Arachne

Arachne
Arachne
(Illustration von Gustave Doré, 1861, für Dantes Inferno)

Arachne (griechisch Αράχνη „Spinne“) ist eine Figur der griechischen Mythologie, die in der Kunst der Weberei einen Wettstreit gegen Athene (röm. Minerva) anstrebte und bestand, was die Göttin dermaßen erzürnte, dass sie ihre sterbliche Konkurrentin in eine Spinne verwandelte. Die Sage um Arachne ist eine späte Beigabe zur griechisch-/römischen Mythologie.

Inhaltsverzeichnis

Mythos

Pallas und Arachne
(Peter Paul Rubens, 1636/37, Virginia Museum of Fine Arts, Richmond
Die Spinnerinnen (Fabel der Arachne)
(Diego Velázquez, 1644/48, Museo del Prado, Madrid)

Als Tochter des Idmon von Kolophon, der sich als Purpurfärber einen Namen gemacht hatte, war Arachne in der lydischen Stadt Hypaipa eine sehr geschickte Weberin, die weitum gelobt wurde.

Dies ließ sie hochmütig werden und sie begann damit zu prahlen, dass ihr Geschick im Weben noch größer als jenes der Pallas Athene sei. Dies wiederum erzürnte die Göttin, doch wollte sie Arachne noch eine Gelegenheit geben, sich zu mäßigen. Deshalb erschien Athene in der Gestalt einer alten, weisen Frau und warnte Arachne vor ihrer Hybris. Doch Arachne zeigte keine Einsicht und fragte nur herausfordernd, weshalb die Göttin denn nicht selbst komme. „Da ist sie!“ sprach Athene und offenbarte ihre wahre Gestalt. Nun gingen die beiden Frauen ans Werk. Athene wählte als Motiv für ihren Wandteppich eine Szene, die aufzeigt, wie sie im Wettstreit um die Schirmherrschaft Athens gegen Poseidon obsiegte, Arachne dagegen bildete einundzwanzig Szenen, welche die Götter bei ihren Liebeseskapaden zeigen, ab.

Sogar Athene musste eingestehen, dass Arachnes Werk makellos war. Ihr Neid und die Schmähung, von einer Sterblichen so vorgeführt worden zu sein, ließ sie die Fassung verlieren. Sie zerriss Arachnes Wandteppich und schlug mit ihrem Webschiffchen auf ihre Konkurrentin ein. Arachne, die nun die Rache der Göttin vollends fürchtete, erhängt sich darauf. Doch Athene ließ sie nicht sterben, sondern löste den Strick um ihren Hals und versprühte das Gift des Eisenhuts worauf sich der Strick in ein Spinnennetz und Arachne in eine Webspinne verwandelte. So waren Arachne und ihre Nachkommen dazu verdammt, bis in alle Ewigkeit zu weben und an Fäden zu hängen.

In vielen romanischen Sprachen ist Arachne direkter Namensgeber für die Spinne: zum Beispiel „araignée“ im Französischen.

Deutungen

  • Die Sage suggeriert, dass die Menschen das Weben den Spinnen abgeschaut haben und dass die Weberei ursprünglich in Kleinasien perfektioniert wurde.
  • Die Erzählung scheint einen frühen Handelswettstreit zwischen den Athenern und den lydio-karischen Thalossokraten, die kretischen Ursprungs waren, widerzuspiegeln. Zahlreiche Siegel mit einem Spinnenemblem, die im kretischen Miletos – der Mutterstadt des karischen Miletos und größten Exporteurs gefärbter Wollstoffe in der alten Welt − gefunden wurden, zeigen, dass dort zu Anfang des zweiten Jahrtausends vor Christus eine umfangreiche Textilindustrie betrieben wurde. Eine Zeitlang beherrschten die Mileser den gewinnbringenden Handel im Schwarzen Meer. Sie unterhielten auch Lagerhäuser im ägyptischen Naukratis.[1]

Quellen

Einzelnachweise

  1. Robert von Ranke-Graves, Griechische Mythologie, S. 88. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, 2007.

Weblinks

 Commons: Arachne – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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  • Aráchne — (»Spinne«), im griech. Mythus Tochter des Purpurfärbers Idmon zu Hypäpa in Lydien, forderte, übermütig gemacht durch die Bewunderung ihrer Webekunst, Athene zum Wettkampf heraus. Die Göttin zerriß das Gewebe der A., das die Liebesabenteuer der… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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