- Martin Gore
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Martin Lee Gore (* 23. Juli 1961 in London[1][2], England) ist ein englischer Musiker. Seit 1980 ist er Keyboarder, später Songwriter, Gitarrist und, neben Dave Gahan, Sänger der Synthie-Pop-Band Depeche Mode.
Inhaltsverzeichnis
Frühe Jugend
Gore wurde am 23. Juli 1961 als Sohn von David und Pamela Gore in London geboren.[2] Er wuchs in Dagenham auf, besuchte die Gesamtschule von Basildon, spielte dort in einer Cricket-Mannschaft und wählte Deutsch als Hauptfach.[2] Im Alter von 15 Jahren ermöglichte es ihm seine Vorliebe für die deutsche Sprache an einem Programm für Austauschschüler teilzunehmen. Dieses nahm er im Sommer 1976 mit einem Aufenthalt in Erfde, Schleswig-Holstein, wahr. Zwei weitere Besuche bei seiner norddeutschen Gastfamilie folgten 1977 und 1978.[2]
Musikalischer Werdegang
Gore arbeitete nach dem Schulbesuch ab 1977 bei einer Bank. Seinerzeit fasziniert von Glam-Rock-Künstlern wie Gary Glitter, brachte ihm ein Freund erste Akkorde auf einer Gitarre bei. Gleichzeitig verfasste Gore seine ersten Texte.[1] Später spielte er abends und an Wochenenden in einer Band namens Norman and the Worms. Im Jahr 1980 traf Gore Andrew Fletcher im Van-Gogh-Club und wurde von ihm für dessen Band Composition of Sound angeworben. Bald darauf verpflichtete die Band Dave Gahan, der bereits Roadie für Composition of Sound war, als Leadsänger.
Gore schrieb für das erste Bandalbum Speak & Spell zwei Lieder (Big Muff und Tora! Tora! Tora!). Nachdem Vince Clarke Depeche Mode 1981 verlassen hatte, fiel die Aufgabe des Komponisten und Texters an Gore.
1989 veröffentlichte Gore sein erstes Solo-Album Counterfeit, welches komplett aus Cover-Versionen besteht. Im Jahre 2003 folgte dann die Fortsetzung mit dem Album Counterfeit².
1995 beteiligte er sich an Tower of Song, einem Tributalbum für Leonard Cohen: er coverte den Cohen-Song Coming Back to You.
2004 schrieb er zusammen mit Claudia Brücken für deren Synthie-Pop-Projekt Onetwo, bestehend aus Brücken (ehemals Propaganda) und Paul Humphreys (O.M.D.), den Song Cloud 9. Der Titel ist auf Onetwos EP Item (2004) enthalten und erschien außerdem 2007 als Single.
2006 war Gore mitwirkender Songwriter bei der Single Beware Of The Dog von der britischen Singer-Songwriterin Jamelia.
Sozialkritischer Texter
Seitdem Gore Anfang 1982 bei Depeche Mode die Aufgaben eines Texters übernahm, ist er in seinen Liedern immer wieder sozialkritisch gewesen. Die Schattenseiten der Musikindustrie (Everything Counts), Rassismus (People Are People), sexuelle Hörigkeit (Master And Servant), religiöser Fanatismus (Blasphemous Rumours) oder auch die Ignoranz der britischen Königsfamilie (New Dress) waren einige seiner Themen. Über das Lied New Dress von 1986 sagte Gore später:
„Dieses Lied bedauere ich, geschrieben zu haben. Ich werfe in dem Lied der Princess Of Wales ziemlich unverblümt vor, in völliger Ignoranz nur schöne neue Kleider spazieren zu führen, während um sie herum das Land im Chaos versinkt. Damals wusste ich wenig von ihrem sozialen Engagement. Ich wusste nicht, dass sie Mitte der 80er Jahre, als ich dieses Lied schrieb, das einzige Mitglied der Königsfamilie war, das sich dafür interessierte, Schirmherrin für zukünftige AIDS-Stiftungen zu werden, die es zu diesem Zeitpunkt in Großbritannien noch gar nicht gab. Ich wusste nicht, dass sie eine Gegnerin der Fuchsjagd war. Ich wusste nicht, dass sie ihren dreijährigen Sohn William mit in die Obdachlosenheime nahm, um ihm zu zeigen, dass das auch ein Teil des Landes war, dessen König er einmal werden sollte. Ich wusste gar nichts von ihr. Ich habe ihr mit ‚New Dress‘ zutiefst Unrecht getan.“
– Martin L. Gore, Q Magazine 5/1995
Privatleben
Von 1985 bis 1987 lebte Gore mit seiner damaligen deutschen Freundin Christina Friedrich in Berlin. Er war zu dieser Zeit dafür bekannt, Röcke und schwarzen Nagellack zu tragen, was Mitte der 1980er Jahre bei heterosexuellen Männern noch für Aufsehen sorgte. In einem Interview mit dem Pop Special Magazin, das er in dieser Zeit gab, sagte Gore über sein Aussehen:
„Sexuelle Barrieren und Geschlechterrollen sind altmodisch und out. [...] Meine Freundin und ich tauschen oftmals die Klamotten oder das Make-up.“
– Martin L. Gore, Pop Special Magazin, 7/1985
Auch war Gore einer der ersten Popstars, die sich dazu bekannten, aus Überzeugung vegetarisch zu leben. Gore sagte 1985 dazu:
„Ich bin Vegetarier und bin es gewesen, lang bevor es zur Mode erklärt wurde.“
– Martin L. Gore, Pop Special Magazin, 7/1985
Von August 1994 bis Januar 2008 war Gore mit der Modedesignerin Suzanne Boisvert verheiratet. Sie haben drei Kinder, Viva Lee (* 1991), Ava Lee (* 1995) und Calo Leon (* 2002). Die Trennung, bzw. das Scheidungstrauma seiner Kinder hat Gore unter anderem in dem Lied Precious verarbeitet, das auf dem Album Playing the Angel erschienen ist.
In einem Interview im Jahr 2005 sagte Gore über die 1980er Jahre:
„Meine Kinder finden es peinlich, wenn sie auf alten Fotos sehen, wie ihr Vater vor zwanzig Jahren rumgelaufen ist. Ehrlich, seitdem sie die Fotos das erste Mal gesehen haben, nehmen sie mich nicht mehr ernst. Sehr zu ihrer Freude habe ich meine ganze Autorität bei ihnen eingebüßt.“
– Martin L. Gore, Time Out Magazine, 14. Juli 2005
Martin Gore lebt in Santa Barbara, Kalifornien, USA.
Solo-Diskografie
Alben
Jahr Titel Chart-Positionen DE AT CH UK 1989 Counterfeit e.p. 41 – – – 2003 Counterfeit² 12 – 79 – Singles
Jahr Titel Chart-Positionen DE AT CH UK 2003 Stardust 29 – – 44 2003 Loverman EP² 53 – – – Literatur
- André Bosse, Dennis Plauk: Insight – Martin Gore und Depeche Mode. Hannibal, Höfen 2010, ISBN 978-3-85445-325-3.
Weblinks
- Offizielle Website von Martin Gore (englisch)
- Martin Gore bei Discogs (englisch)
- Martin Gore bei laut.de
- Offizielle Website von Depeche Mode (englisch)
Quellen
- ↑ a b Jürgen Seibold: Depeche Mode, S. 13, Verlagsunion Erich Pabel/Arthur Moewig KG, Rastatt, 1990, ISBN 3-8118-3066-X
- ↑ a b c d Manfred Gillig-Degrave / Hans Derer: Depeche Mode – Enjoy the Silence 1980-1990, S. 35, Edel Company, 1990, ISBN 3-927801-13-5
Mitglieder: Dave Gahan | Martin Gore | Andrew Fletcher
Ehemalige Mitglieder: Vince Clarke (1980–1981) | Alan Wilder (1983–1995)
Studio-Alben: Speak & Spell (1981) | A Broken Frame (1982) | Construction Time Again (1983) | Some Great Reward (1984) | Black Celebration (1986) | Music for the Masses (1987) | Violator (1990) | Songs of Faith and Devotion (1993) | Ultra (1997) | Exciter (2001) | Playing the Angel (2005) | Sounds of the Universe (2009)
Sonstiges: Diskografie | People Are People | Personal Jesus | Enjoy the Silence | Mute Records | Yazoo | Erasure | Recoil | Anton Corbijn | Christian Eigner
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