Mallnitzer Tauern

Mallnitzer Tauern

Der Niedere Tauern (2.448 m ü. A.[1], Lage47.02722222222213.08752448Koordinaten: 47° 1′ 38″ N, 13° 5′ 15″ O), auch Mallnitzer Tauern oder Nassfelder Tauern, und der Hohe Tauern (2.459 m, Lage47.04222222222213.1786111111112459), auch Korntauern genannt, sind zwei benachbarte hochalpine Gebirgspässe in den Hohen Tauern und verbinden das Pinzgauer Gasteinertal mit dem Kärntner Ort Mallnitz und dem Mölltal. Zusammen wurden sie auch Gasteiner Tauern genannt. Beide Pässe sind wichtige historische Übergänge, über die heute markierte Wanderwege führen.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Zwischen Hochtor und Katschberg gibt es keinen Straßenübergang über die Hohen Tauern, einzig der Eisenbahn-Tauerntunnel bietet die Möglichkeit der Autoverladung. Die beiden Tauernpässe liegen über dem Eisenbahntunnel und waren in historischer Zeit wichtige Übergänge von Mallnitz über die Tauern nach Norden.

Der Niedere Tauern liegt etwas westlich des heutigen Bahntunnels und verbindet das Tal des Mallnitzbaches mit dem Nassfelder Tal und Sportgastein. Er trennt die Goldberggruppe im Westen von der Ankogelgruppe im Osten. Direkt in der Einsattelung des Passes liegt die Hagener Hütte.

Etwas östlich des Bahntunnels liegt der Hohe Tauern, der auch Korntauern genannt wird. Zwischen Grünecker-See-Spitz (2.468 m) und Schönbretterkogel (2.732 m) gelegen, verbindet er das Anlauftal über das Tal des Tauernbaches mit dem Seebachtal und Mallnitz. Nördlich des Passes liegt der Große Tauernsee (2.166 m), südlich der Kleine Tauernsee und der Grünecker See (2.307 m). Der südlich vorbeiführende Tauern-Höhenweg verbindet die Mindener Hütte mit der Hannoverhaus.

Geschichte

Beide Pässe wurden schon in prähistorischer Zeit genutzt, wohl ab dem Jahre 400 v. Chr. sehr rege von den Kelten, später dann weniger rege von den Römern. Die Römer waren es aber wohl, die den prähistorischen Pfad zu einen Saumweg und den Ort Mallnitz zu einem wichtigen Stützpunkt für ihren Alpentransit ausbauten. Eine Straßenanlage hoch auf den Korntauern, entlang des Mallnitztales, welche immer der frühen Neuzeit zugeschrieben wurde, konnte erst 1990 als Römerstraße identifiziert werden. In späteren Zeiten verlor der Übergang über den Niederen Tauern an Bedeutung, der über den Hohen Tauern behielt sie aber noch bis hinein in die Neuzeit.

Nacheiszeitliche Steinbeilfunde in der Nähe des Korntauern zeigen, dass dieser Pass schon vor Jahrtausenden begangen wurde. Das Klima im Neolithikum war um einiges wärmer als heute. Fast alle Gletscher waren weggeschmolzen und die Schneegrenze lag damals auch deutlich höher als heute. Dennoch war ein Passübertritt zu diesen frühen Zeiten ein für uns heute kaum mehr nachvollziehbarer gefährlicher Gang. Aus der Eisen- und Bronzezeit machte man Funde in Passnähe, so fand man 1904 in 2400 m Höhe eine Münze des Keltenkönigs Ecritusirus.

Der Pass in der Neuzeit

Spätestens ab dem späten Mittelalter entwickelte sich über beide Pässe ein reger Saumverkehr. Auch wenn die zeitgenössischen Urkunden unterschiedliche Aussagen machen, erscheint es doch wahrscheinlich, dass zumindest einer der beiden Pässe im Winter offen gehalten wurde. Nur in schweren Wintern scheint dies nicht der Fall gewesen zu sein, aber ansonsten wird an mehrfachen Stellen von einer winterlichen Nutzung gesprochen. Zumindest soll aber im 16. Jahrhundert der Saumweg über die Korntauern auch im Winter freigehalten worden sein, der im Jahre 1506 durch das Fuggerische Handelsimperium errichtet wurde. Zwar ist zum Bau dieses Fuggerweges noch einiges im Unklaren, zum Teil wird er sogar gänzlich in Frage gestellt, andererseits gibt es aber auch genug Hinweise auf ihn.

Der Mallnitzer Tauern war im 16. Jahrhundert besonders wichtig für den Bleihandel, hier wurde Blei aus Slowenien und sogar Siebenbürgen in Richtung Deutschland transportiert. Im 18. Jahrhundert war ähnlich wie am Korntauern, wenn überhaupt, nur noch die Branntweinsäumung nennenswert.

Besonders rege wurden die Saumwege wohl im 17. Jahrhundert gegangen, bis dann 1698 eine Weinkontrolle bei Hofgastein eingerichtet wurde, und damit das letzte Zollschlupfloch der Tauern geschlossen war. Der hier in der Folge erhobene Zoll war aber dennoch recht niedrig, weshalb ein nicht unbedeutender Teil des Verkehrs auch weiterhin die Gasteiner Tauern nutzten um z.B. den hohen Zoll der Tauernstraße zu umgehen. Zu dieser Zeit war wohl auch der Salzhandel stark, wurde doch Anfang des 17. Jahrhundert in Böckstein, am Fuße der Gasteiner Tauern, eine Salzniederlage für den Salzhandel nach Kärnten eingerichtet. Dabei wurde darauf geachtet, dass nur soviel Salz in Richtung Süden gesäumt wurde, wie Wein in Richtung Norden. Noch im 18. Jahrhundert war der Saumverkehr über beide Pässe sehr stark, besonders rege wurde Friauler Wein gesäumt. Ende des 18. Jahrhunderts fielen beide Pässe aber in die Bedeutungslosigkeit zurück, die Wegverhältnisse an anderen Pässen waren einfach zu gut, und der Steuervorteil an den Gasteiner Pässen existierte auch seit Mitte des 18. Jahrhunderts nicht mehr.[2]

Quellen

  1. ÖK50
  2. Steffan Bruns: Alpenpässe - vom Saumpfad zum Basistunnel

Literatur

  • Liselotte Buchenauer, Peter Holl: Alpenvereinsführer Ankogel- und Goldberggruppe. Bergverlag Rudolf Rother, München 1986. ISBN 3-7633-1247-1

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