- Marie Tussaud
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Marie Tussaud (* Dezember[1] 1761 in Straßburg als Marie Grosholtz; † 16. April 1850 in London) war eine Wachsbildnerin und die Gründerin des nach ihr benannten Museums Madame Tussauds in London.
Inhaltsverzeichnis
Frühes Leben
Sie wurde in Strasbourg geboren. Ihr Vater Joseph Grosholtz war Soldat und fiel im Siebenjährigen Krieg zwei Monate vor Maries Geburt. Ihre Mutter Anne-Marie Walder fand in Bern bei Dr. Philippe Curtius (1741–1794) eine Anstellung als Hausmädchen und nahm Marie mit. In Bern erwarb die Mutter die Schweizerische Staatsbürgerschaft. Curtius war Arzt und mit der Kunst der Ceroplastik vertraut. Er modellierte für den Anschauungsunterricht menschliche Organe aus Wachs und schuf auch erotische Miniaturen, die sich gut verkauften.[2] Später porträtierte er bekannte Zeitgenossen. Marie nannte Curtius immer Onkel.
1765 machte Curtius Bekanntschaft mit Louis François de Bourbon-Conti, einem Cousin Ludwigs XV. Der Prinz lud ihn nach Paris ein und verschaffte ihm eine Wohnung an der vornehmen Rue Saint-Honoré.[2] Dort verfeinerte Curtius seine Technik und begann mit dem Aufbau eines Wachsfigurenkabinetts. 1767 ließ er Marie und ihre Mutter nachkommen.
Paris
Curtius brachte der talentierten Marie das Modellieren bei und mit 17 schuf sie das erste lebensgroße Modell, ein Porträt von Jean-Jacques Rousseau. Später stellte sie auch andere berühmte Aufklärer, wie Voltaire und Benjamin Franklin dar.
Der Ausbruch der Französischen Revolution im Jahre 1789 führte für Marie Grosholtz zum Wegfall des Kundenkreises und zu einer Reihe alptraumhafter Erfahrungen. Anfangs wurden die von ihr geschaffenen Wachsköpfe von Prominenten auf Stangen aufgespießt, durch die Straßen getragen und verspottet. Später zwang man sie, die Totenmasken prominenter Opfer der Guillotine anzufertigen. Darunter waren auch König Ludwig XVI., seine Frau Marie Antoinette sowie die Revolutionäre Georges Danton und Maximilien de Robespierre. Die von ihr angefertigten Wachsköpfe der hingerichteten Opfer waren für das Revolutionsmuseum bestimmt.
1794 starb Curtius und Marie erbte seine Wachsfigurensammlung. Im Jahre 1795 heiratete Marie Grosholtz den Ingenieur François Tussaud († 1848), und gemeinsam hatten sie zwei Söhne (Joseph und François). Schon im Jahre 1800 trennte sie sich von ihrem trunksüchtigen Mann – die Scheidung erfolgte 1809.
Mit dem Ausbruch der Koalitionskriege blieb die Kundschaft des Wachsfigurenkabinetts aus und Marie geriet mit ihren beiden minderjährigen Söhnen in finanzielle Not. Darum folgte sie einer Einladung, ihre Wachsfiguren in England zu präsentieren.
Großbritannien und Irland
1802 reiste Marie Tussaud mit ihrem vierjährigen Sohn Joseph nach London. Bald wurde klar, dass ihnen eine Rückreise nach Frankreich wegen der inzwischen verhängten Kontinentalsperre für lange Zeit verwehrt bleiben würde. So zogen sie 27 Jahre lang durch Großbritannien und Irland. Ihr zweiter Sohn François kam 1822 nach. Joseph erlernte die Kunst seiner Mutter. Marie Tussaud sah Frankreich und ihren Mann nie wieder.
1835 eröffnete sie in der Baker Street von London ein eigenes Museum. Drei Jahre später schrieb sie ihre Memoiren. Mit 81 Jahren schuf sie ihr eigenes Abbild als letzte eigenständig hergestellte Figur des Kabinetts. Danach übergab sie das Museum ihren beiden Söhnen.
Marie Tussaud starb am 16. April 1850 mit 88 Jahren. 1884 wurde das Museum in die Marylebone Road verlegt.
Autobiografie
- Marie Tussaud: Madame Tussaud's memoirs and reminiscences of France, Hrg. F. Hervé, London 1838
Literatur
- Dorrit Willumsen: Marie. Ein Roman über das Leben der Madame Tussaud, Hinstorff Verlag, Rostock 1987, ISBN 3-356-00069-1
- Alex Capus: Himmelsstürmer: Zwölf Portraits, Biographien verschiedener Personen, u. a. Marie Grosholtz alias Madame Tussaud, Albrecht Knaus Verlag, München 2008, ISBN 978-3-8135-0314-2
- Sabine Weiß: Die Wachsmalerin: Das Leben der Madame Tussaud. List, Berlin 2008, ISBN 978-3-548-60845-7
- Sabine Weiß: Das Kabinett der Wachsmalerin: Der Madame-Tussaud-Roman. List, Berlin 2010, ISBN 978-3-548-60977-5
Weblinks
Einzelnachweise
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