- Girolamo Savonarola
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Girolamo „Hieronymus“ Savonarola (* 21. September 1452 in Ferrara, Italien; † 23. Mai 1498 in Florenz, Italien) war ein italienischer Dominikaner und Bußprediger. Er erregte Aufsehen mit seiner Kritik am Lebenswandel des herrschenden Adels und Klerus und war de facto Herrscher über Florenz von 1494 bis zu seiner Hinrichtung 1498.
Inhaltsverzeichnis
Leben
In Ferrara als Sohn des später verarmten Geschäftsmannes Niccolò Savonarola geboren, studierte Savonarola zunächst Philosophie und Medizin. Mit 22 Jahren brach er das Medizinstudium jedoch ab und trat in das Dominikanerkloster S. Domenico von Bologna ein, um „nicht wie ein Tier unter Schweinen, sondern als vernünftiger Mensch“ zu leben. Seinem ersten Auftreten als Bußprediger war zunächst wenig Erfolg beschieden, was sich jedoch schnell änderte. Seine flammenden Reden gegen die Verkommenheit der herrschenden Schichten wurden von großen Teilen des Volks bejubelt. Die Massenwirkung, die er schließlich in Norditalien erzielte, wird oft mit der des rätselbehafteten Predigers Hans Böhm verglichen, der 1476 in Franken mit sozialrevolutionären Thesen ähnliche Anziehungskraft ausübte.
Die Medici
1485 wurde er von Lorenzo de Medici als Prior des Klosters San Marco nach Florenz geholt, möglicherweise aus dem Motiv, ihn dort besser beobachten und letztlich unter Kontrolle halten zu können. Tatsächlich war er schließlich jedoch zu einem guten Teil für die Vertreibung der Medici 1494 aus Florenz verantwortlich. Schon am Sterbebett von Lorenzo verlangte er 1492, dass dieser auf alle Herrschaftsansprüche seiner Familie verzichten solle.
Als Savonarola mit dem 25. Juli 1492 das Sterbedatum von Papst Innozenz VIII. korrekt voraussagte, war er auf dem Höhepunkt seiner Macht. Zum Verhängnis wurden Savonarola allerdings die offene Unterstützung durch König Karl VIII. von Frankreich und sein Kampf gegen Papst Alexander VI., der wesentlich machtbewusster handelte als sein Vorgänger Innozenz VIII.
Karl VIII. von Frankreich
Karl VIII. wurde von mehreren Seiten gedrängt, den Anspruch der französischen Krone auf das Königreich Neapel durchzusetzen. Wohl war Karl VIII. auf seinem Italienfeldzug zunächst erfolgreich: 1494 mussten die Medici vor seinem Einmarsch kapitulieren, und die Partei Savonarolas nutzte die Gunst der Stunde, um die Medici aus der Stadt zu vertreiben, indem deren neuem Oberhaupt Piero politische Unfähigkeit vorgeworfen wurde. Karls Feldzug geriet letztlich jedoch zum Fiasko, da er schon bald nach der triumphalen Einnahme Neapels Italien wieder verließ und Neapel bald danach wieder verloren ging. (Siehe: Italienische Kriege)
Das Feuer der Eitelkeiten
Im Jahre 1495 untersagte Papst Alexander VI. Savonarola, weiterhin zu predigen. Für kurze Zeit hielt sich dieser auch daran, prangerte aber bald wieder die Missstände in der Kirche an.
Anfang Februar 1497 ließ Savonarola große Scharen von Jugendlichen („fanciulli“) durch Florenz ziehen, die im Namen Christi alles beschlagnahmten, was als Symbol für die Verkommenheit der Menschen gedeutet werden konnte. Dazu zählten nicht nur heidnische Schriften (oder solche, die von Savonarola dazu gezählt wurden) oder pornographische Bilder, sondern auch „Luxusgegenstände“ wie Gemälde, Schmuck, Kosmetika, Spiegel, weltliche Musikinstrumente und -noten, Spielkarten, aufwendige Möbel oder teure Kleidungsstücke. Teilweise lieferten die Besitzer diese Dinge auch selbst ab, sei es aus tatsächlicher „Reue“ oder aus Angst vor Repressalien. Am 7. Februar 1497 und am 17. Februar 1498 wurden all diese Gegenstände auf einem riesigen Scheiterhaufen auf der Piazza della Signoria verbrannt. Der Maler Sandro Botticelli warf einige seiner Bilder selbst in die Flammen. Nicht alle Bürger, auch nicht alle Mönche und Kleriker, unterstützten diese Verbrennungen. Vor allem die Franziskaner von S. Croce und die Dominikaner von S. Maria Novella kritisierten das Vorgehen Savonarolas. Die Franziskaner unter Domenico da Ponzo waren zudem an die Gegner Savonarolas gebunden und pflegten ohnedies gegen ihn anzupredigen.
Ende
Ohne den Rückhalt König Karls, aber auch aufgrund der Opposition der Franziskaner und einiger Dominikaner sowie der verfehlten Mehrheit seiner Anhänger bei den städtischen Wahlen zur Signoria im Frühjahr 1498, kam es in Florenz schließlich zu einem Stimmungswandel. Bereits am 13. Mai 1497 wurde Savonarola von Papst Alexander VI. als „Häretiker, Schismatiker und Verächter des Hl. Stuhles“ exkommuniziert.
Als der Papst vom Magistrat der Stadt, unter Androhung des Interdikts für die ganze florentinische Republik, forderte, den Bußprediger gefangenzunehmen, und eine von Savonarola angekündigte und vom Volk gierig erwartete Feuerprobe durch feindliche Ordensleute und politische Gegner verhindert wurde, schleppte die aufgebrachte Menge Savonarola aus dem Kloster. Er wurde eingekerkert, gefoltert und nach seinem Eingeständnis der ihm zur Last gelegten Verfehlungen zum Tode verurteilt. Vor seiner Hinrichtung widerrief er seine Eingeständnisse, doch man fälschte seine Prozessakte diesbezüglich. Savonarola wurde schließlich mit zwei Mitbrüdern (Domenico Buonvicini und Silvestro Maruffi) vor einer riesigen Menschenmenge zunächst gehängt und dann verbrannt. Dies geschah auf der Piazza della Signoria – dem gleichen Platz, auf dem er zuvor die „Verbrennungen der Eitelkeiten“ hatte veranstalten lassen. Da einige Frauen versuchten, Knochen als Reliquien mitzunehmen, wurde die Piazza gesperrt und am nächsten Tag Savonarolas Asche in den Fluss Arno geworfen.
In nachfolgender Zeit
Bis heute entzweit Savonarola die Gemüter und sein Werk wird von Theologen und Historikern, je nach ihrer Einstellung zu Papsttum und Kirche, unterschiedlich gewertet. Der Seligsprechungsprozess wurde am 23. Mai 1998 durch Papst Johannes Paul II. in Gang gesetzt.
Sonstiges
Die Savonarola-Figur wurde von Thomas Mann literarisch in seiner frühen Erzählung Gladius Dei (1902) und seinem einzigen Theaterstück Fiorenza (1905) verarbeitet. In Werken von Niccolò Machiavelli und den Romanen „Borgia“ von Klabund und „Die Puppenspieler“ von Tanja Kinkel, in „Labyrinth der unerhörten Liebe“ von Gabriele Göbel sowie „Der Fall“ von Albert Camus findet Savonarola Erwähnung.
Literatur
Sachbücher
- Horst Herrmann: Savonarola. Der Ketzer von San Marco. München: Bertelsmann 1977, ISBN 3-570-02932-8
- Ernst Piper: Savonarola. Umtriebe eines Politikers und Puritaners im Florenz der Medici. Berlin: Wagenbach 1979
- Ernst Piper: Savonarola. Prophet der Diktatur Gottes. Zürich: Pendo 1998
- Joseph Schnitzer: Savonarola: ein Kulturbild aus der Zeit der Renaissance. München: Reinhardt, 1924 Digitalisierte Ausgabe
- Peter Segl: »Savonarola«, in: Lexikon für Theologie und Kirche, Band 9, Freiburg 2006, Seite 92-96
- Wolfgang von Löhneysen, Karina Cerná-Lobpreis: Savonarolas heimliche Zeitgenossen, Berlin 2002, ISBN 3-936037-05-1
- Pierre Antonetti: Savonarola – Die Biographie, Düsseldorf: Patmos 2007, ISBN 978-3-491-69145-2
Literarische Verarbeitungen
- Nikolaus Lenau: Savonarola, Stuttgart 1837
- Georg Rendl: Savonarola. Schauspiel. Salzburg 1957
- Tilman Röhrig: Wir sind das Salz von Florenz, Köln: Bastei Lübbe 2002, ISBN 3-7857-2094-7
- Tanja Kinkel: Die Puppenspieler, München: Goldmann 2003, ISBN 3-442-45673-8
- Gabriele Göbel: Labyrinth der unerhörten Liebe, Frankfurt am Main: S. Fischer 1993, ISBN 3-7466-1905-X
- Ian Caldwell und Dustin Thomason: Das letzte Geheimnis, Köln: Bastei Lübbe 2006, ISBN 3-7857-2153-6
Weblinks
Commons: Girolamo Savonarola – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur von und über Girolamo Savonarola im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Girolamo Savonarola. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL).
- Kommentierte Linktipps zu Savonarola
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