten Sitten analog zu den Jugoslawienkriegen: Die Balkanisierung eines Verhaltens, zum Beispiel die Nichtbeachtung der journalistischen Distanz.
Im kollektiven Arbeitsrecht beschreibt der Begriff (auch engl. "balcanisation") die Sorge, dass bei einem Abweichen vom Industrieverbandsprinzip ("Ein Betrieb - eine Gewerkschaft", Grundsatz der Tarifeinheit) und einem möglicherweise daraus folgendem wahllosen Nebeneinander von Tarifverträgen die Gefahr besteht, dass es zu Störungen im Betriebsfrieden oder einem großen Anstieg von Streiks kommen könnte.[3]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Hobsbawm, Eric J (1990). "Nationen und Nationalismus. Mythos und Realität seit 1780". S. 214
- ↑ http://www.britannica.com/EBchecked/topic/50323/Balkanization
- ↑ Gamillscheg, Franz: Kollektives Arbeitsrecht, Bd.1, München 1997, S. 752 f.
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