Lysistrate

Lysistrate
Dieser Artikel befasst sich mit der Anti-Kriegs Komödie Lysistrata. Für den gleichnamigen Asteroiden siehe Lysistrata (Asteroid).
Beardsley: Die Botschafter Lakedämoniens, Illustration zu "Lysistrata", 1896
Die Toilette der Lampito, Illustration zu "Lysistrata" von 1896

Lysistrata, deutsch in etwa Die Heeresauflöserin, gehört zu den bekanntesten Komödien des griechischen Dichters Aristophanes. Sie wurde von ihm im Frühjahr 411 v. Chr. - im zwanzigsten Jahr des Peloponnesischen Krieges - bei den Lenäen zur Aufführung gebracht. Im selben Jahr entmachteten in Athen Aristokraten durch einen Putsch die radikaldemokratische Regierung. Lysistrata ist das dritte der pazifistischen Stücke des Aristophanes, die den Krieg zum Thema haben.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Das Stück thematisiert den Kampf einiger Frauen gegen die Männer als Verursacher von Krieg und den damit verbundenen Leiden. Getragen von dieser Erkenntnis verschwören sich die Frauen Athens und Spartas, um den Frieden zu erzwingen. Sie besetzen unter Führung der Titelheldin Lysistrata die Akropolis und verweigern sich fortan sexuell gegenüber ihren Gatten. In Sparta wird durch Lampito ähnliches veranlasst. Nach einigen Verwicklungen und Rückschritten - mehrfach versuchen liebestolle Frauen, die Burg in Richtung der Männer zu verlassen, oder die erbosten Herren, selbige zu erstürmen - führt der Liebesentzug tatsächlich zum Erfolg.

Auszug aus der Übersetzung von Ludwig Seeger (4. Szene)

Kinesias: Wie kannst du so mirs machen, Böse? Folgst den Weibern da, und marterst mich, und quälst dich selber mit? (Greift nach ihr)
Myrrhine: Die Hand weg! Laß mir Ruh'!
Kinesias: Du ziehst die Hand ab, und zuschanden geht daheim mein Gut und deines!
Myrrhine: Schiert mich wenig!
Kinesias: So? Dir ists gleich, wenn deine Weberei herab die Hühner zerren?
Myrrhine: Mir ists gleich!
Kinesias: Wie lange schon hast du Aphrodites Nachtfest nicht mitgemacht? — Sag, kommst du nicht mit heim?
Myrrhine: Niemals, bei Zeus, wenn ihr den Krieg nicht endigt und Frieden macht!

Bedeutung

Die Komödie muss als Protest nach Jahren des Krieges und überhaupt gegen den Krieg verstanden werden. 1976 wurde das Werk filmisch von Ludo Mich umgesetzt, alle Darsteller traten dabei nackt auf.

Nachwirkung

„Lysistrata“ heißt auch eine Operette von Paul Lincke, aus der insbesondere das „Glühwürmchen-Idyll“ von bleibender Bekanntheit ist. Ein 1918 vom deutschen Astronomen Max Wolf entdeckter Asteroid wurde nach der Titelfigur Lysistrata getauft. Der Autor Hans Kasper griff Anfang der 1960er Jahre das Lysistrata-Motiv für sein preisgekröntes Hörspiel Geh David helfen (hr/BR 1962) auf.

Im Januar 1961 wurde die Ausstrahlung einer Bearbeitung der Komödie durch Fritz Kortner unter dem Titel Die Sendung der Lysistrata vom Bayerischen Rundfunk boykottiert mit der Begründung, die Komödie verletze das sittliche Empfinden der Bevölkerung. Auch die CDU-regierten Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und das Saarland hatten ursprünglich Bedenken geäußert, strahlten die Sendung aber aus. In Bayern wurde die Komödie statt dessen in Kinos gezeigt. Hintergrund war die damalige Bestrebung der Adenauer-Regierung, die Bundesrepublik atomar aufzurüsten, worauf der Regisseur Kortner in seiner Inszenierung angespielt hatte.[1]

Die "Inselkomödie" von Rolf Hochhuth (ursprünglicher Titel: "Lysistrate und die NATO") aus dem Jahr 1974 verlegt die Handlung in die 1970er Jahre auf eine nicht näher genannte Insel in der Ägäis, auf der die USA einen Raketenstützpunkt errichten wollen. Die Frauen der Insel fürchten, dass dieser Plan ihre Heimat im Ernstfall zum Ziel russischer Raketen machen würde, und verweigern sich - angestachelt von der Parlamentsabgeordneten Dr. Lysistrate Soulidis - ihren Männern, weil diese ihr Land verkaufen wollen. Sie quartieren sich im einzigen Gasthof der Insel ein, schlagen einen "Eroberungszug" ihrer Männer zurück und lassen sich mit einigen Offizieren der griechischen Marine ein, die zur Erkundung geeigneter Standorte für die Raketenbasis angereist sind.

1987 wurde "Lysistrata" durch den Comickünstler Ralf König in Form eines gleichnamigen Comics neu interpretiert. Hierbei diente die Vorlage als Basis für eine mit Anachronismen gespickte Persiflage auf Geschlechterrollen und Sexualität, Krieg und Pazifismus sowie nicht zuletzt auch auf das Theater und die griechische Komödie per se. Das Thema Homosexualität ist dabei Hauptaugenmerk der Handlung. Der Stoff wurde 2002 in Spanien verfilmt und kam 2004 auch in die deutschsprachigen Kinos.

Einzelnachweise

  1. Na sowas. In: Der Spiegel vom 25. Januar 1961, Seite 50

Weblinks


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