- Mabinogion
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Das Mabinogion ist eine Sammlung von Erzählungen, die aus mittelalterlichen, walisischen Manuskripten stammen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Auch wenn das Mabinogion teilweise frühmittelalterliche historische Ereignisse wiedergeben, basieren sie auf der vorchristlichen, keltischen Mythologie, die durch die Tradtition der mündlichen Überlieferung der Barden bzw. Druiden erhalten wurde.
Lady Charlotte Guest veröffentlichte ab 1838 Übersetzungen von elf walisischen Erzählungen, die sich in den Manuskripten Weißes Buch des Rhydderch und Rotes Buch von Hergest aus dem 14. Jahrhundert finden. Ältere Fragmente dieser Erzählungen haben sich aber auch in Schriften des 13. Jahrhunderts erhalten.
Einigkeit besteht allerdings darüber, dass die Erzählungen selbst teilweise deutlich älter sind. Genauere Zuordnungen sind schwer zu treffen, was nicht nur daran liegt, dass die einzelnen Erzählungen wohl zu unterschiedlichen Zeiten entstanden sind. Nach Argumenten von Patrick Sims-Williams ist nun ein Entstehungszeitraum zwischen 1060 und 1200 plausibel.
Wissenschaftlich interessant sind die Erzählungen und ihr Entstehungsdatum, weil sie neues Licht auf die Entstehung der Artussage werfen könnten, wenn das Mabinogion älter als Geoffrey von Monmouth's Historia Regum Britanniae oder Chrétien de Troyes' Artus-Gedichte wäre. Im 19. Jahrhundert glaubten Kritiker, dass die walisische Version auf Chretiens basieren würde, doch heute wird angenommen, dass beide Sammlungen unabhängig voneinander auf eine gemeinsame ältere Quelle zurückgehen.
Name
Der Name rührt aus einem Missverständnis der ersten englischen Übersetzerin, Lady Charlotte Guest, her: Sie entdeckte in einer Geschichte das walisische Wort mabynogyon und nahm an, es sei der Plural zu mabinogi. Die Bedeutung von mabinogi selbst ist aber ungewiss, obwohl es deutliche Bezüge zum walisischen Wort mab ("Sohn, Junge") hat. Der US-amerikanische Sprachwissenschaftler Eric P. Hamp geht davon aus, dass mabinogi von der keltischen Gottheit Maponos abgeleitet ist.
Eine Zeit lang haben Literaturhistoriker angenommen, Mabinogion könne vom Wort mabinog herkommen, das einen angehenden Barden bezeichnen soll und mabinogion sei demzufolge der mythologische und genealogische Lehrstoff, den er sich aneignen müsse (so bei John Rhŷs, Joseph Loth und Alfred Nutt). Tatsächlich war das Wort mabinog nur eine Erfindung des romantischen Dichters und Literatur„fälschers“ Edward Williams (Iolo Morganwg).[1]
Die Erzählungen
Die vier Zweige des Mabinogi
Das Mabinogion besteht im engeren Sinn aus vier Geschichten, genannt Pedeir Ceinc y Mabinogi („Die vier Zweige des Mabinogi“). Diese Geschichten haben den mythologischsten Charakter aller Erzählungen. Verbindendes Element ist Pryderi, der in allen Geschichten auftaucht, wenn auch nicht als Hauptcharakter.
- Pwyll, Prinz von Dyfed (Pwyll Pendefig Dyfed)
- Brânwen, Tochter des Llŷr (Branwen ferch Llŷr)
- Manawydan, Sohn des Llŷr (Manawydan fab Llŷr)
- Math, Sohn des Mathonwy (Math fab Mathonwy)
Aus walisischen Legenden
Seit der ersten Übersetzung des Mabinogion durch Lady Guest werden sieben weitere Erzählungen mit den Vier Zweigen verbunden. Es handelt sich um vier Geschichten, die Material aus der walisischen Tradition und Legende wiedergeben, unter anderem eine romantische Geschichte über den römischen Kaiser Magnus Maximus.
- Der Traum des Macsen Wledig (Breuddwyd Macsen)
- Lludd und Llefelys (Cyfranc Lludd a Llefelys)
- Culhwch und Olwen (Culhwch ac Olwen)
- Der Traum des Rhonabwy (Breuddwyd Rhonabwy)
Die drei Romancen (Y Tair Rhamant)
Drei weitere Erzählungen sind walisische Versionen aus der Umgebung der Artussage, die bei Chrétien de Troyes ebenfalls auftauchen.
- Die Frau vom Brunnen (Iarlles y Ffynnawn)
- Peredur, Sohn des Efrawg (Peredur fab Efrawg)
- Gereint, Sohn des Erbin (Gereint fab Erbin)
Adaptionen
Evangeline Walton schrieb eine Tetralogie ("Die vier Zweige des Mabinogi"), die eine literarische Umsetzung des Mabinogion darstellt. Lloyd Alexanders Taran-Bücher nehmen viele Motive aus dem Mabinogion auf. Alan Garners "Owl Service" ist eine Umsetzung der Geschichte Blodeuedds/Blodeuwedds.
Siehe auch
- Sammelwerke aus Wales und Britannien
Bibliographie
(Englische) Übersetzungen
- Patrick K. Ford: The Mabinogi and Other Medieval Welsh Tales. Berkeley: University of California Press, 1977, ISBN 0520034147.
- Jeffrey Gantz: The Mabinogion. London und New York: Penguin Books, 1976, ISBN 0140443223.
- Lady Charlotte Guest: The Mabinogion. Dover Publications, 1997, ISBN 0486295419.
- Gwyn und Thomas Jones: The Mabinogion. Everyman's Library 1949; durchgesehen 1989, 1991, 2000, ISBN 0460872974.
Deutsche Übersetzungen
- Ludwig Mühlhausen (Hrsg.): Mabinogion: Die vier Zweige des Mabinogi (Pedeir ceinc y Mabinogi), mit Lesarten und Glossar, M. Niemeyer, Halle/Saale 1925.
- Martin Buber (Hrsg.): Die vier Zweige des Mabinogi: Ein keltisches Sagenbuch. Insel, Frankfurt a.M. 1966.
- Bernhard Maier: Das Sagenbuch der walisischen Kelten: Die Vier Zweige des Mabinogi (Pedair Cainc y Mabinogi), erstmals aus dem mittelkymrischen übersetzt, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1999, ISBN 3-423-12628-0.
Walisische Texte und Ausgaben
- Brânwen ferch Llŷr. Ed. Derick S. Thomson. Medieval and Modern Welsh Series Vol. II. Dublin: Dublin Institute for Advanced Studies, 1976, ISBN 1855000598.
- Culhwch and Olwen: An Edition and Study of the Oldest Arthurian Tale. Bromwich, Rachel, and D. Simon Evans. Eds. and trans. Aberystwyth: University of Wales, 1988; 2. Ausgabe, 1992.
- Cyfranc Lludd a Llefelys. Ed. Brynley F. Roberts. Medieval and Modern Welsh Series Vol. VII. Dublin: Dublin Institute for Advanced Studies, 1975.
- Llyfr Gwyn Rhydderch. Ed. J. Gwenogvryn Evans. Cardiff: University of Wales Press, 1973.
- Pedeir Keinc y Mabinogi. Ed. Ifor Williams. Cardiff: University of Wales Press, 1951, ISBN 0708314074.
- Pwyll Pendeuic Dyuet. Ed. R. L. Thomson. Medieval and Modern Welsh Series Vol. I. Dublin: Dublin Institute for Advanced Studies, 1986, ISBN 1855000512.
Sekundärliteratur
- F. Roberts Brynley: Studies on Middle Welsh literature E. Mellen Press, Lewiston, 1992.
- Patrick K. Ford: Prolegomena to a Reading of the Mabinogi: 'Pwyll' and 'Manawydan.' Studia Celtica XVI/XVII (1981-82): 110-25.
- Patrick K. Ford: Brânwen: A Study of the Celtic Affinities. Studia Celtica XXII/XXIII (1987/1988): 29-35.
- Eric P. Hamp: Mabinogi. Transactions of the Honourable Society of Cymmrodorion. (1974-1975): 243-249.
- Matthews Caitlın: Mabon and the mysteries of Britain: an exploration of the Mabinogion. Arkana, London 1987.
- C. W. Sullivan III.:. The Mabinogi, A Books of Essays. Garland Publishing Inc., New York 1996, ISBN 0815314825.
- William John Gruffydd: Folklore and myth in the Mabinogion. University of Wales Press, Cardiff 1964.
Weblinks
Wikisource: Mabinogion – Quellen und Volltexte (Englisch)- Project Gutenberg: Mabinogion, insg. 4 engl. Online-Bücher: (1), (2), (3), (4)
- Will Parker: The Four Branches of the Mabinogi (2007, engl. Übersetzung, neu)
- sacred-texts.com: The Mabinogion by Lady Charlotte Guest (1877) (engl. Übersetzung)
- Jimmy Joe (timelessmyths.com): Mabinogion (1999, klassische engl. Übersetzung)
Einzelnachweise
- ↑ Bernhard Maier: Das Sagenbuch der walisischen Kelten. Die vier Zweige des Mabinogi. S. 129, Anm. 35,12.
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