- Lichtabfall
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In der Fototechnik wird eine Abschattung zum Bildrand hin, die durch eine axiale Anordnung zweier Öffnungen hervorgerufen wird, als Vignettierung bezeichnet.
In der fotografischen Praxis wird der Begriff oft fälschlicherweise etwas großzügig ausgelegt und auch für Randlichtabfall benutzt.
Deshalb werden hier auch diese Phänomene besprochen.
Inhaltsverzeichnis
Echte Vignettierungen
Optische Vignettierung
Die Ursache der optischen Vignettierung liegt darin, dass die Lichtstrahlen, die auf die Bildebene auftreffen, sowohl die Eintrittsöffnung (z. B. eine Linse) als auch die Austrittsöffnung (und möglicherweise noch weitere Öffnungen, z. B. Linsen oder Blenden) durchtreten müssen. Ab einem bestimmten Abstand von der optischen Achse „sieht“ ein Film in der Bildebene durch die Austrittsöffnung nur noch den Rand der Eintrittsöffnung, bei noch größeren Abständen ist die Eintrittsöffnung überhaupt nicht mehr zu sehen - und daher kann dort auch kein Licht mehr auf die Bildebene treffen. Die Animation verdeutlicht diese Zusammenhänge:
Es mag hier der Eindruck entstehen, dass eine Blende für die Vignettierung verantwortlich ist. Tatsächlich gelten dieselben Zusammenhänge, wenn sich anstelle einer Blende eine zweite Linse im Strahlengang befindet (wie z. B. bei einem Fernrohr). Dabei werden die Strahlenbündel je nach Art der Linse noch zusätzlich gebündelt bzw. aufgefächert.
Im folgenden ist dies am Beispiel eines sogenannten Telephoto-Designs veranschaulicht (Telephoto-Design bezeichnet ein Konstruktionsprinzip, das gerne verwendet wird, um die Baulänge von langbrennweitigen Objektiven zu verkürzen). Es ergibt sich dieselbe Vignettierung durch die Öffnung der Austrittslinse wie bei einer Blendenöffnung:
Die optische Vignettierung kann durch Abblenden reduziert werden, u. U. sogar soweit, dass das gesamte Bild vollständig frei von optischer Vignettierung ist. Auf den ersten Blick scheint es erstaunlich, dass man eine Verdunkelung durch noch weiteres „Abschatten“ durch die Blende reduzieren kann. Tatsächlich vergrößert man durch das Abblenden den vignettierungsfreien Bereich - aber man verkleinert dadurch auch gleichzeitig den maximal nutzbaren Bereich. Die Zone der Vignettierung wird dadurch schmaler.
Man erkennt, dass sich durch Abblenden der vignettierungsfreie Bildkreis vergrößert. Dies ist von Bedeutung z. B. in der Großformatfotografie. Viele Objektive für Großformat erlauben es, durch Abblenden einen größeren Bildkreis zu nutzen. Aber auch normale Kleinbild- oder Kompaktkamera-Objektive zeigen bei Offenblende eine sichtbare Vignettierung, die gegebenenfalls durch Abblenden reduziert werden muss.
Umgekehrt bedeutet dies auch, dass Objektive für kleine Aufnahmeformate (Crop-Sensor, z. B. APS-C) bei vergleichbarem Materialaufwand mit einer größeren Anfangsblende (und somit lichtstärker) gebaut werden können ohne dadurch stärker zu vignettieren als Objektive für größere Aufnahmeformate.
Maximale Leuchtdichte
Bei Teleobjektiven ist die Anfangsblende möglicherweise so weit geöffnet bzw. das Telephoto-Glied so groß, dass die Vignettierung bereits im Bildzentrum beginnt, die vignettierungsfreie Zone also völlig verschwindet. Die Zone der Vignettierung ist aber so breit, dass die Helligkeit nur langsam abfällt. Der Film „sieht“ im Bildzentrum durch die Austrittsöffnung die ganze Eintrittslinse. Ein weiteres Vergrößern der Austrittsöffnung würde das Bild im Bildzentrum deshalb nicht weiter aufhellen. Die Leuchtdichte im Bildzentrum würde nicht mehr größer, während sich hingegen die fotografische Lichtstärke rein rechnerisch weiter vergrößern würde.
Analogien
Die geometrischen Verhältnisse ändern sich nicht, wenn eine Öffnung sozusagen invertiert wird und das ursprüngliche „Loch“ durch eine undurchsichtige Scheibe ersetzt wird. Die vignettierungsfreie Zone wird dann zum Kernschatten, die Zone der Vignettierung wird zum Halbschatten und die vollständig abgedunkelte Zone wird zur vollständig schattenfreien Zone. Vignettierung kann geometrisch also wie z. B. eine Sonnenfinsternis betrachtet werden.
Mechanische Vignettierung
Abschattungen - mitunter auch als mechanische oder physikalische Vignettierung bezeichnet - werden beispielsweise durch falsch gewählte Streulichtblenden oder zu viele Filter oder Vorsatzlinsen, deren Fassungen die Randstrahlen abblenden, hervorgerufen. Es hat im Grunde genommen nichts mit der Objektivkonstruktion zu tun, wenn auf das Objektiv montierte Objekte - oder der eigene Finger - bei der Aufnahme ungewollt ins Bild geraten.
Pixel-Vignettierung
Pixel-Vignettierung ist ein Randlichtabfall der ausschließlich digitale Aufnahmemedien betrifft. Er kommt dadurch zustande, dass die einzelnen lichtempfindlichen Elemente eines digitalen Bildsensors nicht auf der Oberfläche des Sensors liegen, sondern sich konstruktionsbedingt in winzigen Vertiefungen befinden. So wie die flachen Lichtstrahlen der Abendsonne nicht mehr in die Täler reichen, können auch flach auftreffende Lichtstrahlen die lichtempfindliche Fläche der Photodiode nur noch teilweise ausleuchten. Die Pixel-Vignettierung lässt sich technisch prinzipiell verbessern, z. B. durch Einsatz von Mikrolinsen. Moderne Bildsensoren kompensieren die Pixel-Vignettierung durch entsprechende Algorithmen bereits elektronisch „On-Chip“.
Randlichtabfall
Beim Randlichtabfall handelt es sich eigentlich nicht um eine Vignettierung, denn die Ursache für den Randlichtabfall ist keine Abschattung.
Natürlicher Randlichtabfall
Der natürliche Randlichtabfall – fälschlicherweise oft auch natürliche Vignettierung genannt – führt zu einer stetigen Verdunkelung des Bildes zu den Bildecken hin. Die größte wirksame Blende eines Objektivs verringert sich, je weiter das abzubildende Objekt von der optischen Achse entfernt ist. Das Maß des Lichtabfalls ist annähernd proportional zur vierten Potenz des Cosinus des Winkels zur optischen Achse (Cos4-Gesetz). Der natürliche Randlichtabfall kann weder durch Abblenden noch durch konstruktive Maßnahmen eliminiert werden; er kann bestenfalls durch eine geeignete Objektivbauweise etwas reduziert werden. Diese Art der Vignettierung ist am auffälligsten bei der Abbildung von Flächen gleichmäßiger Helligkeit.
Randlichtabfall durch ungenügende Beleuchtung
Mitunter werden auch Randabdunkelungen durch eine mangelhafte Ausleuchtung z. B. durch den Elektronenblitz fälschlicherweise als Vignettierung bezeichnet. Beispielsweise leuchtet ein auf die Kamera montiertes (oder eingebautes) Blitzgerät ein flaches Objekt ungleichmässig aus - die Teile des Motivs, die am weitesten von der Lichtquelle entfernt sind werden schwächer ausgeleuchtet als nahe liegende Teile der Szene. Leuchtet das Blitzgerät einen kleineren Winkel aus, als vom Objektiv auf dem Aufnahmemedium abbildet wird (siehe Bildwinkel), hat dies auch eine Randabdunkelung zur Folge.
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