- Liebesehe
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Von einer Liebesheirat spricht man, wenn das Motiv für die Schließung einer Ehe die Liebe des Paares für einander ist (im Gegensatz dazu: Vernunftehe, arrangierte Heirat, Zwangsheirat).
Geschichte
Geschichtlich betrachtet ist die Liebesheirat ein relativ junges Phänomen. Die Forderung, dass Zuneigung und nicht Pflicht die Basis eines gemeinsamen Lebens bilden sollte, wurde 1761 von Jean-Jacques Rousseau in seinem Erfolgsroman Julie oder Die neue Heloise erhoben und von der beginnenden Romantik übernommen, z.B. in den Romanen Paul und Virginie von Bernardin de Saint-Pierre (1788) und Lucinde (1799) von Friedrich Schlegel.
Interessant vor diesem Hintergrund sind also eigentlich nicht Shakespeares Romeo und Julia, sondern Julie und Saint-Preux als das Liebespaar schlechthin.
In der folgenden Zeit wurde das romantische Ideal einer Heirat aus Liebe zwar immer populärer, die übliche Partnersuche verlief aber weiterhin (in den allermeisten Fällen) nach sachlichen Kriterien, wie z. B. Vermögen, Status und Herkunft. Die daraus entstehenden Versorgerehen wurden jedoch zunehmend von der bürgerlichen Frauenbewegung als "unsittlich" kritisiert.
Doch immer wieder kann in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und sozialer Umbrüche beobachtet werden wie die traditionellen Lebensmodelle ihren Reiz wiedergewinnen, so auch in den 50er Jahren. Nach zwei Weltkriegen und den Schrecken des Nationalsozialismus sehnten sich die Menschen nach Ruhe, Ordnung und Beschaulichkeit, d. h., sie erfüllten die Rollen, die die traditionelle christliche Vorstellung von Ehe und Familie für Männer und Frauen vorsah (er Versorger, sie Hausfrau und Mutter).
Aber die Kinder, die in dieser Zeit aufwuchsen, rebellierten, und die 68er-Bewegung, die darauf folgende zweite Frauenbewegung in den 1970ern sowie die sexuelle Revolution führten zu weitreichenden gesellschaftlichen und gesetzlichen Änderungen: Die Gleichstellung von Frauen und Männern, das Recht von Ehefrauen, auch gegen den Willen ihrer Männer einen Beruf zu ergreifen, sowie immer mehr Frauen die selbst Karriere machten, sprich, die Frauen wurden ökonomisch unabhängig. Damit waren sie vom Zwang befreit, sich einen „Versorger“ suchen zu müssen und „Liebe“ als Grund für eine Eheschließung wurde zur Norm.
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