Antony Armstrong-Jones, 1. Earl of Snowdon

Antony Armstrong-Jones, 1. Earl of Snowdon
Antony Armstrong-Jones (1980)

Antony Armstrong-Jones, 1. Earl of Snowdon (bekannt als Lord Snowdon, Künstlername: Snowdon), GCVO (* 7. März 1930 in London) ist ein britischer Fotograf und Designer und war der Ehemann von Prinzessin Margaret vom 6. Mai 1960 bis zum 24. Mai 1978. Er gilt als einer der prominentesten Fotografen Großbritanniens und ist Mitglied im House of Lords.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Herkunft und beruflicher Werdegang

Der Sohn eines walisischen Rechtsanwalts aus einer nichtadligen alteingessenen Gentry-Familie stammt mütterlicherseits von der deutsch-jüdischen Bankiersfamilie Messel ab: Ein Zweig der Familie war nach England emigriert und in die Londoner Gesellschaft aufgestiegen. Sein Urgroßonkel war der Berliner Architekt Alfred Messel, der Bruder seiner Mutter der Londoner Architekt und Bühnenbildner Oliver Messel. Er ging in Eton zur Schule und studierte anschließend in Cambridge Architektur. Nachdem er zwei Mal durch das Examen gefallen war, begann er mit einer Ausbildung zum Fotografen, die er jedoch ebenfalls nicht beendete. Ab 1951 machte er sich bald mit Aufnahmen gesellschaftlicher Außenseiter einen Namen und fotografierte unter anderem in psychiatrischen Einrichtungen und in Armenvierteln. Die ersten Aufnahmen machte er mit einer Brownie-Box, später arbeitete er mit einer Leica.

Eines seiner bekanntesten Werke aus diesem Bereich seines Schaffens ist ein Foto des zweijährigen vernachlässigten Unterschichtkindes Peter Roche. Die 1965 im Rahmen einer Kampagne für die britische Kinderschutzorganisation National Society for the Prevention of Cruelty to Children (NSPCC) entstandene Aufnahme war auf dem Titelblatt des Magazins der Sunday Times, auf Plakatwänden und im Fernsehen zu sehen und löste landesweit Diskussionen über den nationalen Kinderschutz aus; erst Jahrzehnte später trafen sich der Fotograf und sein Modell wieder.[1]

Parallel dazu wurde er Hoffotograf der königlichen Familie, begleitete Königin Elisabeth II. bei offiziellen Reisen und fertigte zahlreiche Repräsentations-Fotos von Mitgliedern der königlichen Familie an. Diese Aufgaben übernimmt er bis heute und war unter anderem 2007 Fotograf des offiziellen Fotos aus Anlass der Diamanthochzeit von Queen Elizabeth und Prinzgemahl Philip.[2] Später lagen die Schwerpunkte seines fotografischen Schaffens auf den Gebieten Mode, Design und Theater sowie den Porträts berühmter Persönlichkeiten der Gesellschaft, Künstler und Filmstars, bevorzugt in Schwarzweiß. Zu seinen bekanntesten Arbeiten dieser Art gehören Porträtaufnahmen von Prinzessin Diana, Salvador Dalí und Marlene Dietrich, die in Deutschland häufig im stern zu sehen waren.[3]

Snowdon Aviary im Londoner Zoo (2009)

1981 fotografierte er das Coverbild von Greatest Hits, dem meistverkauften Album der britischen Rockband Queen.[4] Zahlreiche Arbeiten Lord Snowdens befinden sich in der Sammlung der National Portrait Gallery in London. Aus Anlass des 70. Geburtstages des Fotografen im Jahr 2000 zeigte das Museum unter dem Titel Photographs by Snowdon: A Retrospective eine Retrospektive seines Schaffens.[5]

Gelegentlich ist Lord Snowdon auch als Designer in Erscheinung getreten und entwarf unter anderem Möbel und Geschirr. Seine bekannteste Arbeit auf diesem Gebiet war 1960–1963 die Gestaltung der Vogelanlage im Londoner Zoo, eine Gemeinschaftsarbeit mit Frank Newby und Cedric Price. Das nach ihm benannte Snowdon Aviary , eine futuristisch anmutende Konstruktion aus Netzen und Stahl, steht heute unter Denkmalschutz.[6]

Er schreibt zudem Essays zum Thema Fotografie und veröffentlicht Fotobildbände. Zu seinem Werk sind zahlreiche Bücher veröffentlicht worden.

Privatleben

Antony Armstrong-Jones (1958, Foto: Carl van Vechten)

1959 erhielt er den Auftrag, Prinzessin Margaret an ihrem 29. Geburtstag zu fotografieren. Dabei lernten sich die beiden kennen; sie heirateten bereits am 6. Mai 1960 in der Westminster Abbey. Am 3. Oktober 1961 wurde ihm von seiner Schwägerin Elisabeth II. die Titel Earl of Snowdon und Viscount Linley verliehen.

Der Ehe entstammen zwei Kinder:

  • David Armstrong-Jones, Viscount Linley, (* 3. November 1961) (Möbeldesigner)
  • Lady Sarah Armstrong-Jones, (* 1. Mai 1964) (Malerin, verheiratet mit dem Maler und Schauspieler Daniel Chatto)

Die Ehe war von Anfang an durch die sehr unterschiedlichen und wenig kompromissbereiten Persönlichkeiten beider Partner großen Belastungen ausgesetzt. Die hohe berufliche Inanspruchnahme von Armstrong-Jones und der ausschweifende Lebensstil seiner Frau trugen ein Übriges dazu bei. In späteren Jahren kamen dann außereheliche Affären beider hinzu.

Die Trennung im Jahre 1976[7] hatte sich schon länger abgezeichnet, 1978 folgte die Scheidung. Damit war Armstrong-Jones nicht mehr Mitglied der königlichen Familie, blieb aber trotz der Scheidung der Fotograf der königlichen Familie. Auch privat bestand weiter Kontakt.

Ab 1979 war er mit seiner Assistentin Lucy Lindsay-Hogg verheiratet; der Ehe entstammt die Tochter Lady Frances Armstrong-Jones (*17. Juli 1979), verheiratet mit dem Galeristen Rodolphe von Hofmannsthal, einem Enkel Hugo von Hofmannsthals.[8] Lord Snowdon und Lindsay-Hogg trennten sich 2000 und sind mittlerweile geschieden. Er hat zudem zwei uneheliche Kinder und lebt alleine in Kensington. Nachdem die Folgen einer mit 16 Jahren überwundenen Polio-Erkrankung im Alter zurück kehrten, ist er mittlerweile auf einen Rollstuhl angewiesen, aber noch beruflich aktiv.[9] 2008 veröffentlichte die Journalistin und Autorin Anne de Courcy eine – teilweise – autorisierte Biografie unter dem Titel Snowdon: The Biography mit Einblicken in private Details, die in Großbritannien auf großes Medieninteresse stieß[10]

Wohltätigkeit

Aus der Erfahrung mit der eigenen Polio-Erkrankung im Schüleralter heraus, die ihm einen sechsmonatigen Krankenhausaufenthalt und ein verkürztes Bein einbrachte, widmet sich Lord Snowdon seit vielen Jahrzehnten der Förderung behinderter Schüler und Studenten. 1981 gründete er die Wohltätigkeitsstiftung The Snowdon Award Scheme, die sich um die Förderung und finanzielle Unterstützung behinderter Studenten kümmert und deren Präsident er ist.[11]

Politik

Für Kritik vor allem bei Parlamentsmitgliedern der Labour-Partei sorgte im Jahre 1999 die Tatsache, dass der Earl of Snowdon den ihm angebotenen Rang eines Life Peer als Baron Armstrong-Jones, of Nymans im County of West Sussex als einer von zehn in Frage kommenden Lords annahm und damit auf Dauer Mitglied des reformierten House of Lords wurde, dem er seit 1972 angehört (nach der Neuordnung der Zusammensetzung werden die ersten Träger eines erblichen Titels Mitglieder des House of Lords, deren Erben aber nicht mehr). Kritisiert wurde vor allem die Tatsache, dass er nur selten an Sitzungen teilgenommen und zudem die Lordschaft lediglich durch Heirat erlangt habe.[12]. Er sitzt seither als Crossbencher im House of Lords. Die Sitzungen, an denen er als Vorsitzender einer Arbeitsgruppe für die Integration Behinderter seither regelmäßig teilnimmt, nutzt er, um sein politisches Hauptanliegen, Anti-Diskriminierung von Behinderten im Alltag und in der Gesellschaft, zu vertreten, etwa Barrierefreiheit im öffentlichen Raum.[13]

Literatur

  • Anne de Courcy: Snowdon. The Biography. Weidenfeld & Nicolson, London 2008, ISBN 978-0-297-85275-9. (Englisch)

Weblinks

 Commons: Antony Armstrong-Jones, 1. Earl of Snowdon – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Über Lord Snowdon und Peter Roche bei timesonline.co.uk, veröffentlicht am 13. Mai 2003, aufgerufen am 28. September 2010
  2. Das Diamanthochzeitsfoto von Queen Elizabeth und Prinz Philip im Daily Telegraph, publiziert am 2. November 2007, aufgerufen am 28. September 2010
  3. Porträtaufnahmen von Lord Snowdon im Stern-Portfolio (Deutsch)
  4. Das von Lord Snowdon gestaltete Cover-Foto des Albums Greatest Hits von Queen
  5. Photographs by Snowdon: A Retrospective
  6. Das Snowdon Aviary im Londoner Zoo
  7. Die BBC über die Trennung von Princess Margaret und Lord Snowdon
  8. Über die Hochzeit von Frances Armstrong-Jones und Rodolphe von Hoffmannsthal bei timesonline.co.uk , publiziert am 3. Dezember 2006, aufgerufen am 28. September 2010
  9. Homestory im Daily Telegraph aus Anlass des 80sten Geburtstags, publiziert am 5. März 2010, aufgerufen am 28. September 2010
  10. Rezension der Snowdon-Biografie von Anne de Courcy im Evening Standard, publiziert am 12. Juni 2008, aufgerufen am 28. September 2010
  11. The Snowdon Award Scheme
  12. Der Guardian über den lebenslangen Verbleib Lord Snowdons im House of Lords, veröffentlicht am 3. November 1999, aufgerufen am 28. September 2010
  13. Debatte im House of Lords am 17. Juni 2010

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