- Max Mendel
-
Max Mendel (* 19. Mai 1872 in Hamburg; † 10. August 1942 im KZ Theresienstadt) war ein Kaufmann und Konsumgenossenschafter und Senator (SPD) in Hamburg.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Max Mendel entstammt einer Kaufmannsfamilie. Er besuchte das Realgymnasium des Johanneums in Hamburg. Dies musste er wegen einer Hüftgelenkerkrankung 1886 vorzeitig verlassen. Von der Krankheit ist er nach 1 ½ Jahren genesen. Er widmete sich dann geschichtlichen und nationalökonomischen (volkswirtschaftlichen) Studien. 1889 trat er ins väterliche Geschäft als Kaufmann ein. Er war Mitglied im Zentralverband der Handlungsgehilfen.
Die volkswirtschaftlichen Studien setzte er in den folgenden Jahren fort. 1897, kurz nach dem großen Hafenarbeiterstreik, traf er mit Adolph von Elm zusammen. Von ihm erhielt er Anregungen über die Bedeutung des Genossenschaftswesens in der Volkswirtschaft. Er nahm an den Vorarbeiten zur Gründung der Konsum-, Bau- und Sparverein „Produktion“ eGmbH , Hamburg, teil und wurde zum Schriftführer gewählt. 1900 wurde er in den Aufsichtsrat der im Vorjahr gegründeten Genossenschaft gewählt, in dem er bis 1909 wirkte.[1] Seine Tätigkeiten im Privatgeschäft setzte er in dieser Zeit fort. 1909 wurde er in den Vorstand der Produktion gewählt [2] Er war Vorsitzender des vierköpfigen Vorstandes von 1920 bis 1928. Er galt als Finanzexperte. Innerhalb der Genossenschaft unterlag er 1928 einem Richtungsstreit, bei dem auch antisemitische Tendenzen eine Rolle spielten.[3] Sachlich ging es um Investitionsentscheidungen über eine Konzentration der Betriebsstellen, um die Aufgabe einer eigenen Schiffsproviantgesellschaft und der Beteiligung an einer Brauerei.[4] Mendel arbeitete als Vorstand lange Jahre mit Henry Everling zusammen, dessen Rolle in der beruflichen und politischen Isolierung Mendels noch ungeklärt erscheint.
1913 wurde er zudem in den Aufsichtsrat der Großeinkaufs-Gesellschaft Deutscher Consumvereine mbH gewählt.
Von 1920 bis 1930 gehörte Mendel auch dem Aufsichtsrat der Versicherung Volksfürsorge an.
Da Mendel als kriegsuntauglich gemustert wurde, blieb er auch während des Ersten Weltkrieges auf seinen Posten. Vom 18. März 1925 bis zum 20. Juni 1929 war er Senator für die SPD im Hamburger Senat, er wirkte vor allem in der Finanzdeputation. Gesundheitliche Gründe für sein Ausscheiden aus dem Senat gelten als vorgeschoben.[5] Möglicherweise gab seine jüdische Herkunft auch beim Rückzug aus dem Senat den Ausschlag. Mit ihm und Senator Carl Cohn von der DDP schieden schon vier Jahre vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten die beiden letzten jüdischen Politiker aus dem Hamburger Senat aus.[6]
Nach der Machtübernahme wurden ihm schrittweise alle Pensionen gekürzt und schließlich gestrichen. Ihm blieb nur die Rente aus der Pensionskasse des Zentralverbands deutscher Konsumvereine.
Am 19. Juli 1942 wurde er mit seiner zweiten Frau und weiteren Angehörigen in das KZ Theresienstadt deportiert, in dem er 22 Tage später starb.
Die musischen Seiten von Max Mendel beschrieb sein Neffe Arie Goral-Sternheim: Onkel Max konnte alles. Er konnte ganze Wagner-Opern mit seinem vollen Bassbariton singen und sich dazu auf dem Klavier begleiten. Er konnte Gorch Fock und Rudolf Kinau so originalgetreu platt vortragen, dass in jenen Augenblicken so etwas aufkam wie eine plattdeutsch-jüdische Symbiose. [7]
Ehrungen
- Seit 1964 ist die Mendelstraße in Hamburg-Lohbrügge nach ihm benannt.[8]
- Am 29. März 2005 wurde der 1000. Stolperstein vor dem Hamburger Rathaus als Erinnerung an Max Mendel eingesetzt.[9]
Literatur
- Heinrich Kaufmann: Die Großeinkaufs-Gesellschaft Deutscher Consumvereine m. b. H. GEG. Zum 25jährigen Bestehen 1894 - 1919. Hamburg 1919.
- Josef Rieger, Max Mendel; Walter Postelt: Die Hamburger Konsumgenossenschaft „Produktion“. 1899 - 1949. Geschichte einer genossenschaftlichen Verbrauchervereinigung von der Gründung bis zum fünfzigsten Geschäftsabschluss und ihrer Vorläufer. Hamburg 1949.
- Martens, Holger: Max Mendel. In: SPD Landesorganisation Hamburg: Für Freiheit und Demokratie: Hamburger Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten in Verfolgung und Widerstand 1933 - 1945, Biografische Skizzen. S. 106 f, Hamburg 2003, ISBN 3-8330-0637-4.[2] Abruf 9. April 2008
- Institut für die Geschichte der Deutschen Juden (Hrsg.): Das jüdische Hamburg, ein historisches Nachschlagewerk, Göttingen 2006, ISBN 3-8353-0004-0
- Bauche, Ulrich: Max Mendel (1872-1942). In: Freimark, Peter; Arno Hertzig (Hrg.): Die Hamburger Juden in der Emanzipationsphase (1780 - 1870), Hamburg 1989, ISBN 3-7672-1085-1
Einzelnachweise
- ↑ Rieger, Josef; u.a: Die Hamburger Konsumgenossenschaft... S. 256
- ↑ Heinrich Kaufmann: Die Großeinkaufs-Gesellschaft Deutscher Consumvereine m. b. H. GEG. Zum 25jährigen Bestehen 1894 - 1919. Hamburg 1919, S. 241 f.
- ↑ Martens, Holger: Max Mendel, a.a.O.
- ↑ Rieger, Josef; u.a: Die Hamburger Konsumgenossenschaft..., a.a.O., S. 166 f
- ↑ Universität Hamburg, Inst. f Volkskunde/Kulturantropologie. Abruf 9. April 2008
- ↑ Holger Martens,Holger: Max Mendel, a.a.O.
- ↑ Arie Goral-Sternheim in seinen Jugenderinnerungen Jeckepotz
- ↑ [1] Mendelstraße ] Abruf 9. April 2008
- ↑ taz Hamburg vom 29. März 2005, S. 22, Artikel von Markus Jox
Kategorien:- Senator (Hamburg, 20. Jahrhundert)
- Politiker (Weimarer Republik)
- Person (Konsumgenossenschaftswesen)
- SPD-Mitglied
- Häftling im Ghetto Theresienstadt
- Opfer des Holocaust
- Stolpersteine
- Mann
- Deutscher
- Geboren 1872
- Gestorben 1942
Wikimedia Foundation.