Liegnitzer Ritterakademie

Liegnitzer Ritterakademie
Ritterakademie Liegnitz

Die Liegnitzer Ritterakademie war eine im 18. Jahrhundert errichtete Schule für den schlesischen Adel, die später bis 1945 als allgemeines Gymnasium existierte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Herzog von Liegnitz, Georg Rudolf († 1653) aus dem Hause der Piasten, der kinderlos starb, hinterließ in seinem Testament von 1646 erhebliche Mittel für die Errichtung einer Schule für adelige protestantische Knaben aus Schlesien, die unter der Verwaltung der Liegnitzer Johanniskirche (auch Hofkirche genannt) stand und den Namen Johannisstiftung trug. Nach dem Tode seines Großneffen Georg Wilhelm I. von Liegnitz-Brieg-Wohlau (geboren 1660, Herzog 1672–1675), des letzten regierenden Piasten, fielen dessen Lande 1675 als erledigtes Lehen an die Habsburger und eine Epoche der Gegenreformation und erzwungener Katholisierung Schlesiens begann. Die Mittel der Johannisstiftung wurden vom Kaiser eingezogen und die Johanniskirche, bis dahin reformiert, den Jesuiten übergeben. Erst nach der Altranstädter Konvention von 1708 wurden die Mittel der Johannisstifung wieder freigegeben und eine neue Adelsschule, die Ritterakademie geschaffen, die nun paritätisch adligen Knaben von beiden Konfessionen diente. Im Jahre 1811 wurde die Akademie für alle, auch für Bürgerliche, geöffnet und 1901 in eine staatliche Schule verwandelt, die bis 1945 existierte.

Das monumentale Palais der Ritterakademie wurde in den Jahren 17261738 im Stil des Barock nach Plänen des berühmten Joseph Emanuel Fischer von Erlach erbaut und überdauerte glücklich den 2. Weltkrieg, weniger glücklich dagegen die Zeit, als es Hauptquartier der bis 1992 in Schlesien stationierten sowjetischen Truppen war. Das Palais wird seit Jahren restauriert, gehört aber heute zu den Liegnitzer Sehenswürdigkeiten.

Noch zu Beginn des 20.Jahrhunderts trugen die "Zöglinge" eine blaue Uniform mit gelbem Kragen und gelben Aufschlägen, mit blaugelber Schirmmütze, aber keine Waffe.

Lehr- und Führungskräfte

  • 1708: August Bohse (1661–1740), Dr. jur., war ab 1708 Professor an der Ritterakademie
  • 1788: Karl Abraham Freiherr von Zedlitz (1731–1793), preußischer Justiz- und Unterrichtsminister (ab 1770), war von 1788 bis 1789 Direktor der Ritterakademie
  • 1815: Friedrich Kruse (1790–1866), Dr. phil, Historiker, war um 1815 Lehrer an der Ritterakademie
  • 1818: Carl Friedrich Mosch (1784–1859), Mineraloge, Zeichner und Schriftsteller, war von 1818 bis zu seiner Pensionierung 1835 Lehrer an der Ritterakademie
  • 1897–1907: Karl-August Graf von Kospoth, Gutsbesitzer, Kurator der Ritterakademie
  • 1910: Hans Ernst Graf von Carmer-Zieserwitz (1861–1922), Gutsherr auf Zieserwitz, Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses und des Reichstages, preußischer Major, war um 1910 Kurator der Ritterakademie und des St. Johannis-Stifts
  • 1910: Antonius Dietrich von Auer (1860–1923), preußischer Major, war um 1910 Gouverneur der Ritterakademie

Zöglinge

Literatur

  • Hugo Weczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten – Schlesien, Stuttgart 1977.
  • Alexander Hartmann: Der Neubau der Ritterakademie Liegnitz (1728–1738), in: "Beiträge zur Kunstgeschichte Ostmitteleuropas" von Hanna Nogossek und Dietmar Popp (Hrsg.), Heft 13, Band VIII, Marburg 2001, ISBN 3-87969-296-3
  • Peter Mainka: Die Erziehung der adligen Jugend in Brandenburg-Preußen; Curriculare Anweisungen Karl Abrahams von Zedlitz und Leipe für die Ritterakademie zu Liegnitz; eine archivalische Studie zur Bildungsgeschichte der Aufklärungszeit, in: Wissenschaftliche Schriften des Vereins für Geschichte Schlesiens, Band 3, Würzburg 1997, ISBN 3-931889-01-7
  • Theo Dames: Zur Baugeschichte der Liegnitzer Ritterakademie; Der Baumeister Martin Frantz, 1973, ISBN 3878880235

Siehe auch

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