Martin Mohr

Martin Mohr

Johannes Martin Mohr (* 6. Juni 1788 in Warmsroth; † 7. Mai 1865 in Ingelheim) war Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung und Präsident des hessischen Landtages.

Leben

Grabmal Mohrs auf dem Friedhof der Ober-Ingelheimer Burgkirche

Mohr wuchs in einfachen, bäuerlichen Verhältnissen auf dem Hunsrück auf. Nach seiner Ausbildung zum Notariatsschreiber fand er eine Anstellung am Gericht in Stromberg. Danach diente er bis 1811 als Hauptmann in der Armee Napoléons in Spanien und Russland. In dieser Zeit kam er erstmals in Kontakt mit den Ideen der Liberté und Egalité, die sein späteres Leben entscheidend beeinflussten.

Um 1813 begann Mohr ein Studium der Rechte an den Universitäten Heidelberg und Gießen, das er mit dem Staatsexamen und der Promotion abschloss. In Heidelberg wurde er Mitglied des Corps Hassia. Nach dem studium war er im Justizdienst des Großherzogtums Hessen-Darmstadt tätig und wurde 1829 zum Vizepräsidenten des Mainzer Kreisgerichts ernannt.

1833 geriet Mohr in Konflikt mit der Landesregierung. Als überzeugter Gegner der Restauration ließ er eine Regierungsverordnung für nicht verfassungskonform erklären, und wurde daraufhin amtsenthoben und in den Ruhestand versetzt.

Ab 1834 ließ er sich in Ober-Ingelheim nieder, wo er bald zu einem der führenden Köpfe der liberalen Bürgerschaft wurde. Gemeinsam mit anderen war er 1846 maßgeblich für die Gründung der Ober-Ingelheimer Kasino-Gesellschaft verantwortlich, einem Zirkel, der sich zum politischen Gedankenaustausch traf. In den Zeiten der Märzrevolution war Mohr Mitglied des Vorparlaments und wurde danach zum Mitglied in der Frankfurter Nationalversammlung gewählt. Er war Mitglied des Prioritäts- und Petitionsauschusse und gehörte zu der Äußersten Linken. Gemeinsam mit Robert Blum gründete er die Donnerberg-Fraktion. Nach der Vertreibung des Parlamentes war er Mitglied des Rumpfparlaments in Stuttgart und wurde deshalb in Mainz verhaftet, aber freigesprochen.

Auf seine Initiative ging maßgeblich die Gründung einer freireligiösen Gemeinde in Ingelheim zurück. Als Mohr 1865 starb, wurde er unter großer Anteilnahme der Bevölkerung auf dem Friedhof der Burgkirche in Ober-Ingelheim bestattet.

Eine Straße sowie eine Grundschule (Präsident-Mohr-Schule) im Stadtteil Ober-Ingelheim tragen seinen Namen. Sein Grab wird seit 2005 von der Stadt Ingelheim am Rhein unter Beteiligung der Präsident-Mohr-Grundschule als Ehrengrab gepflegt.

siehe auch:

Literatur

  • Rainer Koch (Hrsg): Die Frankfurter Nationalversammlung 1848/49. Ein Handlexikon der Abgeordneten der deutschen verfassungsgebenden Reichs-Versammlung. Kunz, Kelkheim 1989, ISBN 3-923420-10-2.
  • Eckhart Pilick: Lexikon freireligiöser Personen. Guhl, Rohrbach 1997, ISBN 3-930760-11-8 (Minoritätenlexikon 1).
  • Egbert Weiß: Corpsstudenten in der Paulskirche. Vögel u. a., Stamsried u. a. 1990, S. 30 (Einst und Jetzt. Sonderheft 1990, ZDB-ID 300218-4).

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