Linachtalsperre

Linachtalsperre
Linachtalsperre
Linachtalsperre, nicht geflutet, von der Wasserseite aus gesehen
Linachtalsperre, nicht geflutet, von der Wasserseite aus gesehen
Lage: Schwarzwald-Baar-Kreis
Zuflüsse: Linach
Größere Orte in der Nähe: Vöhrenbach
Linachtalsperre (Baden-Württemberg)
Linachtalsperre
Koordinaten 48° 1′ 6″ N, 8° 17′ 26″ O48.0183333333338.2905555555556Koordinaten: 48° 1′ 6″ N, 8° 17′ 26″ O
Daten zum Bauwerk
Bauzeit: 1922–1925
Höhe über Talsohle: 25 m
Höhe über Gründungssohle: 36 m
Höhe über Gewässersohle: 29,4 m
Höhe der Bauwerkskrone: 849,5 m
Bauwerksvolumen: 7.000 m³
Kronenlänge: 143 m
Kraftwerksleistung: 0,630 MW
Daten zum Stausee
Höhe des Stauziels: 847,45 m
Wasseroberfläche bei Vollstau: 11 ha
Speicherraum: 1,1 Mio. m³dep1
Einzugsgebiet: 10,8 km²
Bemessungshochwasser: 30 m³/s

Die Linachtalsperre in Vöhrenbach (Schwarzwald-Baar-Kreis, Baden-Württemberg) ist eine 25 Meter hohe und 143 Meter lange Talsperre (Pfeilerstaumauer) aus Beton. Sie ist die einzige Gewölbereihenstaumauer in Deutschland und steht unter Denkmalschutz. Aus Kostengründen wurde diese materialsparende Bauweise gewählt. Weitere Beispiele für das Konstruktionsprinzip einer solchen Staumauer in „aufgelöster Bauweise“ gibt es unter anderem in Belgien, Italien, Frankreich, der Schweiz und in den USA. In Deutschland gibt es nur noch eine andere Pfeilerstaumauer: die Oleftalsperre. Diese wurde allerdings in Pfeilerzellenbauweise gebaut. Das ist ein etwas anderes Konstruktions-Prinzip als die Linachtalsperre.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erbaut wurde die Talsperre im Linachtal (Seitental der Breg) von 1922 bis 1925 durch die Stadt Vöhrenbach zur Stromgewinnung mittels Wasserkraftwerk. 1969 wurde der Kraftwerksbetrieb eingestellt. Ausschlaggebend dafür war eine Zahlung des regionalen Energieversorger-Unternehmens in Höhe von 300.000 DM.[1] Statt auf die Eigenversorgung setzte man damals auf langjährige Lieferverträge mit diesem Fremdversorger. Die Ablösesumme rechnete sich daher für beide Seiten. Da man die Abrisskosten scheute, blieb die Anlage erhalten. 1988 wurde aus Sicherheitsgründen das Wasser abgelassen. Seitdem diente das Tal vorwiegend als Naherholungsgebiet. Nach einer Sanierung wurde 2007 das Wasser wieder aufgestaut.

Kraftwerkshaus bei der Kohlbrücke

Das Kraftwerkshaus der Linachtalsperre im Winter 2003

Das zur Linachtalsperre gehörende Kraftwerkshaus wurde in den Jahren 1922–1924 in Jugendstil-Bauweise errichtet. Es liegt rund zwei Kilometer unterhalb der Talsperre im Linachtal. Über einen Stollen und eine Druckrohrleitung wird das Wasser vom See zum Wasserschloss oder Schieberhaus und anschließend über die Fallrohrleitung mit einem Höhenunterschied von etwa 80 m auf die Turbinen im Krafthaus geleitet.

Die Erstausrüstung damals waren zwei 340 PS starke Francis-Spiral-Turbinen und eine Freistrahlturbine mit 60 PS zur Stromerzeugung. In den 1940er Jahren wurden die Originalturbinen ausgetauscht. Die dann installierten Turbinen (drei Francis-Spiral-Turbinen) sind heute noch funktionstüchtig und werden mit dem seit 1998 errichteten Ausleitungskraftwerk zur Stromgewinnung genutzt.

Sanierung

Linachtalsperre von der Talseite aus gesehen

Auf Initiative von Bürgern aus der Region wurde das Kraftwerk in den 1990er-Jahren reaktiviert. Seit 1998 wird mit einem Ausleitungskraftwerk über die Turbinen wieder Strom erzeugt. Seit 1999 kümmert sich ein Förderverein darum, die Staumauer wieder in einen betriebssicheren Zustand zu bringen. An der Finanzierung beteiligen sich eine Reihe von öffentlichen Stellen und Stiftungen.

Linachtalsperre während der ersten Aufstauung nach der Sanierung

Die wasserrechtliche Genehmigung für den Wiederaufstau wurde vom Regierungspräsidium Freiburg im März 2005 erteilt. In den Jahren 2006 und 2007 wurde die Staumauer komplett saniert. Auf der Luftseite wurde eine aufwendige Betonsanierung durchgeführt, wobei die Schadstellen mit Wasserstrahltechnik abgestrahlt und mit speziellem Spritzbeton repariert wurden. Die Wasserseite wurde mit Geomembranabdichtung beschichtet und damit dauerhaft abgedichtet. Am 16. März 2007 begann der Probestau. Im Herbst 2007 wurde der Vollstau erreicht. Das Kraftwerk wurde an die geänderten Bedingungen des Vollstaus angepasst und am 15 Dezember 2007 konnte es mit einem „Lichtfest“ wieder offiziell in Betrieb genommen werden. In Zukunft soll das „Erneuerbare Energien“-Kraftwerk jährlich 1,2 Millionen Kilowattstunden ins Stromnetz einspeisen. Am 25. Juni 2008 wurde die Genehmigung zum regulären Aufstauen erteilt, somit läuft seit diesem Zeitpunkt das Kraftwerk im Normalbetrieb.

Tourismus

Die Stadt Vöhrenbach erhofft sich von dem Stausee ein Potenzial als Touristen-Attraktion.[1] Die Staumauer ist nach den Bauarbeiten jetzt wieder begehbar. Rund um den Stausee wurde ein Pfad mit integriertem Wasserkraft-Lehrpfad angelegt. Auf diesem Weg lassen sich viele Pflanzen leicht beobachten, da sie in Kopfhöhe an der Böschung wachsen und man sowohl durch trockenwarme (Nordufer) und feuchte (Südufer) Biotope läuft. Das Kraftwerksgebäude ist als Museum zugänglich.

Siehe auch: Liste von Talsperren in Deutschland

Stauseetheater

Im Sommer 2008 wurde unterhalb der Staumauer das Freilichttheater De Linacher Stausee von Bernhard Dorer aufgeführt. Es handelt vom Bau der Linachtalsperre in den 1920er Jahren. Zu den sechs Aufführungen kamen etwa 5000 Besucher. Für diese Veranstaltung wurde unterhalb der Staumauer eine Naturtribüne für knapp über 1000 Zuschauer angelegt. 2011 feierte die Laienspielgruppe Linach ihr 100-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass wurde das Stauseetheater nochmals aufgeführt. Es kamen zu fünf Aufführungen 3000 Besucher.

Das Stück spielt in den 1920er-Jahren und erzählt die Geschichte der frei erfundenen Familie von Leopold Läufer. Diese wohnt im Dotter-Kathrin-Hisle während der Zeit des Baus der Linacher Talsperre. Die Familie wird hart vom Entschluss der Gemeinde Vöhrenbach zum Bau der Staumauer, welche zur Beseitigung des notorischen Strommangels und zur Sicherung des industriellen Wachstums errichtet werden soll, getroffen: Ihr Haus wird dem Stausee weichen müssen.

Bernhard Dorer beschreibt im Stück „De Linacher Stausee“ die harten Lebensbedingungen nach dem Ersten Weltkrieg. Die ureigenen Schwarzwälder Eigenarten damit umzugehen werden humorvoll und treffend dargestellt. Gespielt wird das Freilichttheaterstück von der Laienspielgruppe Linach. Regisseur der Laienspielgruppe ist Florian Klausmann. Insgesamt hat das Theaterstück 30 Sprechrollen. Mit dabei ist auch der Männergesangverein Linach mit 25 Sänger. Ebenso kommen noch 30 Statisten hinzu.

Literatur

  • Wilfried Dold, Bernhard Adler, Bernward Janzing, Werner Seim: Das große Buch der Linachtalsperre, Dold Verlag 2008, ISBN 978-3-927677-75-3.

Siehe auch

 Commons: Linach-Talsperre – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Weblinks

Quellen

  1. a b Einmaliges Kraftwerk saniert (Frankfurter Rundschau vom 16. März 2007)

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