- Marius Hiller
-
Marius Hiller, genannt „Bubi“ (* 5. August 1892 in Pforzheim; † 17. Oktober 1964 in Buenos Aires, Argentinien) war ein deutscher Fußballspieler. Er kam in den Jahren 1910 und 1911 dreimal in der Deutschen Fußballnationalmannschaft zum Einsatz und bestritt nach der Erlangung der argentinischen Staatsbürgerschaft im Jahre 1916 als Eduardo (?) Hiller auch zwei Spiele in der Nationalmannschaft von Argentinien.
Inhaltsverzeichnis
Vereins- und Nationalmannschaftskarriere, 1901 bis 1925
Marius war der 11 Jahre jüngere Neffe von Arthur Hiller, dem ersten Spielführer einer deutschen Fußballnationalmannschaft beim Start der Länderspiel-Ära des DFB-Teams am 5. April 1908 in Basel gegen die Schweiz. Er erlernte das Fußballspiel beim 1. FC Pforzheim im Brötzinger Tal. In der Südkreisliga hatten sich der Pforzheimer „Club“ mit dem Karlsruher FV, Karlsruher FC Phönix und den Stuttgarter Kickers auseinanderzusetzen. "Bubi" Hiller eiferte seinen Onkeln Arthur und Wilhlem Hiller nach. Er nahm jede Gelegenheit wahr, mit ihnen auf den Fußballplatz oder zum Training zu gehen, wie Joachim Hiller, ein heute (2010) noch in Pforzheim lebender Cousin von Marius, schildert. "Er trug ihnen die Sporttaschen, putzte ihnen die Schuhe und half, die Torstangen mit auf den Platz zu tragen", so der Emaille-Großhändler über die fußballerischen Anfänge seines um 48 Jahre älteren Vetters[1]. Der eher schmächtige als athletische Halbstürmer, der mit einem kräftigen Schuss und besonderer Schnelligkeit ausgestattet war, wurde bereits im jugendlichen Alter von 17 Jahren, 7 Monate und 28 Tagen zu seinem ersten Länderspiel berufen. Am 3. April 1910 debütierte er in der Nationalmannschaft beim 3:2-Sieg in Basel gegen die Schweiz. Er steuerte einen Treffer bei und ist damit bis heute der jüngste Torschütze der Nationalmannschaft. Die zwei weiteren Tore erzielte Eugen Kipp von den Sportfreunden Stuttgart. In den Spielen gegen England am 19. April 1911 und gegen Österreich am 9. Oktober 1911 stand er noch zweimal im Aufgebot der deutschen Länderelf. Dass "Bubi" Hiller trotz seines Talents nicht mehr Spiele für Deutschland absolvierte, hing mit seinem beruflichen Werdegang zusammen.
Aus beruflichen Gründen führte ihn 1912 sein Weg aus dem Zentrum der deutschen Schmuck- und Uhrenindustrie nach La Chaux-de-Fonds, dem Zentrum der Schweizer Uhrenindustrie. Sportlich schloss er sich dem dortigen Fußballklub FC 1894 an. Ein Jahr später war wiederum der Beruf der Grund, noch weiter in die Ferne zu ziehen. Er wanderte 1913 als Repräsentant einer eidgenössischen Uhrenfirma nach Argentinien aus. In seiner neuen Heimat setzte er seine Fußballkarriere erfolgreich fort. Über die Vereinsstationen CA All Boys, River Plate Buenos Aires und Gimnasia y Esgrima de La Plata - dort wurde er 1916 mit 16 Treffern Torschützenkönig der ersten Liga - führte sein Weg nach der Erlangung der argentinischen Staatsbürgerschaft unaufhaltsam in die Nationalmannschaft. In Avellaneda feierte er am 15. August 1916 mit einem Tor seinen Einstand in der „Albiceleste“ beim 3:1-Erfolg gegen Uruguay. Sechs Wochen später, am 1. Oktober, traf er gleich dreimal für Argentinien. Das wurde in der argentinischen Presse entsprechend gewürdigt: "Ganz besonders ist das Spiel von M. Hiller und E. Hanes hervorzuheben, die vorgestern auf dem Fußballplatz in Avellaneda eine Klasse für sich bedeuteten, und ist auch diesen der glänzende Sieg zu verdanken", hieß es am 3. Oktober 1916 in der "Deutschen La Plata Zeitung". Argentinien gewann die Revanche gegen Uruguay mit 7:2 Toren. Marius (verschiedene Quellen berichten, dass der Pforzheimer in Argentinien offiziell den Vornamen Eduardo angenommen habe, was sein Cousin Joachim Hiller aber in Zweifel stellt) Hiller stellte 1917 einen südamerikanischen Torrekord mit 52 erzielten Treffern in 39 Meisterschaftsspielen auf. Der Prototyp des torgefährlichen Mittelstürmers feierte mit River Plate 1918 auch den Gewinn der Meisterschaft.
Als der mit einer Italienerin verheiratete Hiller im Jahre 1919 nach Pforzheim zurückgekehrt war, feierte er 1920/21 in der Goldstadt mit dem 1. FC Pforzheim prompt den Gewinn der Meisterschaft im Kreis Südwest. Danach verlegte er seinen Lebensmittelpunkt wieder nach Buenos Aires und beendete dort mit 33 Jahren seine Fußballkarriere. Nach Pforzheim kehrte er nur noch zweimal - 1929 und 1956 - zu zwei Kurzaufenthalten zurück. Bei letzterem Besuch nahm er als Ehrengast an den Feierlichkeiten zum 60-jährigen Vereinsjubiläum des 1. FC Pforzheim teil.
Aussage
Kirn/Natan halten über Marius Hiller in ihrem Ullstein-Taschenbuch von 1958 fest: „Hiller war ein Typ wie Fritz Szepan. Es trieb ihn um. Er spielte bei La Chaux de Fonds, spielte in Buenos Aires und wurde „El Capitano“ der Argentinien Elf. So weit hat es kein deutscher Spieler gebracht.“
Ausklang
Für die amerikanische Firma Palmer und Co war er über 30 Jahre lang in Argentinien und Paraguay tätig und brachte es zum Prokuristen. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Friedhof Chacarita in Buenos Aires.
Vereinsstationen[2]
- 1901-1912: 1. FC Pforzheim
- 1912-1913: FC La-Chaux-de-Fonds
- 1913-1917: All Boys Buenos Aires
- 1917-1919: River Plate Buenos Aires
- 1919-1921: 1. FC Pforzheim
- 1921-1925: Gimnasia y Esgrima La Plata Buenos Aires
Literatur
- Hubert Möller: Elf Freunde sollt Ihr sein! Alle Fußball-Länderspiele der deutschen Nationalmannschaft, Band I, 1908-42, Dr. Bussert und Stadeler Verlag, 2005, ISBN 3-932906-50-0
- Hardy Grüne: Vom Kronprinzen bis zur Bundesliga. AGON, 1996, ISBN 3-928562-85-1
- Jürgen Bitter: Deutschlands Fußball-Nationalspieler. Das Lexikon. Sportverlag Berlin, 1997, ISBN 3-328-00749-0
- Fritz Tauber: Deutsche Fußballnationalspieler. Spielerstatistiken von A bis Z. Agon-Verlag, Kassel 2010, ISBN 978-3-89784-366-0
- Argentinisches Tageblatt (Diario Argentino). Sonderausgabe 121 Jahre Tageblatt. Buenos Aires. 121. Jahrgang Nr. 31.770, Sonnabend, 8. Mai 2010. Beilage: Donnerstag, 29. April 2010, Seite 26 bis 28: „Sie nannten ihn 'El Alemán'“
Einzelnachweise
- ↑ Argentinisches Tageblatt, Seite 26
- ↑ Fritz Tauber: Deutsche Fußballnationalspieler. Spielerstatistiken von A bis Z. Agon-Verlag, Kassel 2010, Seite 79
Weblinks
Kategorien:- Fußballnationalspieler (Deutschland)
- Fußballnationalspieler (Argentinien)
- Geboren 1892
- Gestorben 1964
- Mann
Wikimedia Foundation.