Litzenberg

Litzenberg

Willy Litzenberg (* 27. November 1900 in Liebenwalde; † 1964 in Würzburg) war SS-Obersturmbannführer und Kriminalrat.

Er war Soldat im Ersten Weltkrieg. Nach Kriegsende wurde er 1918 Angehöriger eines Freikorps. Litzenburg studierte mehrere Semester Rechtswissenschaften, brach das Studium aus ökonomischen Gründen 1924 ab. In den Jahren 1925 bis 1928 erfolgte seine Ausbildung bei der Polizei, die er nach bestandener Prüfung zum Kommissar am 10. Oktober 1928 abschloss.

Am 1. Mai 1929 trat er seinen ersten Dienst als Kriminalkommissar in der Abteilung K im Berliner Polizeipräsidium an. Nach der NS-Machtübernahme wurde er in die Abteilung IA versetzt. Am 1. Mai 1933 trat er in die NSDAP als Mitglied Nr. 2 593 248 ein. Am 17. Juli 1933 trat er seinen Dienst bei der Gestapo an.

Im Geschäftsverteilungsplan vom 22. Januar 1934 wurde er im Dezernat III C aufgeführt, das von Gerichtsassessor Dr. Hans-Walter Rhode geführt wurde. Dieses Dezernat befasste sich mit dem Sachgebiet Konterrevolutionäre Bestrebungen. Litzenberg wurde hier im Außendienst eingesetzt, der von Kriminalkommissar Dr. Emil Berndorff geführt wurde. Zum Kriminalrat wurde er am 1. April 1935 befördert.

Mitglied der SS wurde er im Februar 1937 mit der Nr. 290 171. Am 1. Januar 1939 erfolgte seine Übernahme ins Hauptamt der Sicherheitspolizei. Im Zuge mehrfacher Neuordnungen wurden die Referate der Bekämpfung des Kommunismus, das Referat Reaktion/Opposition und das Referat Sabotagebekämpfung und Fälschungen in der Gruppe IV A des RSHA zusammengefasst.

Im Zuge des Attentats vom 20. Juli 1944 gehörte Litzenberg einer Sonderkommission an, die sich mit der Ermittlung der Hintergründe befasste. Als der Reichskriminaldirektor, Arthur Nebe, untertauchte, gelang es Litzenberg, ihn nach Verrat in seinem Versteck festzunehmen. Der Chef der Gestapo, Heinrich Müller, hatte ihn vom 5. Mai 1941 wie folgt beurteilt:

„Seine kriminalistischen Fähigkeiten sind höher zu bewerten als seine politische Konzeption. Fleiss und Tatkraft werden stark gehindert durch eine innere Krankheit. Legt gegen sich und andere Mitarbeiter einen besonders scharfen Maßstab an. In politischer und weltanschaulicher Hinsicht absolut einwandfrei. Desgleichen in charakterlicher Hinsicht. Wirkt nach außen zwar ablehnend, mißtrauisch, negativ, ist jedoch seinen Mitarbeitern gegenüber ein sehr guter Kamerad.“

Am 9. November 1944 wurde er zum SS-Obersturmbannführer befördert. Nach Kriegsende blieb er mehrere Jahre in Internierungshaft. Im Nürnberger Prozess wurde er als Zeuge vernommen, wobei seine Aussagen über das KZ Columbia herausragten.

Referenzen

  • Christoph Graf, Politische Polizei zwischen Demokratie und Diktatur, Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, Bd. 36, 1983
  • Michael Wildt, Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes, Hamburger Edition 2003, ISBN 3930908875

Weblinks


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