Margarete Scheel

Margarete Scheel
„Erholung“ (1926)
„Eisen“ (1926)
Tympanongestaltung Blücherstraße (1926)
Türgestaltung Kranstöverhaus Wasserstraße (1938)
Giebelgestaltung Studentenwohnheim (1953/55)

Margarete Scheel (* 28. September 1881 in Rostock; † 9. November 1969 ebenda) war eine deutsche Bildhauerin und Keramikgestalterin.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Margarete Scheel wurde als dritte Tochter des Arztes Ludwig Scheel (1849-1913) und seiner Ehefrau Sophie, geb. Schleker (1853-1934), geboren. Ihr jüngerer Bruder Paul-Friedrich Scheel (1883-1959) war Professor für Orthopädie und seit 1917 der Leiter des Elisabeth-Heimes der „Landeskrüppelanstalt von Mecklenburg“ in Rostock.[1] Die Familie wohnte in der Breiten Straße 19. Margarete Scheel besuchte von 1887 bis 1897 eine private Höhere Töchterschule in ihrer Heimatstadt, danach von 1900 bis 1902 das Rostocker Lehrerinnenseminar. Margarete Scheel ging 1903 nach Berlin, wo sie kunstgewerblichen Unterricht nahm. Seit diesem Jahr bezeichnete sie sich selbst als Bildhauerin. Sie hatte in dieser Zeit Kontakt zu vielen bedeutenden Künstlern und nahm bei einigen von ihnen Unterricht. 1904 arbeitete sie in den Räumen der ehemaligen Unterrichtsanstalt des Berliner Kunstgewerbemuseums und nahm Unterricht im Figurenzeichnen bei den Malern Hans Baluschek, Martin Brandenburg und Lovis Corinth. Die wesentlichen Grundlagen ihrer bildhauerischen Ausbildung erwarb sie ab 1905 im Atelier von Arthur Lewin-Funcke. Ihr erster Auftrag, Reliefs für die Mecklenburgische Hypotheken und Wechselbank am Rostocker Neuen Markt (zerstört 1942), brachte ihr genug Geld ein, um davon einen Studienaufenthalt in Paris zu finanzieren. Sie wurde Schülerin von Aristide Maillol, bei dem sie in den Jahren 1910 und 1911 ihre Fertigkeiten der plastisch-räumlichen Funktion vervollständigte.

Nach Stationen in Belgien und den Niederlanden hielt sie sich von 1911 bis 1913 wieder in Berlin auf. Margarete Scheel beteiligte sich erfolgreich an Ausstellungen der Freien Secession, deren Mitglied sie wurde. Führende deutsche Kunstzeitschriften veröffentlichten Arbeiten der Künstlerin. Nach einer Ausstellung in der 1907 eröffneten Kunsthalle Mannheim, die der neuen Kunst verpflichtet war, ging Margarete Scheel 1914 nach Rom, wo sie in einem eigenen Atelier arbeitete. Im gleichen Jahr beteiligte sie sich an der ersten Kölner Werkbundausstellung. Einige deutsche Kunstzeitschriften veröffentlichten Beiträge über die Künstlerin und machten sie damit einem größeren Publikum bekannt.

Neben der Arbeiten an Plastiken wandte sich Margarete Scheel in der Folgezeit auch neuen Kunstformen zu, so beschäftigte sie sich 1919 an der Handwerkerschule in Berlin mit der Töpferei. Nach praktischen Arbeiten in der Töpferei Guhl in Teterow eröffnete sie 1920 eine eigene Töpferwerkstatt in Rostock. Nach dem Tod des Vaters zog sie mit ihrer Mutter in das Haus Augustenstraße 112, in dessen Garten sie die Werkstatt einrichtete.

1919 bekannte sich Margarete Scheel zu den Zielen des 1919 in Berlin gegründeten Arbeitsrates für Kunst, dessen erste Sprecher und Vorsitzende Bruno Taut und Walter Gropius waren.[2]

1922 wurde Margarete Scheel Mitglied der Vereinigung Rostocker Künstler, der einige der führenden mecklenburger Vertreter der Moderne in der Malerei und Architektur, wie Walter Butzek, Bruno Gimpel, Thuro Balzer oder Heinrich Tessenow angehörten. Sie arbeitete eng mit der Bildhauerin Hertha von Guttenberg zusammen und zeigte großes Interesse an den Arbeiten der Architekten des Neuen Bauens, wie Butzek und Gustav Wilhelm Berringer. Das führte zu größeren Aufträgen an Bauten wie der neuen Gewerbeschule, dessen bauplastischen Schmuck sie schuf. Dazu gehören vier überlebensgroße Plastiken, die „Farbe“, „Eisen“, „Holz“ und „Stein“ versinnbildlichen. Hinter dem Gebäude wurden zwei Kunstwerke, die die „Arbeit“ und die „Erholung“ darstellen, aufgestellt.

Während der Zeit des Nationalsozialismus 1933 bis 1945 nahm Margarete Scheel kaum öffentliche Aufträge an, sie stand dem Nationalsozialismus ablehnend gegenüber. Ihre 1910 gefertigten Aktplastiken „Handel“, „Gewerbe“ und „Schiffahrt“ an der Mecklenburgischen Hypotheken- und Wechselbank wurden von der faschistischen Stadtverwaltung abgeschlagen. Margarete Scheel arbeitete vorwiegend im Atelier, fertigte Kleinplastiken, Porträtbüsten und Gebrauchskeramik.

Ihre Wohnung und das Atelier mit zahlreichen Werken ist 1942 während eines Bombenangriffs auf die Stadt Rostock vernichtet worden. Sie fand bis zum Kriegsende eine neue Bleibe in der Gartenstadt, im Blumenweg 11, danach übersiedelte sie in das Haus Baleckestraße 2, wo sie sich ein bescheidenes Atelier einrichtete. Über ihre letzten Lebensjahre ist wenig bekannt, sie arbeitete aber bis zu ihrem Tod weiter an Porträtbüsten und Plastiken.

Margarete Scheel starb am 9. November 1969 und ihre Urne wurde am 14. November auf dem Rostocker Neuen Friedhof auf dem Begräbnisplatz ihres Bruders beigesetzt.

Zahlreiche Werke von Margarete Scheel prägen heute die öffentliche Kunst in Rostock, die Kunsthalle Rostock ist im Besitz einiger Kleinplastiken. Viele ihrer kleinen Arbeiten befinden sich in Privatbesitz.

Kritik

In einer Veröffentlichung zum zehnjährigen Bestehens der Vereinigung Rostocker Künstler wurde sie gewürdigt: Lebendig in ihren Körpern, eine Plastikerin, die ewig jung ist, weil sie die unversiegte Kraft der starken Empfindung in sich hat.[3]

Werke

  • 1913 Grabstein der Familie von Flotow in Walow bei Malchow
  • 1916 Grabmal der Familie Eggebrecht in Halberstadt
  • Putten und Holzschnitzereien in der Rostocker Genossenschaftsbank
  • figürlicher Schmuck an mehreren Gebäuden des Architekten Paul Korff in Rostock
  • 1926 Kunststein-Plastiken Farbe - Eisen - Holz - Stein über dem Haupteingang der Gewerbeschule in Rostock
  • 1926 Kunststein-Plastiken Arbeit und Erholung auf dem Hof der Gewerbeschule
  • 1926 Tympanongestaltung Blücherstraße 62 in Rostock
  • 1935 Brunnenfiguren in der Rostocker Schillingallee
  • 1935 für die Sparkasse (Schillingallee) Plastiken im Foyer und an der Fassade

Einzelnachweise

  1. Buchvorstellung von Bernhard Scholz
  2. Manifest des Arbeitsrates für Kunst
  3. Mecklenburgische Monatshefte, Band 5, Rostock 1929

Literatur

  • Oscar Gehrig: Die Bildhauerin Margarete Scheel. In: Mecklenburgische Monatshefte 1(1925), S. 449 ff. (Digitalisat)
  • dito 2(1926), S. 267; 5(1929), Tafel g. S. 107; 8(1932), Tafel G. S. 101, S. 150
  • Die Plastiken der Margarete Scheel. Eine Künstlerin im Rostocker Stadtbild (Schweriner Volkszeitung - Mecklenburg-Magazin Nr. 8/1999, S. 13)
  • Hedwig Walter: Margarethe Scheel. Eine Rostocker Künstlerin. In: Beiträge zur Geschichte der Stadt Rostock, Neue Folge. Heft 7. Rostock, 1987

Weblinks

 Commons: Margarete Scheel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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