Anton Bernhardi

Anton Bernhardi

Anton Bernhardi (* 19. September 1813 in Süptitz; † 24. Mai 1889 in Eilenburg) war Arzt, Genossenschafter, Politiker und Unternehmer. Er erfand das Verfahren zur Herstellung künstlichen Kalksandsteins.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Anton Bernhardi wurde am 19. September in Süptitz (heute Ortsteil von Dreiheide) bei Torgau geboren. Der Vater Bernhardis war protestantischer Pfarrer. Er lehrte ihn, neben dem Besuch der Grundschule, die lateinische Sprache. In Torgau absolvierte er dann sein Abitur am Gymnasium in Torgau mit Auszeichnung. Anschließend machte er sein Studium der Naturwissenschaften und der Medizin in Berlin und Halle an der Saale. 1837 schloss er erfolgreich mit der Promotion ab und ließ sich als praktischer Arzt und Chirurg in Eilenburg nieder. Bernhardi nahm sich dort vor allem der ärmeren Bevölkerung an, was ihm großes Ansehen, nicht nur in Eilenburg einbrachte. Zu seinen Bemühungen zählt auch die Gründung des „Eilenburger Unterstützungsvereins“, die er 1849 mit Ernst Bürmann und einem weiteren Mitstreiter gründete.

Beeinflusst von den Gedanken seines Freundes und Kollegen Hermann Schulze-Delitzsch initiierte er mit Friedrich Carl August Fritzsche im Jahre 1850 die Errichtung der Lebensmittelassociation Eilenburg zur Beschaffung notwendiger Lebensbedürfnisse.[1] Diese Lebensmittelassociation gilt als erste deutsche Konsumgenossenschaft. Diese Tradition wird heute von der Konsumgenossenschaft Sachsen-Nord fortgeführt.[2][3]

Bernhardi verschaffte sich auch als Politiker großes Ansehen. Seine unabhängigen Schriften kennzeichneten ihn als äußerst scharfen und unabhängigen Freigeist. Er wurde 1848 zusammen mit Hermann Schulze-Delitzsch in die preußische Nationalversammlung gewählt, wo er sich, unter anderem, gegen eine drohende Auflösung des Abgeordnetenhauses zur Wehr setzte. Außerdem war Bernhardi auch der Vorsitzende der „Eilenburger Demokratischen Partei“, die ihren Sitz in Eilenburg hatte und auch in den Wahlkreisen Delitzsch und Bitterfeld antrat.

Wegen der schlechten Wohnverhältnisse der ärmeren Bevölkerung beschäftigte sich Bernhardi ab 1850 hauptsächlich mit der Herstellung des künstlichen Kalksandsteins als Baumaterial. 1856 oder 1857 verfasste er eine konkrete Anleitung zur Kalkziegelfabrikation. Da sich die Experimente mit dem Baustoff als erfolgreich herausstellte, dachte er nun über dessen Produktion in Serie nach. Das Baumaterial wurde schnell bekannt und fand vor allem im Wohnungsbau und der Landwirtschaft Verwendung. Er gründete daraufhin 1854 die Maschinenfabrik „Bernhardi und Sohn“. Bis zu seinem Lebensende 1889 verbesserte er ständig die Maschinen und Anlagen. Somit schuf er die Grundlagen für die industrielle Herstellung dieses Baustoffes.

Eine Fortführung seines Maschinenbaubetriebs besteht noch bis heute unter dem Namen Eilenburger Baumaschinenwerke (EBAWE). Dieser Betrieb hatte bis 1990 zwei Standorte im Eilenburger Stadtzentrum. Heute existiert nur noch ein kleiner Teil davon in Eilenburg-Ost.

Im Stadtzentrum Eilenburgs befindet sich eine Bernhardistraße, die noch heute an ihn erinnert. Außerdem ist sein Wohnhaus - eines der wenigen Häuser im Zentrum Eilenburgs, die den Beschuss im April 1945 überstanden - noch erhalten und wird auch heute noch als Wohn- und Geschäftshaus genutzt.

Veröffentlichungen

  • Der Handarbeiter und sein Notstand, 1847
  • Zeitschrift für wissenschaftliche Therapie, 1848 (Bernhardi war der Begründer dieser Zeitschrift und arbeitete dann dort als Schriftleiter.)
  • Über die sozialen Nachteile des gewerblichen Maschinenwesens, 1848

Außerdem schrieb Bernhardi viele Berichte und Aufsätze in der Lokalpresse, beispielsweise im Eilenburger Wochenblatt und im Eilenburger Volksblatt.

Einzelnachweise

  1. Walther G. Oschilewski: Wille und Tat. Der Weg der deutschen Konsumgenossenschaftsbewegung. Hamburg 1953, S. 24 f
  2. Burchard Bösche und Frederik Korf: Chronik der deutschen Konsumgenossenschaften – 150 Jahre Konsumgenossenschaften in Deutschland – 100 Jahre Zentralverband deutscher Konsumgenossenschaften e.V. (PDF)
  3. Chronik des ZdK mit Bildern (PDF – 1,7 MB)

Literatur

  • Heinrich Lersch: Die Pioniere von Eilenburg; Büchergilde Gutenberg; Berlin 1934 und 1936
  • Dr. Otto Ruhmer: Genossenschafts- und Sozialbücherei Band 1 - Entstehungsgeschichte des deutschen Genossenschaftswesen; Johs. Krögers Buchdruckerei und Verlag; Hamburg 1937
  • Bernd Haunfelder: Biographisches Handbuch für das preussische Abgeordnetenhaus 1849–1867 (Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Band 5). Droste, Düsseldorf 1994.

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