Löwenstein (Adelsgeschlecht)

Löwenstein (Adelsgeschlecht)
Wappen derer von Löwenstein

Löwenstein ist der Name eines alten hessischen Adelsgeschlechtes mit dem Stammhaus Bischhausen. Der in Hessen begüterte Teil der Familie ist bis heute bei der Althessischen Ritterschaft immatrikuliert.

Die „von Löwenstein zu Löwenstein“ sind nicht verwandt mit dem Fürstenhaus Löwenstein-Wertheim.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Geschlecht tritt erstmals urkundlich im Jahre 1160 mit Wernher de Biscopeshusun auf, als es noch in „Biscopehusen“ (dem heutigen Bischhausen im nordhessischen Schwalm-Eder-Kreis) lebte.[1] Dieser Wernher I. von Bischofshausen zog von Bischhausen auf den etwa 4 km nordwestlich und strategisch besser gelegenen Ortberg bei Oberurff-Schiffelborn, einem heutigen Ortsteil von Bad Zwesten.

Aufstieg

Sein Enkel Wernher II. von Bischofshausen errichtete dort an Stelle des bisherigen Familiensitzes die Burg Löwenstein, die 1253 erstmals urkundlich bezeugt ist.[2] Zu Ehren seiner Ehefrau Gertrud von Itter, die einen Löwen im Wappen führte, nannte er die Burg Löwenstein, und nach diesem neuen Stammsitz der Familie benannten sich die Nachfahren. Die sichere Stammreihe beginnt mit dem Ritter Herrmann von Bischoffshausen, der urkundlich von 1251 bis 1282 erscheint und der am 30. April 1280 als Hermann von Löwenstein zu Löwenstein auftritt.[3]

Die Löwensteiner erlebten schon im 13. Jahrhundert ihren Höhepunkt, als sie zu den einflussreichsten und vermögendsten Familien im nördlichen Hessen gehörten. Während des Thüringisch-Hessischen Erbfolgekriegs, der 1247 begann, gelang es Wernher II., durch frühe Parteinahme für Herzogin Sophie von Brabant und ihren minderjährigen Sohn Heinrich, erheblichen Einfluss in Nordhessen zu gewinnen, denn Sophie ernannte ihn zum zeitweiligen Statthalter der Region. Das machte es notwendig, den Familiensitz auf dem Ortberg standesgemäß auszubauen.

Aufsplitterung und Niedergang

Den Grundstein für den Niedergang der Familie legte Wernher II. selbst, indem er die Güter unter seinen Söhnen aufteilte. Heinrich nannte sich nach seiner Heirat mit Giesela von Schweinsberg „von Löwenstein-Schweinsberg“, Werner nach seiner Heirat mit Guda, Gräfin von Westerburg, „von Löwenstein-Westerburg“, und Hermann nach seiner Heirat mit Hedwig von Romrod „von Löwenstein-Romrod“. Bruno, der vierte Sohn, wurde Kanoniker im Fritzlarer Stift St. Petri. Die drei Linien blieben jedoch als Ganerben gemeinsam im Besitz der Burg, bewohnten sie bis weit ins 14. Jahrhundert gemeinsam, und bauten sie weitläufig aus. Die Linie Löwenstein-Westerburg starb 1492 aus, die Linie Löwenstein-Schweinsberg 1660.

In den Auseinandersetzung des 13. bis 15. Jahrhunderts zwischen dem Erzbistum Mainz und der Landgrafschaft Hessen taktierten die Löwensteiner sehr flexibel. Sie öffneten ihre Burg zu verschiedenen Zeiten jeder der beiden Parteien sowie auch den Grafen von Waldeck und standen sich dadurch mit allen Seiten gut.

Ermordung Friedrichs von Braunschweig

Ein Löwensteiner war am 5. Juni 1400 bei der Ermordung des zwei Wochen zuvor vom Fürstentag in Frankfurt am Main zum Gegenkönig des ungeliebten Wenzel vorgeschlagenen, aber von den drei geistlichen Kurfürsten nicht gewollten Herzogs Friedrich von Braunschweig-Lüneburg beteiligt. Friedrich befand sich auf dem Heimweg von Frankfurt nach Braunschweig, als ihm bei dem heutigen Dorf Kleinenglis in der Nähe von Fritzlar der Graf Heinrich VII. von Waldeck mit einigen Kumpanen auflauerte und ihn in einem Hohlweg erschlug. Ebenfalls Teil der Mordbande waren Konrad von Falkenberg und Friedrich von Hertingshausen. Am Tatort steht noch heute das sogenannte Kaiserkreuz von Kleinenglis.

Raubrittertum

Die Lage der Löwensteiner Burg eignete sich vorzüglich zur Überwachung der Handelsstraße von Kassel nach Frankfurt, was spätere Burgherren zu einträglicher Wegelagerei nutzten. So ist z. B. 1439 Johann von Löwenstein mit seinen Raubzügen bezeugt. Dies war ein deutlicher Abstieg gegenüber der Generation des Burgerbauers Wernher. Allerdings mag es sein, dass Raubritter Johann sich zu seinen Untaten getrieben sah, da die Löwensteiner im Krieg zwischen dem Erzbischof von Mainz und dem Landgrafen von Hessen in der entscheidenden Schlacht beim nahen Kleinenglis 1427 auf der unterlegenen Mainzer Seite gestanden hatten und er auf Rache sann.

Wappen

Das Wappen zeigt in dem von Silber und Rot geteilten Schild einen gold gekrönten Löwen verwechselter Farbe. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken sieben abwechselnd rote und silberne Straußenfedern.

Heutige Nachkommen

Noch heute ist der Name Löwenstein in Nordhessen sehr verbreitet. Er geht auf den im 16. Jahrhundert in Niederelsungen (Kreis Kassel) entstandenen „bürgerlichen“ Zweig der Familie zurück, dessen Stammvater der uneheliche Sohn des Johann von Löwenstein, Henne von Löwenstein - zumeist „Henne Halber von Löwenstein“ genannt - ist.

Einzelnachweise

  1. Original im Staatsarchiv Marburg, Stift Hersfeld
  2. Original im Staatsarchiv Marburg, Kloster Haina
  3. Original im Staatsarchiv Marburg, Kloster Haina

Literatur

Weblinks

 Commons: Löwenstein (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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