Mauro Cristofani

Mauro Cristofani

Mauro Cristofani (* 2. Januar 1941; † 25. August 1997 in Rom) war ein italienischer Etruskologe, Epigraphiker und Klassischer Archäologe. Er gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Etruskologen, der sowohl als Fachwissenschaftler wie auch als Autor für die breite Öffentlichkeit Herausragendes geleistet hat.

Mauro Cristofani war akademischer Schüler des Etruskologen Massimo Pallottino. Er lehrte seit 1975 als Ordinarius an der Universität Siena, zuvor an der Universität Pisa und seit 1989 an der Universität Neapel Federico II. Seit 1970 war er mit der Archäologin Marina Martelli verheiratet, mit der er in Rom lebte und mehrfach auch wissenschaftlich zusammenarbeitete. Cristofanis publizistisches Œuvre umfasst etwa 400 Schriften, darunter 16 Monografien. Darunter finden sich archäologische und philologisch-epigraphische Spezialstudien, die sich an die wissenschaftliche Welt wandten, ebenso wie populärwissenschaftliche Schriften. Viele seiner Bücher haben in Italien mehrere Auflagen erlebt. Gemeinsam mit dem Kunsthistoriker Giovanni Previtali begründete er die Zeitschrift Prospettiva, die antike und neuzeitliche Kunst präsentiert. Seit 1985 schrieb er zudem häufig für die dritte Seite der Tageszeitung Corriere della Sera zu archäologischen Themen. Ausgrabungen führte er in Kalabrien, der Akropolis von Volterra, in Lucca, im antiken Industriegebiet von Populonia sowie als Lehrgrabung im Stadtgebiet von Cerveteri durch. Seit 1981 leitete Cristofani das Centro di Studio per l’Archeologia Etrusco-Italica. Ihm wurden vielfache Ehren zuteil. Er war Mitglied der Italienischen Gesellschaft für Sprachwissenschaft, des Istituto Nazionale di Studi Etruschi e Italici in Florenz, korrespondierendes Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts und der Accademia dei Lincei. Zudem wurden ihm von den durch ihn erforschten Etruskerstädten wie Cortona, Siena und Volterra eigene örtliche Auszeichnungen zuteil. Nach längerer Krankheit und einer Lebertransplantation, die ihn jedoch nicht von seiner weiteren Forschungsarbeit abgehalten hatte, verstarb Cristofani 1997 im Alter von nur 56 Jahren.

Cristofani forschte zu den verschiedensten Gebieten der Etruskologie. Als Archäologe ergrub er Siedlungen, forschte zum Schmuck, zur Keramik, zu den Metallarbeiten, aber auch als Epigraphiker zu den Inschriften, wobei ihm sein gutes philologisches Rüstzeug zugute kam. So veröffentlichte er beispielsweise zum Festkalender auf einer Tontafel aus Capua. Mit seiner Frau veröffentlichte er ein großes dreibändiges Werk. Zusammen gestalteten sie den ersten Band zum etruskischen Schmuck, den zweiten Band zu den Bronzen gab er heraus, den dritten zur Keramik sie. Cristofani steuerte das abschließende Kapitel zur rotfigurigen Vasenmalerei bei. Seinen Blick hatte er dabei immer auf die Gesamtheit der materiellen sowie der sprachlich-literarischen Hinterlassenschaften und der historischen wie kulturhistorischen Erkenntnisse zu den Etruskern gerichtet. In seinen späteren Jahren wandte er sich auch verstärkt der Archäologie der unteritalischen Griechen zu, dabei interessierte er sich vor allem für deren Keramik. Ein Höhepunkt in seiner Arbeit war das Etruskerjahr 1985, in dem er die Ausstellung Civiltà degli Etruschi in Florenz konzipierte und den begleitenden Katalog heraus gab, der zu einem Standardwerk der Etruskologie wurde.

Schriften

  • Die Etrusker - Geschichte, Glaube und Kultur. Reich, Luzern 1983, ISBN 3-7243-0205-3 (Terra magica).
  • Die Etrusker. Belser, Stuttgart/Zürich 1985, ISBN 3-7630-1676-7.
  • Herausgeber: Civiltà degli Etruschi. Electa, Milano, 1985.
  • Herausgeber: Dizionario della civiltà etrusca. Giunti Gruppo Editoriale, Firenze, 1999 (1985), ISBN 8809217284.

Literatur

  • Erika Simon: Ein Leben voller Enthusiasmus für das etruskische Volk. In: Antike Welt 28 (1997), S. 549-550.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Mauro Cristofani — (born, Rome, Italy, 1941; died 1997) was a linguist and researcher in Etruscan studies. Cristofani was a student of Massimo Pallottino and would himself teach at the University of Pisa, University of Siena and, his final post, at the University… …   Wikipedia

  • Mauro Cristofani — (Rome, 1941 1997) est un linguiste et un chercheur universitaire qui a étudié le monde des Étrusques. Sommaire 1 Biographie 2 Publications 3 Bibliographie …   Wikipédia en Français

  • Cristofani — Mauro Cristofani (* 2. Januar 1941; † 25. August 1997 in Rom) war ein italienischer Etruskologe, Epigraphiker und Klassischer Archäologe. Er gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Etruskologen seit der Entstehung der Wissenschaft …   Deutsch Wikipedia

  • Maurus Cristofani — Mauro Cristofani (* 2. Januar 1941; † 25. August 1997 in Rom) war ein italienischer Etruskologe, Epigraphiker und Klassischer Archäologe. Er gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Etruskologen seit der Entstehung der Wissenschaft …   Deutsch Wikipedia

  • CRISTOFANI, Mauro — (1941–1997)    The highly innovative archaeologist of the Etruscans who brought new ideas, including settlement archaeology and anthropological concepts of trade and exchange, to Etruscan studies. He also contributed to debates on Etruscan art,… …   Historical Dictionary of the Etruscans

  • Monnaie étrusque — AV 25 Assi (1.40 g) Seconde guerre punique. Tête de Lyon, X XV Populonia La numismatique étrusque est une branche de la numismatique qui s occupe de l étude de la monnaie frappée par les Étrusques. Sommaire …   Wikipédia en Français

  • Etruscan language — Infobox Language name=Etruscan nativename=mechl Rasnal familycolor=Isolate states=Ancient Etruria region=Italian Peninsula extinct=1st century AD family=Tyrrhenian iso2=und|iso3=ettThe Etruscan language was spoken and written by the Etruscan… …   Wikipedia

  • Etruskologe — Die Etruskologie ist eine integrale wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Erforschung von Geschichte, Sprache, Kultur und materiellen Hinterlassenschaften des Volkes der Etrusker beschäftigt. Die Etruskologie ist noch eine vergleichsweise …   Deutsch Wikipedia

  • Etruskologin — Die Etruskologie ist eine integrale wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Erforschung von Geschichte, Sprache, Kultur und materiellen Hinterlassenschaften des Volkes der Etrusker beschäftigt. Die Etruskologie ist noch eine vergleichsweise …   Deutsch Wikipedia

  • Etruskische Religion — Karte der etruskischen Gebiete mit den zwölf Städten des etruskischen Städtebundes sowie weitere wichtige, von den Etruskern gegründete Städte. Das Tyrrhenische Meer war das „Hausmeer“ der Etrusker und ist nach ihnen benannt. Der Ursprung der… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”