- Lohndiskriminierung
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Gender Wage Gap ist ein Begriff der Volkswirtschaftslehre und der Soziologie welcher die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern beschreibt.
Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern - insbesondere die Lohndiskriminierung, die dem Grundprinzip "Gleicher Lohn für gleiche Arbeit" widerspricht - waren seit den 1970er Jahren wiederholt Gegenstand öffentlicher Kontroversen in allen Industrieländern. Im Publikum herrscht dabei eine große Unsicherheit bezüglich der Abgrenzung von Lohnunterschied und Lohndiskriminierung. Diese Verunsicherung wird zusätzlich verschärft durch die im politischen Diskurs von Interessengruppen falsch wiedergegebenen und teilweise durch nicht standardisierte Methoden bedingte widersprüchlichen Untersuchungsergebnissen.
Trotz allen Unklarheiten in diesem Bereich haben Aussagen über die Lohndifferenzen zwischen Männern und Frauen großen Einfluss auf die öffentliche Meinung und die Arbeitsmarktpolitik der Industrieländer. International widmet sich jährlich das World Economic Forum diesem Thema und veröffentlicht den Global Gender Gap Report, der die geschlechterspezifischen Unterschiede in verschiedenen Bereichen nach Nationen aufschlüsselt.
Inhaltsverzeichnis
Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern
Die Löhne von Männern und Frauen werden durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Die zwei wichtigsten sind einerseits die [[Arbeitsmarktsegregation]], d.h. Frauen und Männer arbeiten tendenziell in verschiedenen Sektoren oder Branchen und andererseits die geschlechtsspezifische Berufswahl der Individuen, wobei sich diese beiden Faktoren zudem gegenseitig beeinflussen.
Ein weitere Grund für die offensichtlichen Differenzen der Durchschnittslöhne zwischen Männern und Frauen in den industrialisierten Ländern ist die bessere Arbeitsmarktbeteiligung der Männer. Männer arbeiten mehr Überstunden mit hohen Lohnzuschlägen, als dies bei Frauen zu beobachten ist. Männer arbeiten gleichfalls mit weniger Karriereunterbrechungen (zusätzlich wird angenommen, dass Männer üblicherweise jene Berufe wählen, bei denen nach einer Karriereunterbrechung ein Wiedereinstieg in den angestammten Beruf unmöglich ist, Frauen - aufgrund einer potenziellen Schwangerschaft - hingegen bei Inkaufnahme niedriger Löhne sich für Berufe entscheiden, bei welchen ein Wiedereinstieg in den angestammten Beruf durchaus möglich ist.
Ebenfalls Grund für höhere Löhne bei Männern sind die hohen Investitionen der Arbeitgeber in den letzten Jahren in ihr human capital, die wiederum hauptsächlich Vollzeitangestellten zugute kommen und so durch bessere Aus- und Weiterbildung der Männer als Multiplikator auf die bestehenden Differenzen wirkt.
Zudem bewirkt auch ein durch Arbeitgeber in der Vorwegnahme einer möglichen Belastung vorgenommener Lohnabschlag aufgrund einer möglichen Schwangerschaft bei weiblichen Mitarbeitern ein niedrigeres Lohnniveau.
Weitere Einflussfaktoren auf den Lohn sind auf individueller Ebene können sein:
- Berufswahl
- Berufserfahrung
- Aus- und Weiterbildung
und auf Seite des Arbeitsmarktes:
- Dienstalter
- Verantwortungsspektrum
- Arbeitszeitmodell
- diverse Zulagen wie Kinderzulagen, Gefahrenzulagen usw.
Diese genannten Faktoren führen zu niedrigeren Löhnen für weibliche Beschäftigte. Diese werden allgemein als gerechtfertigt rationaler Lohnunterschied betrachtet. Erst eine über dieses Maße hinausgehende Differenzierung wird üblicherweiße als unangemessene Lohndiskriminierung betrachtet. Da viele dieser Variablen mit dem Geschlecht der Individuen korrelieren, sind Aussagen über die Kausalität von Lohnunterschieden mit Vorsicht zu betrachten. Erst wenn diese und andere Variablen statistisch kontrolliert werden, kann bestimmt werden, inwieweit unter Berücksichtigung des Einflusses des Geschlechtes von Diskriminierung zu sprechen ist.
Zeitliche Entwicklung der Lohnunterschiede
In vielen Industrieländern konvergiert der Gender Wage Gap seit einigen Jahren. Diese Tendenz kann beispielsweise in den USA, aber vor allem in Neuseeland und Kanada beobachtet werden. Gemäß Blau und Kahn sank der Lohnunterschied in den USA zwischen 1975 und 1987 von rund 50% auf 36%. In anderen Ländern, beispielsweise den skandinavischen Ländern und Australien sank er in den 1970er Jahren stark ab, um sich anschließend auf einem relativ hohen durchschnittlichen Frauen-Männer-Stundenlohn-Ratio zu stabilisieren. In Frankreich, Belgien und Deutschland sank dieses Verhältnis langsam, aber stetig ab, ist jedoch noch weit von einer Schließung der Lohngabel entfernt.
Lohnunterschiede am Beispiel der Schweiz
Studie Datensätze Lohnunterschied Bereinigter Lohnunterschied Anmerkungen P. Kugler, 1988 div. 1981-1982 43% 7% (ohne Fremdarbeiter) Brüderl, Diekmann und Engelhardt, 1993 ISSP, 1987 81% 38% Diekmann und Engelhardt, 1995 SAKE, 1991 43% 16% Bonjour, 1997 SAKE, 1991-1993 26% 9-13% (Werte für 1993, je nach Branche) Henneberger und Sousa-Poza, 1998 SAKE, 1995 29% 10-16% (je nach Branche) Henneberger und Sousa-Poza, 1999 SAKE, 1997 24% 8-11% (je nach Branche) Flückiger und Ramirez, 2000 SLSE, 1994-1996 30% 17% Sousa-Poza, 2002 SLSE, 1998 18-28% 14-19% (nur ausgewählte Branchen) Politische Maßnahmen
Da die Hauptgründe für die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern in der unterschiedlichen Berufswahl sowie in der geschlechtsspezifischen Arbeitsmarktsegregation liegen und diese wiederum durch individuelle und kulturelle Faktoren bedingt sind, hatten politische Maßnahmen bisher einen relativ geringen Einfluss auf die Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen.
Die Forderungen von Frauenorganisationen sowie Berufsverbänden haben sich im Laufe der letzten Jahre in Richtung "gleicher Lohn für gleichwertige" Arbeit verlagert. Dadurch sollen die durch die geschlechtliche Arbeitsmarktsegregation bedingten Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern in den nächsten Jahren weiter verringert werden.
Um Lohndiskriminierung zu begegnen, stehen den Betroffenen heute in allen OSZE-Ländern rechtliche Möglichkeiten zur Verfügung.
Siehe auch
Literatur
- A. Sousa-Poza: The Gender Wage Gap and Occupational Segregation in Switzerland, 1991-2001, in: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie Vol 29, Issue 3, Seite 399ff
- Warren Farrell: Why Men Earn More: The Startling Truth Behind the Pay Gap - and What Women Can Do About It. Amacom 2005
Weblinks
- Metastudie der Uni Linz (Österreich (engl.)
- Zur Lage in Deutschland
- Vortrag von Juliane Achatz (Uni München) auf einer Konferenz der Hans-Böckler-Stiftung
- Why Men Earn More
- „Lohndiskriminierung“: Das Frauenministerium klärt auf
- The gender pay gap — Origins and policy responses. A comparative review of 30 European countries
- EU expert group on Gender, Social Inclusion and Employment: The gender pay gap. A comparative review of thirty European countries. (PDF)
- Frauen und Männer in Österreich.
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