- Lyocell
-
Lyocell ist eine aus Cellulose bestehende, industriell hergestellte Regeneratfaser, die nach dem Direkt-Lösemittelverfahren hergestellt wird. Sie wird vor allem im Bereich der Textilindustrie, aber auch für Vliesstoffe (Nonwovens) und technische Anwendungen genutzt. Lyocell ist die generische Faserbezeichnung und wird von der Lenzing AG unter dem Markennamen Tencel angeboten.
Inhaltsverzeichnis
Eigenschaften
Tencel-Fasern weisen eine hohe Trocken- und Nassfestigkeit auf, sind weich und absorbieren Feuchtigkeit sehr gut. Daraus hergestellte Textilien weisen einen glatten und kühlen Griff mit fließendem Fall auf, haben eine geringe Knitterneigung und können gewaschen und chemisch gereinigt werden.
Tencel-Fasern werden in einem breiten Spektrum von Microfasern mit 0,9 dtex (0,9 g pro 10.000 m Fadenlänge) bis grobe Fasern mit 15 dtex angeboten. Standard-Tencel kann aufgrund der Fibrillation für Textilien mit pfirsichartiger samtiger Oberfläche verwendet werden (peach-skin-Effekt) oder durch geeignete Ausrüstung im Textil stabilisiert werden. Für andere Anwendungen werden nicht fibrillierende Tencel-Fasern hergestellt.
Verwendung
Die Faser wird in vielen Bereichen genutzt, etwa für die Herstellung von Jeans-Stoffen, Blusenstoffe, Funktionstextilien im Sportbereich, für Arbeitsbekleidung, Unterwäsche und Bettartikel sowie als Nonwovens-Produkt (Vliesstoff) für Hygiene- und Kosmetikartikel. Außerdem findet die Faser Verwendung bei Textilien im medizinischen Bereich und für Industrieprodukte. Der Einsatz erfolgt häufig in Mischung mit verschiedenen Fasern wie Baumwolle oder Viskose (Modal) und auch mit synthetischen Fasern wie Polyester und Polyamid.
Herstellung
Die Zellulose wird aus dem Rohstoff Holz extrahiert. Der so gewonnene Zellstoff wird anschließend in N-Methylmorpholin-N-oxid (NMO), einem untoxischen Lösungsmittel, durch Wasserentzug ohne chemische Modifizierung gelöst, filtriert und anschließend durch Spinndüsen gepresst. Die so geformten Filamente werden in einem Bad mit wässriger NMO-Lösung ausgefällt und als Faserkabel zusammengefasst. Je nach Anwendung folgen weitere Behandlungsschritte wie Reinigen, Schneiden, Avivieren und Trocknen bzw. Trocknen, Kräuseln und Schneiden.[1] Gegenüber anderen Regeneratfasern wie Viskose gilt der Herstellungsprozess aufgrund des umweltschonenden Lösungsmittels und eines geschlossenen Stoffkreislaufs als deutlich weniger umweltbelastend.[2]
Geschichte
Die Viscosefaser-Hersteller und Konkurrenten Lenzing AG und Courtaulds plc produzierten seit den 1990er Jahren Lyocell Fasern, unter anderem auf der Basis von Lizenzen der niederländischen Akzo (Courtaulds seit 1992, Lenzing seit 1997). Nach mehreren Eigentümerwechseln der ehemaligen Courtaulds Gruppe wurde der Unternehmensbereich Tencel ausgegliedert. 2004 übernahm Lenzig die Unternehmensgruppe Tencel. Tencel betrieb nach der Übernahme je eine Anlage in den USA (Mobile, Alabama), in Großbritannien (Grimsby) und in Österreich (Heiligenkreuz) sowie eine Pilotanlage in Österreich. Die Gesamtnennkapazität betrug rund 120.000 Jahrestonnen.[3]
1987 wurde von Courtaulds plc in Grimsby (UK) die erste Lyocell-Anlage in Betrieb genommen. 1990 startete die Lenzing AG mit einer Pilotanlage. Kommerziell werden Lyocellfasern seit 1991 von Courtaulds in Mobile, Alabama (USA) und seit 1997 von Lenzing in Heiligenkreuz (Österreich) produziert. Nach der Übernahme der Tencel Gruppe im Jahr 2004 betreibt die Lenzing AG je eine Anlage in den USA (Mobile, Alabama), in Großbritannien (Grimsby) und in Österreich (Heiligenkreuz) sowie eine Pilotanlage in Österreich am Standort Lenzing. Die Gesamtnennkapazität beträgt rund 130.000 Jahrestonnen.[4][5]
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Produktionsprozess von Tencel und Lenzing Lyocell (pdf)
- ↑ Greenpeace magazin , 2009: textil-Fibel 3, S. 49-51.
- ↑ Lenzing AG übernimmt Unternehmensgruppe Tencel. Pressemitteilung der Lenzing AG vom 4. Mai 2004, abgerufen am 2. Juni 2009
- ↑ Lenzing AG übernimmt Unternehmensgruppe Tencel. Pressemitteilung der Lenzing AG vom 4. Mai 2005, abgerufen am 2. Juni 2009
- ↑ Lenzing Gruppe: Standorte, abgerufen am 14. Juni 2009
Wikimedia Foundation.