- Lötrohr
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Das Lötrohr ist ein Metallrohr mit einer kleinen Düse und einem Mundstück. Es wird zum Untersuchen von Mineralien und in der anorganischen, qualitativen Analyse benutzt. Durch die Düse wird Luft in eine Flamme geblasen und so die Probe auf sehr hohe Temperatur erhitzt. Dadurch werden Elektronen thermisch angeregt und eine typische Flammenfärbung entsteht. Diese Färbung der Flamme gibt erste Hinweise auf die Zusammensetzung der Probe. Als Flammenquelle diente im einfachsten Fall ein Kerze, üblicherweise eine Öllampe (beispielsweise mit Terpentinöl, Rüböl) oder Leuchtgas im Bunsenbrenner.
Eine genauere Bestimmung bietet die „Perlenprobe“. Durch Zusatz von Borax oder Phosphaten erfolgt ein Schmelzen der Probensubstanz, einige Metalle färben die Perlen charakteristisch. Bei der Prüfung auf Kohle liegt die Probe in einer Vertiefung eines Stücks Lötrohrkohle und mit dem Lötrohr wird heiße Luft aus der Flamme darüber geblasen. Durch die Kohle wird die Substanz der Probe reduziert und es scheiden sich die leicht reduzierbaren Metalle ab. Mit einer Probe in der Platinöse kann die Flammenfärbung besser bewertet werden, es ist einfache Spektralanalyse mit dem Auge als „Detektor“ der Lichtfarbe.
Diese Methode wird „Lötrohrprobierkunst“ genannt, eine Variante der allgemeinen Probierkunst. Das Lötrohr wurde nach den Aufzeichnungen von Jöns Jakob Berzelius erstmals 1738 durch den schwedischen Bergrat Anton von Swab benutzt[1], um aus einer Flamme mittels der zusätzlichen „Blasluft“ einen heißen Strahl auszulenken und damit Minerale zu untersuchen.
Eine Hochburg der Lötrohrprobierkunst und der Mineralanalyse war im 19. Jahrhundert die Bergakademie Freiberg. Hier war insbesondere Karl Friedrich Plattner (1800-1858) aktiv. Er verfasste das Buch mit dem Titel Probirkunst mit dem Löthrohre, ... (1835). Es wurde mehrfach aufgelegt und neubearbeitet. Von 1842 bis 1856 war er Professor für Hüttenkunde und Lötrohrprobierkunst.
Die erste Publikation zur Lötrohrprobierkunde stammt jedoch von Gustav von Engeström (An essay towards a system of mineralogy) in Englisch aus dem Jahr 1770, in der er die Handhabung des Blasrohres nach Erfahrungen des schwedischen Bergmeisters Axel Frederic Cronstedt beschrieb.[2] Eine deutsche Übersetzung (Herrn Gustav von Engestrom's Beschreibung eines mineralogischen Taschen-Laboratoriums und insbesondere des Nutzens des Blaserohrs in der Mineralogie) erschien durch A. F. Rose 1782 in Greifswald.[3]Justus von Liebig erarbeitete die Lötrohrprobe als Vorprobe für die qualitative Analyse. Im 19. Jahrhundert war diese Arbeitsweise unter Chemikern sehr verbreitet. So nennt Liebig unter den drei Merkmalen, an denen man den Chemiker erkennt, das „Spitzen der Lippen beim Küssen“ als Auswirkung der Arbeit mit dem Lötrohr.
Weblinks
- Digitalisierte Ausgabe von „Carl Friedrich Plattner's Probirkunst mit dem Löthrohre“, 4. Auflage 1865, bearbeitet von Theodor Richter
Einzelnachweise
- ↑ Theodor Richter: Carl Friedrich Plattner's Probirkunst mit dem Löthrohre. Leipzig 1865, S. 3
- ↑ Theodor Richter: Carl Friedrich Plattner's Probirkunst mit dem Löthrohre. Leipzig 1865, S. 3-4
- ↑ Katalog der National Library of Australia, Eintrag: Engestrom, Gustav von
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