- Marcantonio Raimondi
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Marcantonio Raimondi (* um 1475 in Agini? bei Bologna; † um 1534 in Bologna?) war ein italienischer Kupferstecher der Renaissance. Er stellte über 300 Kupferstiche nach Werken zeitgenössischer Maler sowie von Kunstwerken der Antike her und begründete damit die künstlerische Sparte der Reproduktion von Kunstwerken durch Kupferstiche.
Raimondi war Sohn eines Goldschmieds aus Bologna und wurde nach Angaben Vasaris in Bologna von dem Maler, Medailleur und Goldschmied Francesco Francia in der Kunst des Kupferstichs unterrichtet. Sein Interesse an Kunstwerken der Antike wurde durch seinen Aufenthalt im Umkreis der Bologneser Humanisten angeregt. Er war dort befreundet mit dem Dichter Giovanni Achillini, der eine Reihe antiker Medaillen besaß und den er mit einem Kupferstich porträtierte.
Er bildete sich an den Stichen und Holzschnitten Albrecht Dürers weiter, die im Italien der Renaissance hoch geschätzt und verbreitet waren. Zwischen 1505 und 1510 kopierte er ca. 80 Graphiken Dürers, einschließlich dessen Signatur, was Dürer zu einer Reise nach Italien veranlasste, um gegen die nicht autorisierten Reproduktionen gerichtlich vorzugehen. 1506 kam es in Venedig zum ersten urheberrechtlichen Prozess der Kunstgeschichte. Raimondi wurde nur wegen der widerrechtlichen Benutzung von Dürers Signatur, nicht aber wegen der Kopie der Holzschnitte selbst verurteilt. Weitere Vorbilder für die Perfektionierung seiner Technik waren Blätter von Lucas van Leyden.
Während eines Aufenthalts in Florenz stellte er zwei Stiche nach Michelangelos Karton für dessen Fresko Schlacht von Cascina her.
Ab 1510 lebte und arbeitete Raimondi in Rom, wo er Raffael kennenlernte, für den er im gleichen Jahr zum ersten Mal ein Gemälde, die Dido, reproduzierte. Von da an kam es zu einer intensiven Zusammenarbeit zwischen den beiden Künstlern. Raimondi arbeitete ab diesem Zeitpunkt fast ausschließlich für Raffael und stellte in großer Zahl Stiche nach Zeichnungen, Kartons und Gemälden des Malers her. Diese Reproduktionen waren eine Voraussetzung für die verbreitete Wertschätzung und den hohen Bekanntheitsgrad, den Raffael in weiten Kreisen Italien und jenseits der Alpen genoss. Nur durch seine Reproduktionen ist eine Reihe der inzwischen zerstörten oder verschollenen Werke Raffaels bekannt, wie auch Entwürfe zu Gemälden, die nie ausgeführt wurden.
Nach den modi, 16 erotischen Zeichnungen Giulio Romanos, für die Pietro Aretino die sonetti lussoriosi geschrieben hat, fertigte er Stiche an. Das brachte ihm 1524 einen Aufenthalt im Gefängnis ein, aus dem er erst auf Bitten von Kardinal Ippolito de' Medici und des Bildhauers Baccio Bandinelli freigelassen wurde. Durch den Sacco di Roma von 1527 wurde Raimondis blühendes Unternehmen vernichtet, da er weder Auftraggeber noch Abnehmer für seine graphische Produktion fand. Laut Vasari musste er vor der spanischen Soldateska fliehen, möglicherweise ging er nach Bologna. Ab jetzt verlieren sich seine Spuren, nach 1527 lassen sich keine Werke mehr sicher nachweisen.
Das Werk Raimondis, seine Themen und die von ihm erreichte technische Perfektion zum Beispiel in der Herstellung von Helldunkel-Effekten, waren von großem Einfluss auf kommende Generationen von Kupferstechern, deren Hauptgegenstand die Reproduktion von Kunstwerken wurde. Raimondi und die in seiner Werkstatt ausgebildeten Künstler trugen dazu bei, die Kenntnis über Ikonographie und die Glanzleistungen der italienischen Malerei ihrer Zeit, weit zu verbreiten und allgemein bekannt zu machen.
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Commons: Marcantonio Raimondi – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Italiener
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