Brauner Glaskopf

Brauner Glaskopf
Goethit
Chemische Formel α-FeO(OH)
Mineralklasse Oxide, Hydroxide - Hydroxide und oxidische Hydrate
IV/F.06-30 (nach Strunz)
6.1.1.2 (nach Dana)
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse orthorhombisch-dipyramidal 2/m\ 2/m\ 2/m
Farbe hellgelb bis dunkelbraun
Strichfarbe gelbbraun
Mohshärte 5 bis 5,5
Dichte (g/cm³) 4,3
Glanz Diamantglanz, Metallglanz, Seidenglanz
Transparenz durchscheinend bis undurchsichtig
Bruch uneben bis muschelig
Spaltbarkeit vollkommen nach {010}, deutlich nach {100}
Habitus radialstrahlig, nadelförmig bis prismatisch, traubig
Häufige Kristallflächen
Zwillingsbildung
Kristalloptik
Brechzahl α=2,260 β=2,393 γ=2,398
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
Δ=0,138 ; zweiachsig negativ
Winkel/Dispersion
der optischen Achsen
2vz ~ 10°
Pleochroismus gelb bis farblos - braun bis ockergelb - gelborange bis rotorange
Weitere Eigenschaften
Radioaktivität nicht radioaktiv
Magnetismus antiferromagnetisch

Goethit, auch als Nadeleisenerz oder Brauner Glaskopf bekannt, ist ein weit verbreitetes Mineral aus der Mineralklasse der Oxide und Hydroxide, das aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung α-FeO(OH) zur Ordnung der Hydroxide mit OH, ohne H2O mit Ketten aus kantenverknüpften Oktaedern zählt. Es kristallisiert im orthorombischen Kristallsystem und entwickelt meist nadel- bis radialstrahlige oder prismatische Kristalle, aber auch traubige bis nierige Aggregate von hellgelber bis dunkelbrauner Farbe.

Als Hauptbestandteil von Limonit wird diese Bezeichnung oft auch synonym für Goethit verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Besondere Eigenschaften

Goethit besitzt einen Eisen-Gehalt von bis zu 62 %, der jedoch bei Aufnahme von Kristallwasser sinkt. Er hat eine Mohshärte von 5 bis 5,5, eine Dichte von 4,3 g/cm³ und eine gelbbraune Strichfarbe. Goethit löst sich schwach in Salzsäure, aber gut in Salpetersäure.

Das Mineral ist im Normalzustand antiferromagnetisch [1]. Beim Erhitzen vor dem Lötrohr wird es magnetisch und gibt Wasser ab. Es färbt sich rot und wandelt sich zu α-Fe2O3 um. [2]

Etymologie und Geschichte

Das Mineral wurde zuerst 1806 als eigenständiger Typus erkannt und nach dem deutschen Dichter Johann Wolfgang von Goethe benannt, der auch ein Mineraliensammler war.

Modifikationen und Varietäten

Die bisher einzige bekannte Varietät Samtblende. Sie bildet kastanienbraune bis ockergelbe Kugeln, die eine samtartige Oberfläche besitzen.

Bildung und Fundorte

Goethit bildet sich bei der Oxidationsverwitterung von Eisen-Mineralen wie Magnetit oder Pyrit und kommt als Primärmineral auch in Hydrothermaladern vor; man findet es häufig in Hohlräumen von Vulkangesteinen wie beispielsweise Pegmatit. Nach Pyrit und anderen Eisensulfiden bildet es Pseudomorphosen und als Sumpf- und Brauneisenerz (Limonit) kommt es auch in sedimentären Erzlagerstätten vor. Normaler Rost besteht ebenfalls hauptsächlich aus Goethit.

Fundorte in Deutschland sind unter anderem Siegen und Horhausen, in England Bottalack, Redruth und die Grafschaft Cornwall, in Mexiko Santa Eulalia, in Tschechien Příbram und im US-Bundesstaat Colorado Florissant.

Goethit wurde im Dezember 2004 von der Raumsonde „Spirit“ auch auf der Marsoberfläche nachgewiesen. NASA-Wissenschaftler werten dies als einen der sichersten Nachweise für ehemals flüssiges Wasser auf dem roten Planeten, da Goethit sich nur in Zusammenhang mit Wasser bildet.

Verwendung

Goethit hat als Rohstoff heute keine herausragende Bedeutung mehr, historisch spielte es eine Rolle als Eisenerz. In Form von Limonit wird es heute noch als Farbpigment verwendet (Brauner Ocker).

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Uni Bonn - Geophysikalische Grundlagen, Le Borgne-Effekt
  2. Kremer-Pigmente Goethit

Literatur

  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 110. 

Weblinks


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