Mariotto Albertinelli

Mariotto Albertinelli
Mariotto Albertinelli: Die Verkündigung, München, Alte Pinakothek

Mariotto Albertinelli, eigentlich Mariotto di Biagio di Bindo Albertinelli (* 13. Oktober 1474 in Florenz; † 5. November 1515 in Florenz) war ein italienischer Maler.

Namensvariante: Biagio di Bindo Albertinell

Inhaltsverzeichnis

Leben

Mariotto Albertinelli war ein Sohn des Goldschlägers Biagio di Bindo Albertinelli. Seine Malerausbildung erhielt er in der Werkstatt des Cosimo Rosselli. Dabei muss er sich als recht talentiert erwiesen haben, denn Vasari berichtet, dass Albertinelli in den Gärten der Medici Antiken zeichnete und darüber hinaus persönlich für Alfonsina Orsini, die Ehefrau des Piero de’ Medici, arbeitete. Während seiner Lehrzeit lernte er Baccio della Porta kennen, der sich später Fra Bartolommeo nennen sollte. Die beiden jungen Maler freundeten sich an und harmonierten aus künstlerischer Sicht so hervorragend miteinander, dass sie nach der Beendigung der Lehre zusammenblieben und gegen 1494 eine gemeinsame Werkstatt im Haus von Baccios Vater gründeten. In den Folgejahren war ihre Arbeit so eng miteinander verknüpft, dass viele der bis 1500 entstandenen Werke heute nicht eindeutig zugewiesen werden können und in ihrer Zuschreibung abwechselnd Albertinelli oder Baccio zugewiesen werden. Werke wie das 1500 von Baccio begonnene und 1501 von Albertinelli vollendete Fresko Das Jüngste Gericht für S. Maria Nuova in Florenz zeigen, dass sich die Anteile der beiden Maler an dem Bild kaum voneinander unterscheiden lassen, was von der Forschung als Beleg dafür angesehen wird, dass sich Albertinelli dem Stil seines Freundes vollkommen anzupassen verstand. Ausgehend von dieser Tatsache, verbunden mit dem Umstand, dass Baccio als der talentiertere Maler angesehen wird, gilt es heute als allgemein gesichert, dass dieser auch als Kopf der Partnerschaft anzusehen ist, der sowohl für die Bildkompositionen als auch für den Stil verantwortlich war. Ein Beleg für die künstlerische Dominanz Baccios sind einige Werke Albertinellis, in denen er bewusst versuchte, sich vom Stil seines Partners abzusetzen. Diese selbstständigen Werke zeigen neben deutlichen Einflüssen durch die Maler Filippino Lippi, Piero di Cosimo und Pietro Perugino auch Anklänge an die altniederländische Malerei, vor allem an Künstler wie Hugo van der Goes und Hans Memling, sowie an die altertümliche Formsprache des italienischen Trecento.

Mariotto Albertinelli: Die Heimsuchung, Florenz, Galleria degli Uffizi

Im Jahr 1500 zerbrach die Partnerschaft der beiden Maler, da sich Baccio, der ein Anhänger des Bußpredigers Savonarola war, dazu entschloss, dem Dominikanerorden beizutreten und damit der Malerei zu entsagen. Dort nahm er den Namen Fra Bartolomeo an. Das unfertige Jüngste Gericht wurde von Albertinelli weitergeführt und im März des Folgejahres vollendet.

Albertinelli führte die Werkstatt alleine fort und malte gegen 1503 mit der heute in den Uffizien in Florenz aufbewahrten Heimsuchung sein bekanntestes eigenständiges Werk.

Im Jahr 1505 heiratete Albertinelli die Weinhändlertochter Antonia Ugolini. 1506 wurde er von seinem Vater offiziell für volljährig erklärt und zum Vormund von Fra Bartolomeos Bruder Piero della Porta bestellt, den er zum Maler ausbilden sollte. 1509 schloss er sich, unter der Schirmherrschaft des Klosters S. Marco in Florenz, als gleichberechtigter Partner erneut mit Fra Bartolomeo zusammen, der mittlerweile das Malen wieder aufgenommen hatte; beide gründeten eine neue Werkstatt. Als Atelierzeichen wählten sie dabei ein Kreuz mit zwei verschlungenen Ringen. Noch im gleichen Jahr führte eine gemeinsame Reise die beiden Männer nach Lucca, wo sie ein für den dortigen Dom gemaltes Altarbild aufstellten. Es entwickelte sich erneut eine fruchtbare Zusammenarbeit, in der Fra Bartolomeo wieder als der kreative Kopf der Partnerschaft angesehen werden kann.

Aufgrund übler Nachreden gab Albertinelli 1512 die Malerei kurzfristig auf und eröffnete, mithilfe seines Schwiegervaters, eine kleine Schenke in Florenz. Daraufhin wurde die gemeinsame Partnerschaft mit Fra Bartolomeo am 5. Januar 1513 für offiziell beendet erklärt.

Bald darauf gab Albertinelli den Beruf des Schankwirts wieder auf und begab sich nach Rom und Viterbo, wo er wieder mit dem Malen begann. Dort erkrankte er, laut Vasari, schwer und wurde in einem Korb nach Florenz zurückgetragen, wo er kurz nach seiner Ankunft am 5. November 1515 verstarb. Sein letztes, in Viterbo begonnenes Bild, eine Marienkrönung, ließ er unfertig zurück. Es wurde erst 1542 von Fra Paolino da Pistoia vollendet.

Albertinelli hat ein reichhaltiges Werk hinterlassen. Neben repräsentativen Altarbildern malte er vor allem kleine Andachtsbilder für verschiedene private Auftraggeber. Darüber hinaus haben sich zahlreiche Albertinelli zugewiesene Zeichnungen erhalten.

Albertinellis Stellung in der Kunstgeschichte

Albertinelli gilt in der heutigen Forschung als durchaus begabter Maler, der sich allerdings, unter dem übermächtigen Einfluss Fra Bartolomeos, kaum als selbstständiger Meister etablieren konnte. Er wirkte zu einer Zeit, in der sich die Kunst der Hochrenaissance in Florenz etablierte. Dabei ordnete er sich der neuen Kunstsicht einesteils unter und setzte durchaus bleibende Akzente in der Darstellung monumentaler Architektur und himmlischer Erscheinungen. Gleichzeitig hatte er eine Vorliebe für traditionelle Darstellungsformen, die der Perfektion der Hochrenaissance entgegenstanden und so in der Ausführung nicht immer optimal damit harmonieren.

Albertinelli bildete mehrere Maler aus, zu denen unter anderen auch Jacopo Pontormo gehörte.

Werke

  • Athen, Nationalgalerie
Eine Episode aus der Genesis(?). um 1513
  • Bergamo, Accademia Carrara
Kain und Abel. um 1513
  • Berlin, Gemäldegalerie
Maria mit dem Kinde. um 1495 (zugeschrieben)
  • ehemals Berlin, Kaiser-Friedrich-Museum
Die Himmelfahrt Mariae. (zugeschrieben mit Fra Bartolomeo)
  • Besançon, Kathedrale St. Jean
Maria mit dem Kinde in der Glorie mit Heiligen und Stiftern (Ferry Carondelet Altar). 1512 (mit Fra Bartolomeo)
  • Cambridge, Fitzwilliam Museum.
Maria mit dem Kinde. 1509
  • Cambridge, Harvard University Art Museums, Fogg Art Museum
Die Verkündigung. 1508
Das Opfer von Kain und Abel. um 1510
  • Chartres, Musée des Beaux-Arts
Marientriptychon. um 1500
  • Columbia, Museum of Art
Maria mit dem Kinde, Heiligen und Engeln. um 1510 (zugeschrieben)
  • Detroit, Institute of Art
Die Anbetung des Kindes. um 1506
  • Florenz, Certosa di Val d’Ema
Die Kreuzigung Christi. 1505 (Fresko)
  • Florenz, Galleria della Accademia
Die Verkündigung. 1510
Maria mit dem Kinde und den Heiligen Julianus, Dominikus, Nikolaus und Hieronymus. um 1510
Die Heilige Dreifaltigkeit. um 1510
  • Florenz, Galleria degli Uffizi
Die Heimsuchung. 1503
Predella – Szenen aus der Jugend Christi: Die Verkündigung; Die Anbetung des Kindes; Die Darbringung Christi im Tempel. 1503
  • Florenz, Museo S. Marco (ehemals Ospedale di S. Maria Nuova)
Das Jüngste Gericht. um 1500/01 (Fresko – mit Fra Bartolomeo)
  • Florenz, Palazzo Pitti
Die Anbetung des Kindes durch Maria und einen Engel. um 1502
Die Beweinung Christi (Pietà). um 1511 (mit Fra Bartolomeo)
  • Genf, Musée d’art et d’histoire
Die Verkündigung. um 1511 (mit Fra Bartolomeo)
  • Genua, Collezione Basevi-Gambarana
Maria mit dem Kinde. 1509
  • Harewood House (Yorkshire)
Maria mit dem Kinde. 1509
  • Lewisburg, Bucknell University Art Gallery
Maria mit dem Kinde. um 1510
  • London, Courtauld Institute Galleries
Die Geburt Christi. um 1504 – 1515 (zugeschrieben)
Die Erschaffung der Welt, des Menschen und der Sündenfall. um 1513 – 1515
  • Longniddry, Earl of Wemyss
Maria mit dem Kinde. um 1512
  • Los Angeles, Country Museum of Art
Die Heilige Familie. 1498 (mit Fra Bartolomeo)
  • Lucca, Museo di Villa Guinigi
Die Heiligen Maria Magdalena und Katharina von Siena vor Gottvater. 1509 (mit Fra Bartolomeo)
  • Mailand, Museo Poldi-Pezzoli
Maria mit dem Kinde und den Heiligen Katharina und Barbara. 1509
  • München, Alte Pinakothek
Die Verkündigung. um 1506
Der Sündenfall. um 1509 – 1513
Das Opfer Abrahams. um 1508 – 1513
  • New York, Metropolitan Museum of Art
Maria mit dem Kinde, dem Johannesknaben und einem Engel.
  • Paris, Musée National du Louvre
Maria mit dem Kinde und den Heiligen Hieronymus und Zenobius. 1506 (mit Franciabigio)
  • Pisa, Chiesa di Santa Caterina d'Alessandria
Maria mit dem Kinde und den Heiligen Petrus und Paulus. 1511 (mit Fra Bartolomeo)
  • Rom, Galleria Borghese
Die Heilige Familie mit dem Johannesknaben. 1512 (mit Fra Bartolomeo)
Der Erlöser, um 1513/14
  • St. Petersburg, Eremitage
Maria und Joseph beten das Christuskind an.
  • Stuttgart, Staatsgalerie
Drei Fragmente: Zwei blumenhaltende Engel; Christus und Maria; Zwei Engel. 1512 (mit Fra Bartolome – oberen Bildabschlusses des Ferry Carondelet Altar in Besançon)
  • Venedig, Seminario Patriarcale, Pinacoteca Manfrediniana
Maria mit dem Kinde. um 1512
  • Viterbo, SS. Andrea e Giovanni Battista
Maria mit dem Kinde, zwischen Heiligen. um 1514 (zugeschrieben)
  • Volognano, Chiesa di S. Michele
Maria mit dem Kinde, Heiligen und Stiftern. 1514
  • Voltera, Duomo
Die Verkündigung. 1497 (mit Fra Bartolomeo)
  • West Palm Beach, Norton Museum of Art
Maria mit dem Kinde, dem Johannesknaben und zwei Engeln. um 1509
  • Zagreb, Galerie Stossmayer
Die Vertreibung aus dem Paradies.
  • Verbleib unbekannt
Maria und Joseph beten das Christuskind an. (am 15. Januar 1993 bei Sotheby’s in New York versteigert)
Maria mit dem Kinde (Madonna della Melagrana). (am 8. Dezember 1993 bei Sotheby’s in London versteigert)
Maria mit dem Kinde in einer Landschaft. (am 29. Januar 1999 bei Christie’s in New York versteigert)

Literatur

  • Luisa Marcucci: Albertinelli, Mariotto, In: Kindlers Malereilexikon, Zürich 1964 – 1971S. 42 ff.

Weblinks

 Commons: Mariotto Albertinelli – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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