Cerveteri

Cerveteri
Cerveteri
Wappen
Cerveteri (Italien)
Cerveteri
Staat: Italien
Region: Latium
Provinz: Rom (RM)
Koordinaten: 42° 0′ N, 12° 6′ O41.99833333333312.181Koordinaten: 41° 59′ 54″ N, 12° 6′ 0″ O
Höhe: 81 m s.l.m.
Fläche: 134 km²
Einwohner: 36.229 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 270 Einw./km²
Postleitzahl: 00052
Vorwahl: 06
ISTAT-Nummer: 058029
Demonym: Cerveterani (Dialekt:. Cervetrani)
Schutzpatron: Hl. Erzengel Michael
Website: Cerveteri

Cerveteri [ʧer'vɛ:teri] ist eine Stadt in der italienischen Provinz Rom in der Region Latium mit 36.229 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2010).

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Cerveteri liegt 42 km westlich von Rom in der zwischen den Sabatiner Bergen und dem Tyrrhenischen Meers. Die Altstadt liegt auf einer Terrasse über der Küstenebene 7 km von der Küste entfernt. Das Gemeindegebiet erstreckt sich über eine Höhe von 0 bis 482 m s. l. m.

Zur Gemeinde gehören die Ortsteile Campo di Mare, Cerenova und Furbara am Meer, sowie Borgo San Martino, Casetta Mattei, Ceri, Cerqueto, Due Casette, I Terzi, Procoio, Sasso und Valcanneto im Landesinneren.

Die Gemeinde liegt in der Erdbebenzone 3 (wenig gefährdet).[2]

Die Nachbargemeinden sind im Uhrzeigersinn: Santa Marinella, Tolfa, Bracciano, Anguillara Sabazia, Fiumicino und Ladispoli.

Verkehr

Cerveteri liegt an der Via Aurelia SS 1, die von Rom entlang der Küste bis an die französische Grenze führt. Außerdem hat es mit der Auffahrt Cerveteri-Ladispoli Anschluss an die Autostrada Azurra A12 von Fiumicino nach Genua.

Der Bahnhof Cerveteri-Ladispoli an der Bahnstrecke Pisa–Roma liegt auf dem Gemeindegebiet von Ladispoli. Der Haltepunkt Marina di Cerveteri wird von der Regionalbahn FR5 Rom-Civitavecchia bedient.

Geschichte

Cerveteri ist eine etruskische Gründung und hieß in der Antike (lateinisch) Caere, (etruskisch) Chaire, Cheri, Cisra, oder sehr wahrscheinlich Caisria und ist seit der Zeit der Villanovakultur besiedelt (auf der Pyrgi-Bilingue phöniz. kjsrj geschrieben). Die Griechen nannten die Stadt in unklarer Etymologie Agylla.[3] Caere war eine der bedeutendsten Städte der Etrusker, Handelsmetropole am Tyrrhenischen Meer mit drei Häfen und Mitglied im Zwölfstädtebund mit engen Verbindungen zu Griechenland. Blütezeit der Stadt war das 7. und 6. Jahrhundert v. Chr., im frühen 5. Jahrhundert v. Chr. begann der Niedergang sowohl in wirtschaftlicher als auch kultureller Hinsicht. Im Jahr 353 v. Chr. wurde Caere von den Römern unterworfen. Ab da war die Geschichte von Caere eng mit Rom verbunden.

Im Mittelalter siedelten die Bewohner der Stadt nach Überfällen der Sarazenen und wegen der sich ausbreitenden Malaria in das besser zu verteidigende Caere Novus, heute das 9 km entfernte Ceri, um. Erst im 17. Jahrhundert wurde der nun als Caere Vetus bekannte Ort neu besiedelt.

Politik

Gino Ciogli (PD) wurde im April 2008 zum Bürgermeister gewählt. Sein Mitte-Links-Bündnis stellt auch mit 12 von 20 Sitzen die Mehrheit im Gemeinderat.[4]

Sehenswürdigkeiten

Banditaccia, Sarcofago degli Sposi (heute in der Villa Giulia)
Banditaccia, Tumulus
Banditaccia, Eingang einer Grabkammer
Nekropole Banditaccia, Grabkammer

Cerveteri war eine der bedeutendsten Etruskerstädte. Der Ort wurde in seiner Glanzzeit durch den Export von Eisenerz rasch zu einer der größten, volksreichsten Küstenstädte Süd-Etruriens. Mit seiner Macht konnte sich nur Tarquinia messen. Das antike Caere war mehr als 15 mal so groß wie das heutige. Bis zum Ende der Republik galt es in Rom als richtig, zur Vervollständigung der Bildung noch in der alten Etruskerstadt Caere zu studieren, die wohl auch im Begriff der ‚Zeremonie’ weiterlebt.

Die Verbindung zu Griechenland zeigt sich besonders in der Ausmalung der Gräber. Aber es gab auch deutliche kulturelle Unterschiede. Den Gräbern z.B. kam in Etrurien eine Bedeutung zu, die sie in Griechenland nie hatten.

Die etruskischen Rundgräber sind seit dem 7. Jh. bekannt. In ihnen ist der größte Teil dessen gefunden worden, was als etruskische Kunst erhalten ist. „Im Kunsthandwerk steht die Etruskische Kunst seit dem 7. Jh. unter orientalischem Einfluss, neben dem Import echter phönikischer, assyrischer und ägyptischer Gegenstände stehen einheimische Nachahmungen. Bald wird dieser Einfluss vom griechischen abgelöst, der bis zum Ende der Etruskischen Kunst beherrschend bleibt. Die Etruskische Kunst ist deshalb am besten als provinzieller Ableger der griechischen zu deuten.“[5]

Die frühe Geschichte der Stadt Rom stand deutlich im Zeichen der Etrusker und später wollten die Römer, als sie selbständig und mächtig geworden waren, die Erinnerung an die Etrusker möglichst auslöschen und zerstörten alles an den etruskischen Gebäuden, was aus Holz war. Deshalb haben sich von der etruskischen Architektur nur die Dinge erhalten, die aus Stein waren, so beispielsweise die Stadtmauern in einigen toskanischen Städten wie Cortona.

Der typische Eingang zu einem etruskischen Hügelgrab besteht aus übereinander geschichteten und stufenweise nach innen versetzten Steinblöcken, die in einer Deckenplatte enden. Ein solches Tumulus-Grab wurde in der Anfangszeit noch aus dem stehenden Tuffstein eines kleinen Hügels herausgeschlagen, anschließend mit Erde bedeckt und bepflanzt. Später wurden solche Gräber extra aus Stein errichtet.

Cerveteri war zweifellos die reichste, mächtigste und betriebsamste von allen am Meer gelegenen Städten Etruriens. Die Namen des Tyrrhenischen und des Adriatischen Meeres sind etruskischen Ursprungs. Die Jagd, der Fischfang und die Schifffahrt waren die Lieblingsbeschäftigungen ihrer Einwohner. Der Höhepunkt der städtischen Entwicklung lag zwischen dem 7. und 5. Jh., als Cerveteri ungefähr 100.000 Einwohner hatte.

Die Etrusker sind in der Kunstgeschichte berühmt geworden für die Herstellung von Bronzearbeiten - z.B. der Kapitolinische Wölfin und den sog. „Brutus“ in den Kapitolinischen Museen in Rom. Ihre eigenständigste Erfindung sind aber ihre großen Rundgräber, von denen hier in Cerveteri die bedeutendste Gruppe steht. Sie stehen hier teilweise so eng zusammen, dass nur ein Gang zwischen ihnen frei bleibt.

In einem solchen Grabhügel konnten mehrere Familiengräber versammelt sein, die auch separate Eingänge haben. Beim Eintritt wird man über Stufen nach unten geleitet. Mit dieser Maßnahme gewann man in dem stehenden Gestein mehr Raum für die Grabkammern.

Die Städte der Etrusker waren insgesamt aus Holz gebaut, auch der größte Teil der Tempel und der Adelspaläste. Aus Stein bestanden lediglich die Fundamente der Tempel und der Profanbauten, die Befestigungsanlagen - und eben die Gräber. In bergigen Gegenden meißelte man diese Totenhäuser aus dem Fels, in ebenen Gegenden wurden die aus Stein zusammengefügten Grabkammern mit Erde überhäuft, so dass sie einen Hügel bildeten.

Vor dem Eingang war ein unbehauener Steinpfeiler für den Mann, ein kleines dreieckiges Steinhaus für einen weiblichen Leichnam aufgestellt. Man konnte auf diese Weise Anzahl und Art der bestatteten Leichname an den Symbolen ablesen.[6]

Nicht alle Eingänge zu den Gräbern sind ebenerdig. Es gibt auch Eingänge, die noch nicht richtig freigelegt worden ist. Es sind nämlich noch lange nicht alle Gräber gefunden und auch nicht alle gefundenen für den Publikumsverkehr zugänglich. In dieser Gegend wie auch in anderen, wo etruskische Grabanlagen vermutet werden, blühen nicht-offizielle, man könnte auch sagen kriminelle Versuche, solche Gräber zu finden, ihre Schätze zu plündern und zu verkaufen. Diese heutigen Grabräuber werden im Italienischen „Tombarolo“ genannt. Ein Teil ihres Raubgutes wird, - wie wir seit jüngster Zeit [1996] wissen - anstandslos im Londoner Verkaufshaus Sotheby’s versteigert. Auch das Getty-Museum in Kalifornien ist – spätestens seit 2005 – hier in einen schlechten Ruf geraten.

Es ist natürlich nicht möglich, diese ganzen verstreuten Stellen ehemals etruskischer Besiedlung in der italienischen Landschaft ständig polizeilich zu überwachen. Und so gibt es eine ganze Reihe von Spezialisten, die mit technisch hochwertigem Suchgerät abends und nachts unterwegs sind, um unentdeckte Grabanlagen zu finden und auszurauben.

Seit 2004 gehören die Nekropolen zum Weltkulturerbe der Unesco.

Bedeutende Grabanlagen

  • Grab der Kapitelle (Tomba dei Capitelli), Mitte 6. Jahrhundert
  • Grab der Schilde und der Stühle (Tomba degli Scudi e delle Sedie), Mitte 6. Jahrhundert
  • Grab der gemalten Löwen (Tomba dei Leoni dipinti), Um 620.
  • Grab der Reliefs (Tomba dei Rilievi), 4.-2. Jahrhundert
  • Grab der Meereswellen (Tomba delle Onde Marine), 4.-3. Jahrhundert
  • Grab des Alkovens (Tomba dell’Alcova), 4.-3. Jahrhundert
  • Würfelgräber, Zweite Hälfte des 6. Jahrhunderts
  • Felsengräber, 4.-3. Jahrhundert
  • Nekropolen mit Tumulusgräbern aus der Blütezeit der Stadt und Würfelgräbern aus späterer Zeit; im Inneren sind die Gräber wie möblierte Häuser gestaltet; darunter beziehungsweise daraus:
  • das goldgeschmückte Regolini-Galassi-Grab aus der Mitte des 7. Jahrhunderts;
  • die „Ehepaarsarkophage“ aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. (einer befindet sich im Louvre in Paris, ein zweiter in der Villa Giulia in Rom;
  • Buccheros genannte Tonplatten aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. als Wandverkleidung;
  • etruskische Terrakottaplastik;
  • Keramik vermutlich aus dem östlichen Ionien aber auch aus eigener Produktion („Caeretaner Hydrien“ aus dem späten 6. Jahrhundert); sowie
  • die Tomba dei Rilievi (Reliefgrab) aus der Zeit um 300 v. Chr., in der der Hausrat in Stuck nachgebildet ist.
  • im Museo Nazionale Archeologico Cerite im ehemaligen Kastell werden Teile der Funde aus der etruskischen Zeit ausgestellt.

Partnerstädte

Einzelnachweise

  1. Statistiche demografiche ISTAT. Bevölkerungsstatistiken des Istituto Nazionale di Statistica vom 31. Dezember 2010.
  2. Italienischer Zivilschutz
  3. Agilla ist abgeleitet von aquila, lateinisch für Adler, wahrscheinlich Benennung nach der Eroberung durch Rom, einen Verbündeten der Hellenen. Das Tiersymbol der Stadt war vorher ein Hirsch lat. cervidae.
  4. Information des Innenministeriums
  5. Nikolaus Pevsner/ John Fleming/ Hugh Honour: Lexikon der Weltarchitektur, München 1971, S. 156.
  6. Döbler, Hannsferdinand: Magie, Mythos, Religion (= Kultur- und Sittengeschichte der Welt, Bd. 9), München/ Gütersloh/ Wien 1972, S. 60.

Weblinks

 Commons: Cerveteri – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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