Manuel I. Komnenos

Manuel I. Komnenos
Fresko Manuels I.

Manuel I. Komnenos (griechisch Μανουὴλ Α' Κομνηνός, * 28. November 1118; † 24. September 1180) war von 1143 bis 1180 byzantinischer Kaiser. Er gilt als einer der letzten bedeutenden Herrscher von Byzanz.

Manuel war der vierte Sohn Johannes’ II. Komnenos und dessen aus dem ungarischen Herrscherhaus der Arpaden stammenden Ehefrau Irene. Er wurde nach dem Tod seines Vaters zum Kaiser ausgerufen, obwohl er einen älteren Bruder hatte (Isaak). Seine Herrschaft bedeutete eine späte Glanzstunde für das byzantinische Reich, worauf jedoch der endgültige Niedergang als Großmacht folgte, an dem er aufgrund seiner letztlich gescheiterten Politik eine gewisse Mitschuld trägt. Eine wichtige Quelle für seine Regierungszeit stellt das Geschichtswerk des Niketas Choniates dar.

Inhaltsverzeichnis

Balkanpolitik

Manuel forcierte die byzantinische Expansionspolitik auf dem Balkan, wobei jedoch sein Plan für ein ungarisch-byzantinisches Bündnis von ihm selbst um 1170 aufgegeben wurde. Da Manual selbst mütterlicherseits aus dem ungarischen Herrscherhaus stammte, konnte er bei seiner Ungarnpolitik auf eine starke pro-byzantinische Partei im ungarischen Adel zählen.

Manuel gewann durch den Feldzug 1149-1150 den dominierenden Einfluss in Raszien (Serbien), welches nach der vom Normannen Roger II. unterstützten Rebellion des Groß-Župans Uroš II. 1150 als Vasall erneut die byzantinische Vorherrschaft anerkennen musste. Insgesamt löste unter Manuel der Balkan Kleinasien als Hauptfeld byzantinischer Außenpolitik ab. Manuel I. führte selbst die Offensive am Balkan an und sein Heerzug 1149 führte vom albanischen Valbona über den Kosovo nach Ras, der Hauptstadt Rasziens, das er einnahm und besetzte. Ein Gegenangriff Uroš II. führte zu keinem entscheidenden Ergebnis und Manuel I. nahm 1150 einen zweiten Feldzug gegen den raszischen Herrscher auf. Ende 1150 führte er den Feldzug von Niš, dem Lauf der Morava folgend, zur Save, wo er die ungarische Verstärkung von Gesa II. abfangen sollte. Nach einem Schwenk am Lauf der Drina gelangte Manuel zurück nach Raszien. Die Schlacht von 1150 zwischen Manuel I. und Uroš II. fand an in den Novembermonaten am Fluss Tara statt. Trotz einsetzendem Schneefalls und der ungünstigen Topographie konnte Manuel I. den Angriff der serbisch-ungarischen Armee am Ufer der Tara standhalten und erreichte nach einem wenig entscheidenden Kampf, dass der Groß-Župan in seinem Lager auftauchte und vor Ihm als Vasall niederkniete. Damit verpflichtete sich der raszische Herrscher gegenüber Manuel I. sowohl für seine Kriegszüge in Europa als auch in Kleinasien Truppen zu stellen. Ein prächtiger Triumphzug mit den führenden ungarischen Fürsten und serbischen Gefangenen wurde bei der Ankunft des Heeres in Konstantinopel abgehalten. Der Triumph wurde vom Episkopen von Thessaloniki geleitet und ist in den Gedichten von Theodora Prodroma und Anonim Manganski erhalten.

Die territorialen Streitigkeiten in Dalmatien und Kroatien um die Vorherrschaft auf dem Balkan zwischen Manuel I. und Gesa II. gipfelten in der Schlacht bei Sirmium 1167, wo die Ungarn dem Kaiser und der ihm verbündeten Raszier unterlagen. Damit waren die byzantinisch-ungarischen Kriege von 1151–1153 und 1163–1168 entschieden und die gesamte westliche Balkanhalbinsel in byzantinischem Besitz. Daraufhin befestigte Manuel I. die Donaugrenze.

Manuels Politik im Westen

Auch das westliche Europa beachtete er stärker als seine Vorgänger. Ein Grund für diese Neuausrichtung der Außenpolitik war Manuels Versuch, wohl in Rückgriff auf Justinian I. vor allem die Herrschaft über (Teile) Italiens wiederherzustellen. Manuel pflegte gute Beziehungen zu den Staufern, besonders zu Konrad III., den er während des 2. Kreuzzugs kennen gelernt hatte, und mit dem er auch ein Bündnis einging (1148 in Thessaloniki): Der im Dezember 1147 erkrankte Konrad hatte auch einige Zeit die Gastfreundschaft Manuels in Anspruch genommen, der ihm medizinische Hilfe zukommen ließ und auch für den Kreuzzug Unterstützung leistete. Manuel hatte bereits 1146 Konrads Schwägerin Berta von Sulzbach geheiratet, die dynastische Verbindung wurde nun durch die Heirat von Manuels Nichte Theodora mit Konrads Neffen Heinrich von Babenberg gestärkt.

Beide Herrscher vereinbarten auch ein gemeinsames Vorgehen gegen die Normannen in Unteritalien, mit denen Manuel sich ab 1147 mehrere Gefechte lieferte. Nach dem Tod Konrads kühlte sich das Verhältnis zwischen den beiden Kaiserreichen allerdings merklich ab, besonders aufgrund der Intervention Manuels in Italien. Dort landeten byzantinische Truppen in Ancona, worauf es zu Spannungen mit dem römisch-deutschen Kaiser Friedrich I. kam. 1158 mussten sich die Truppen zurückziehen. Darauf verbündete er sich mit dem normannischen Sizilien gegen Friedrich und unterstützte auch die oberitalienischen Städte in ihrem Kampf gegen Barbarossa. Verhandlungen mit Papst Alexander III. führten fast zur Anerkennung Manuels als gesamtrömischer Kaiser, während Friedrich von Alexander gebannt worden war. Als der Papst 1168 diesen letzten Schritt verweigerte, um nicht in byzantinische Abhängigkeit zu geraten, kam es 1172 zu einer erneuten Annäherung zwischen Manuel und Barbarossa. Keiner dieser politischen Züge erzielte jedoch einen durchschlagenden Erfolg in Italien.

Manuels Politik im Osten

Dafür war Manuels Politik im Osten um so erfolgreicher. Dort gewann er Kilikien und, nach einem Konflikt mit dem Kreuzfahrerstaat Antiochia, das Fürstentum Antiochia, das byzantinisches Lehen wurde. 1161 heiratete er Maria von Antiochia aus dem Haus Poitou (Berta war 1160 gestorben, mit ihr hatte Manuel eine Tochter, Maria Komnena). Währenddessen kämpfte Manuels fähiger General Johannes Axuch erfolgreich gegen die Türken. Dem stärker werdenden Einfluss Venedigs setzte er ein Bündnis mit Genua und Pisa entgegen. Die byzantinische Präsenz in Anatolien wurde in seiner Regierungszeit verstärkt, allerdings kam es 1176 zur Schlacht von Myriokephalon, in der Manuel unterlag.

Konsequenzen der Niederlage gegen die Seldschuken bei Myriokephalon

Dadurch wurden seine Erfolge in diesem Raum zunichte gemacht. Dies bedeutete auch das Ende der byzantinischen Rückeroberungspolitik in Kleinasien und war der Beginn des endgültigen Verlustes dieses wichtigen Gebiets an die Türken. Es ist allerdings auch fraglich, ob der Versuch, sich nur auf Kleinasien zu konzentrieren, Erfolg gehabt hätte, besonders aufgrund der Landnahme durch die Türken. Die Ressourcen, die zu einer dauerhaften Befriedung der Region notwendig gewesen wäre, hätte die Kraft von Byzanz vielleicht überstiegen.

Der Kaiser selbst war vom Rittertum fasziniert, wie er überhaupt dem Westen zugeneigt war wie kaum ein anderer byzantinischer Herrscher und dort durchaus auch Respekt genoss. Unter seiner Regierung kam es zu einer wirtschaftlichen und kulturellen Blüte in Byzanz. Neben den Verhandlungen mit Papst Alexander III. versuchte er auch durch Kontaktaufnahme zu syrischen Monophysiten und zur armenischen Kirche die Einheit des Christentums wiederherzustellen. Seine weit ausgreifende Bündnispolitik, verknüpft mit einer geschickten Heiratspolitik, sorgte dafür, dass Byzanz ein letztes Mal als Großmacht auftreten konnte.

Literatur

Wichtige Quellen zu Manuels Regierungszeit stellen die Werke des Johannes Kinnamos sowie des Niketas Choniates dar.

  • Ferdinand Chalandon: Les Comnènes. Bd. 2, Paris 1912.
  • Ralph-Johannes Lilie: Byzanz – Das zweite Rom. Berlin 2003, S. 387ff.
  • Paul Magdalino: The Empire of Manuel I Komnenos, 1143–1180. Cambridge 2002 (Nachdruck von 1993).

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