Manualtherapie

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Die Chiropraktik (v. altgriech. χείρ „Hand“ und πραξις „Tätigkeit“), ist eine komplementärmedizinische, biomechanische Behandlungsmethode mit dem Ziel, die normale Beweglichkeit der Gelenke − besonders an der Wirbelsäule − wiederherzustellen. Dabei werden sowohl das gestörte Gelenkspiel (joint play) als auch die Verschiebung (Subluxation) berücksichtigt. Die Manuelle Medizin geht unter anderem auch von Methoden der Chiropraktik aus.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Begründer der Chiropraktik war Daniel David Palmer (1845−1913): Harvey Lillard, der Pförtner des Rayan-Blockhauses, in dem ich meine Praxis hatte, war schwerhörig. Er hörte nicht mehr das Gerattere eines Pferdefuhrwerks auf der Straße und nicht mehr das Ticken seines Weckers. Ich wollte wissen, woher diese „Taubheit“ kam, da sagte er zu mir, dass er etwas Schweres gehoben habe, in einer verkrampften, gebeugten Haltung. Er hätte dann das Gefühl gehabt, dass etwas abgedrückt worden sei in seinem Rücken, und unmittelbar danach sei er taub geworden. Die Untersuchung ergab: Ein Wirbel war abgedrängt aus seiner normalen Lage. Ich dachte mir, wenn der Wirbel wieder richtig sitzen würde, dann müsste das Gehör des Mannes wieder funktionieren. Mit diesem Ziel vor Augen, versuchte ich − in einem halbstündigen Gespräch –, Herrn Lillard davon zu überzeugen, dass er erlauben sollte, die Rückplatzierung vorzunehmen. Ich brachte den Wirbel in seine richtige Position, indem ich den Dornfortsatz (Proc. spin.) des Wirbels als Hebel verwendete, und kurz darauf konnte der Mann wie vorher hören. Daran war nichts Zufälliges, sondern es war die Vollendung eines bewussten Zieles, und das Resultat entsprach den Erwartungen. So lautet die geschickte Gründungslegende. In Wahrheit wurde D. D. Palmer von Jim Atkinson aus Davenport in Iowa in dieser Behandlungsmethode ausgebildet. Um sie selbst vermarkten zu können, erfand er den Namen „Chiropractic“.

D. D. Palmer erklärte das angeblich Neue an seiner Behandlungsmethode so: Die Grundprinzipien und die Prinzipien der Chiropraktik, die sich daraus entwickelt haben, sind nicht neu. Ich beanspruche dennoch, der Erste zu sein, der einen verschobenen Wirbel unter Verwendung der Dorn- und Querfortsätze (Proc. spin. u. trans.) als Hebel benutzt, wodurch der ausgerenkte Wirbel wieder seine normale Position erlangt. Von dieser Grundtatsache ausgehend, wurde eine Wissenschaft geschaffen, die dazu bestimmt ist, die Theorie und Praxis der Heilkunst zu revolutionieren. (Übersetzungen: D. Oesch)

Techniken der Chiropraktik

1. Adjustierung: Diese Adjustierung wird durch speziell erlernte Handgriffe erzielt. Sie haben das Ziel "Subluxationen" an der Wirbelsäule (an den Zygapophysialgelenken) wieder aufzuheben und damit den Druck auf die Spinalnerven (lateral) oder das Rückenmark (medial) zu beseitigen. Gelingt dies, dann verschwinden die Schmerzen in kurzer Zeit, z.B. bei einer Ischialgie (Ischiasreizung).

2. Traktion: bei der Traktion werden die Gelenkpartner durch Zug voneinander entfernt. Dies führt unter anderem zu Druckminderung, Entlastung und Schmerzlinderung. Außerdem verbessert sich durch die Dehnung der Bänder und der Gelenkkapsel die Beweglichkeit.

3. Translatorisches Gleiten, auch Mobilisation genannt: Um das verlorengegangene Gelenkspiel, und somit auch die Beweglichkeit wieder herzustellen, werden die Gelenkanteile parallel gegeneinander bewegt.

4. Weichteilbehandlung: Durch Dehn- und Entspannungstechniken wird die Muskulatur so verlängert, dass sie sich dem neugewonnenen Gelenkspiel anpasst.

5. Reflextechniken: Unter gezielter Ausnutzung von Nervenreflexen wird die Spannung der Muskulatur und die Schmerzwahrnehmung beeinflusst. Mittels komplexer Reflextherapien kann auch auf das zentrale Nervensystem eingewirkt werden, z.B. auf das vegetative Nervensystem und auch auf kognitive Bereiche.

Die traditionelle Technik der Chiropraktik ist die Manipulation, zunehmend werden vor allem neurologische Reflextechniken verwendet.

Gegenanzeigen und unerwünschte Wirkungen

Allgemein ist eine Abklärung bestimmter Wirbelsäulenschäden (beispielsweise Metastasen, Tumoren) mittels Röntgenaufnahme oder besser CT/MRT vor jeglicher Manipulation der Wirbelsäule unabdingbar.

Chiropraktische Manöver an der Halswirbelsäule gelten als unabhängige Risikofaktoren für die Entwicklung von Schlaganfällen infolge von Dissektionen der Arteria vertebralis (Wirbelarterie). Diskutiert wird, ob in diesen Fällen die Dissektion nicht schon vorher bestand und aufgrund von Nacken- und Halsschmerzen zur chiropraktischen Behandlung führte. In diesen Fällen würde ein kausaler Zusammenhang durch einen zeitlichen Zusammenhang vorgetäuscht werden.

Wissenschaftlichkeit

In einem Übersichtsartikel zur Chiropraktik kommt im Mai 2008 der Leiter der Abteilung für Naturheilkunde der englischen Universität von Exeter und Plymouth, Edzard Ernst nach Durchsicht wissenschaftlicher Artikel zum Thema zum Schluss dass die Chiropraktik auf mystischen Konzepten basiere und diese Konzepte nicht auf solid science basieren würden.[1]

Quellennachweise

  1. Ernst E., Chiropractic: a critical evaluation, J Pain Symptom Manage. Mai 2008,35(5):544-62.
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