Lumbye

Lumbye
Hans Christian Lumbye

Hans Christian Lumbye (* 2. Mai 1810 in Kopenhagen; † 20. März 1874 ebenda) war ein dänischer Kapellmeister und Komponist.

Inhaltsverzeichnis

Lumbyes Kindheit

Lumbyes Vater, Rasmus Hansen Lumbye, war Soldat und kam aus dem Dorf Lumbye nördlich von Odense. Als Hans Christian geboren wurde, wohnte die Familie schon in Kopenhagen. Als Hans Christian sechs Jahre alt war, wurde der Vater nach Randers mit seiner Kompagnie versetzt. Es war im Winter 1816. Während der Überfahrt von Seeland nach Fünen wurde der Junge angeblich krank, und sein Gehör soll geschädigt worden sein. Das soll später dazu geführt haben, dass Lumbye als älterer Mann sehr schwerhörig wurde.

Der Militärmusiker

In Randers lernte Hans Christian Lumbye das Geigenspiel. Im Jahre 1821, als er elf Jahre alt war, wurde Lumbyes Vater wieder versetzt. Diesmal nach Odense. Hier lernte Lumbye das Trometenspiel und wurde Militärmusiker als 14-jähriger, genau wie Carl Nielsen etwa 50 Jahre später. Lumbye wurde Musiker beim Dragonenregiment. Der Stadtmusiker wurde aufmerksam auf Lumbyes Talent, und unterrichtete ihn in Musiktheorie. Lumbye begann bald danach selber kleine Lieder und Märsche zu komponieren. Im Jahre 1829 suchte Lumbye um Versetzung nach Kopenhagen, und dort wurde er Trompeter beim Dragonenregiment.

Lumbyes Orchester

Wenn Lumbye dienstfrei vom Dragonenregiment hatte, spielte er zum Tanz auf unter der Leitung von Kopenhagens führendem Stadtorchesterleiter Füssel. Lumbye arbeitete weiter als Komponist und schrieb eine Menge Tanzmusik. Nach und nach wurde Lumbye ein gefragter Orchesterleiter bei Bällen und Festen in den vornehmen Kreisen Kopenhagens.

Es kam zu einer entscheidenden Wende in seiner Produktion, als ein österreichisches Orchester aus der Steiermark die Werke des Joseph Lanners und des Johann Strauß (Vater) den Kopenhagenern introduzierte. Ihre Werke wurden schnell sehr beliebt. Lumbye nahm die Herausforderung an, und bald komponierte und spielte er im neuen Stil. Das gefiel dem wählerischen Publikum, und Lumbye wurde ein sehr beliebter Mann.

Lumbyes Familienleben

Lumbye heiratete seine Georgine 1832. Sie bekamen zwei Söhne, Carl und Georg, und drei Töchter, Caroline, Julie und Amalie. Sein Sohn Carl Lumbye (* 9. Juli 1841 in Kopenhagen; † 10. August 1910), der ebenfalls Tanzmusik komponierte, übernahm die Kapelle seines Vaters. Ihm folgte 1891 sein jüngerer Bruder Georg Lumbye (* 26. August 1843 in Kopenhagen; † 1922 in Kopenhagen). Dieser komponierte etliche Vaudevilles, Schauspielmusiken sowie die Operette Die Hexenflöte (1869). Die Töchter Caroline und Julie wurden Schauspielerinnen, und Caroline konnte auch komponieren und Texte schreiben.

Mehrere seiner Nachkommen machten sich im Musikleben bemerkbar. Sein Enkelsohn, Georg Høeberg, wurde Dirigent der Königlichen Kapelle, und ein zweites Enkelkind, Tippe Lumbye, dirigierte das Tivoliorchester.

Im Jahre 1872 musste Lumbye als Orchesterleiter und Dirigent aufhören, denn er war geschwächt und schwerhörig. Im Mai 1873 dirigierte er zum letzten Mal den Champagnergalopp bei einem Konzert – sitzend. Lumbye starb am 20. Märtz 1874.

Der Tivoli

1843 wurde der Vergnügungspark im Herzen Kopenhagens, der Tivoli, eröffnet. Lumbye war von Anfang an dabei. Der Mann, der die Idee zum Vergnügungspark bekam, hieß Georg Carstensen. Er legte den Vergnügungspark auf den alten Stadtwällen außerhalb Kopenhagen an. Kopenhagen ist seitdem so stark gewachsen, dass der Tivoli nun in der Stadtmitte liegt.

Im Konzertsaal des Tivoli spielte Lumbye mit seinem Orchester vom Frühjahr bis zum frühen Herbst. Wenn der Tivoli für den Winter geschlossen war, spielte Lumbye mit seinem Orchester in Kopenhagens Theatern und bei Festen in der besseren Gesellschaft Kopenhagens, oder sie machten Konzerttourneen durch ganz Dänemark oder ins Ausland.

Im Jahre 1847 hat der Orchesterleiter Füssel gegen Lumbye und die Direktion des Tivoli Klage erhoben. Füssel meinte, dass er das Alleinrecht auf die Tanzmusikproduktion in Kopenhagen hatte. Füssel verlor seine Klage, und Lumbye setzte seinen Erfolg fort. Lumbyes Orchester wurde immer größer und wurde immer angesehener. Lumbyes Orchester nahm auch leichtere symphonische Musik ins Programm, und Lumbyes Musiker machten den Grundstamm im Orchester des Kopenhagener Musikvereins seit 1850 aus. Dieses Orchester stand unter Leitung von Niels Wilhelm Gade.

Während der Wintermonate in den Jahren 1844 bis 1846 besuchte Lumbye mit seinem Orchester Paris, Wien und Berlin. 1850 verbrachte er fünf Monate in Sankt Petersburg, und später besuchte er wieder Paris, Berlin und Hamburg sowie auch Schweden. Auch die größeren Städte Dänemarks wurden besucht. Lumbyes Orchester existiert heute noch; im Sommer heißt es Symphonieorchester des Tivoli, und im Winter heißt es Seelands Symphonieorchester.

Die Musik

Lumbye hat mehr als 700 Musikstücke geschrieben. Er gehört zu den ganz wenig dänischen Komponisten, dessen Musik im Ausland bekannt ist und gespielt wird. Wo die Strauß-Familie und Joseph Lanner in Wien meistens Walzer schrieben, komponierte Lumbye eine Menge Galoppe, Mazurken, Polkas und Märsche. Darüber hinaus schrieb er auch längere Divertissements und Phantasien. Er komponierte auch Ballettmusik für das königliche Theater und auch Musik für Schauspiele, z.B. Stücke von Hans Christian Andersen.

Lumbye war schnell und aktuell. Er schrieb Musik, wenn etwas außergewöhnliches in der Stadt passierte, und er schrieb Musikstücke zu Ehren der königlichen Familie oder anderer prominenten Menschen. Fast Hundert seiner Melodien tragen Mädchennamen.

Sein Orchester hatte einen speziellen Aufbau im Vergleich zum heutigen Konzertorchester. Die Gruppe der Streicher war recht klein im Vergleich zur Gruppe der Bläser. Außerdem verwendete Lumbye eine Menge von Geräuschgeräten, Glocken und Zitars usw.

Sein beliebtestes Musikstück ist der Champagnergalopp, aber eine ganze Reihe von Werken wird heute noch aufgeführt. Die Traumbilder, das Konzertpolka für 2 Violine (von seinen Söhnen uraufgeführt), Der Kopenhagener Eisenbahngalopp, Krolls Ballklänge, der Amalienwalzer sind alle Beispiele seiner Produktion.

Man hat Lumbye den Strauß des Nordens genannt. Es wird erzählt, dass Strauß Vater eines der Konzerte Lumbyes in Wien 1844 besuchte; vielleicht wollte er Lumbye auspfeifen, aber er hat die Musik gemocht, und nach dem Konzert zeigte er sich begeistert. Der französische Komponist Hector Berlioz soll folgendes gesagt haben: „Seine Walzer sind nicht nur anziehend und schön, aber zugleich wohlgeschrieben und gut instrumentiert …ohne Charlatanerei.“ Die Wahrheit ist, dass Lumbye von Strauß inspiriert wurde, aber er verwertete seine Inspiration anders als die Wiener Komponistenfamilie.


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