- Liutwin
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Der Heilige Liutwin (auch Lutwin oder Ludwin oder Leodewin, lat. Lutwinus; † 717 in Reims) war Klostergründer in Mettlach und Bischof in Trier, Reims und Laon. Sein Gedenktag ist der 23. September. Jährlich findet in Mettlach in der Woche vor Pfingsten die Lutwinuswallfahrt statt, bei der die Reliquien des Heiligen in einer feierlichen Prozession durch den Ort getragen werden.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Liutwin war ein fränkischer Adliger aus dem Geschlecht der Widonen. Sein Onkel Basin war bis 705 Bischof von Trier. Liutwin hatte zunächst nicht die Absicht, eine kirchliche Laufbahn einzuschlagen. Er heiratete standesgemäß, vermutlich eine Frau aus der Familie der Robertiner, und hatte zwei Söhne, Milo und Wido sowie vielleicht eine Tochter, Rotrude.
Die Legende berichtet, dass Liutwin bei einem Jagdausflug in der Nähe der Saarschleife auf einer Lichtung rastete und einschlief. Ein Adler flog herbei, blieb über dem Schlafenden in der Luft stehen und schützte ihn so vor der Sonne. Als Liutwin von seinem Diener davon erfuhr, deutete er das Ereignis als ein von Gott gesandtes Zeichen. Er ließ an der Stelle des Adlerwunders eine Kapelle zu Ehren des Heiligen Dionysius errichten. Die Dionysiuskapelle entwickelte sich bald zu einem christlichen Missionszentrum. An ihrer Stelle steht heute die Pfarrkirche St. Gangolf in Mettlach.
Um 690 gründete Liutwin das Kloster Mettlach. Nach dem Tod seines Onkels Basin folgte Liutwin diesem auf den Bischofsstuhl in Trier. Wenig später übernahm er auch die Bistümer Reims und Laon und war somit einer der wichtigsten kirchlichen Würdenträger im fränkischen Reich.
717 starb Liutwin in Reims und wurde dort beigesetzt. Liutwins Nachfolger als Bischof von Trier und Reims war sein Sohn Milo. Dieser ließ die sterblichen Überreste seines Vaters nach Trier bringen, um ihn in der Heimat beisetzen zu lassen. Allerdings war es der Überlieferung nach nicht möglich, Liutwin in Trier zu bestatten. Also beschloss man, der Tote solle sich seinen Begräbnisplatz selbst suchen. Der Sarg wurde auf ein Schiff gebracht, das sich von selbst zunächst die Mosel, dann die Saar hinauf bewegte und schließlich in Mettlach anlegte, wo die Kirchenglocken zu läuten begannen. Liutwin wurde in der Marienkirche des Klosters Mettlach beigesetzt.
Berichte seiner Wundertaten
Bereits zu Lebzeiten soll Liutwin Wunder bewirkt haben.
„Da der heilige Bischof Lutwinus einst dem Clerus von Rheims die heilige Weihe ertheilen sollte, kamen Boten daher von Laon, welche verlangten, er möge auch bei ihnen denselben Dienst halten. Da nun der Mann Gottes beiden Theilen genüge thun wollte, soll er die höchste Gnade angefleht haben, daß sie das, was er aus eigenen Kräften nicht vermöchte, durch ihre Allmacht vervollständigen wolle. Und der ewiger Walter erhörte sogleich die Reinheit seines Gebets, und, das Gesetz der Sonne ändernd, verlängerte er den Tag um so viel, daß Lutwinus nach Abhaltung des Dienstes für die Bürger von Rheims noch nach Laon reisen konnte […]“
– von Briesen: Urkundliche Geschichte des Kreises Merzig-Wadern, S. 77 f.
Berichte von Wundern an Liutwins Grab machten Mettlach zu einem vielbesuchten Wallfahrtsort. Um 990 wurde die Marienkirche durch einen achteckigen Neubau ersetzt, der der Aachener Pfalzkapelle Karls des Großen nachempfunden ist. Diese Kirche ist heute als der Alte Turm in Mettlach bekannt und gilt als ältestes erhaltenes Steinbauwerk im Saarland.
1247 wurden die Reliquien Liutwins in eine neuerbaute Liutwinuskapelle überführt. Gute 200 Jahre später wurden die Reliquien erneut umgebettet, diesmal in eine neue Kapelle, die mit der Abteikirche verbunden war. Die Klostergebäude kamen nach der Französischen Revolution in den Besitz der Industriellenfamilie Boch. Diese ließ die baufällige Kirche abreißen und auf eigene Kosten den Liutwinus-Dom in Mettlach errichten, in dem sich die Reliquien des Heiligen noch heute befinden.
Der ursprüngliche Gedenktag Liutwins war sein angenommener Todestag, der 29. September. Dieser Tag ist jedoch auch der Gedenktag des Erzengels Michael. So wurde Liutwins Gedenktag im 18. Jahrhundert auf den 28. September vorgezogen. Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil wurde schließlich der 23. September als Gedenktag Liutwins festgelegt, der zugleich für Liutwins Onkel Basin gilt.
Literatur
- Georg Gresser: Geschichte des Bistums Speyer bis zum Ende des 11. Jahrhunderts. Quellen und Abhandlungen zur Mittelrheinischen Kirchengeschichte Band 89. Mainz 1998.
- Georg Gresser: Liutwin. In: Lexikon für Theologie und Kirche. Band 6. Freiburg 1997, Sp. 1009.
- Andreas Heinz: Heilige im Saarland. 2. Auflage. Saarbrücker Druck und Verlag, Saarbrücken 1991, ISBN 3-925036-44-X.
- Franz Xaver Kraus: Ludwin. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 19, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 616 f.
- Martin Persch: Liutwin (Ludwin, Leodewinus). In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 5, Herzberg 1993, ISBN 3-88309-043-3, Sp. 143.
- Friedrich Schneider: Die Trinkschale des Heiligen Lutwinus zu Mettlach. Von Zabern, Mainz 1905 (Digitalisat)
- Constantin von Briesen: Urkundliche Geschichte des Kreises Merzig-Wadern. Franz Stein, Saarlouis 1863.
Weblinks
Commons: Liutwin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Website des Lutwinuswerks mit der vermutlich ältesten erhaltenen Darstellung
- Liutwin in den Saarländischen Biografien
Vorgänger Amt Nachfolger Rigobert Bischof von Reims
717Milo Basinus Bischof von Trier
697–715Kategorien:- Bischof von Trier
- Bischof (8. Jahrhundert)
- Heiliger (8. Jahrhundert)
- Person (Reims)
- Guidonen
- Geboren im 7. Jahrhundert
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