- Mc Guffin
-
MacGuffin ist der von Alfred Hitchcock geprägte Begriff für mehr oder weniger beliebige Objekte oder Personen, die in einem Film meist dazu dienen, die Handlung auszulösen oder voranzutreiben, ohne selbst von besonderem Interesse zu sein. Vor allem in Kriminalfilmen und Thrillern ist der MacGuffin neben dem klassischen Whodunit ein verbreitetes Mittel, um Spannung über die gesamte Filmhandlung hinweg aufrechtzuerhalten.
Ein typischer MacGuffin ist z. B. ein Dokument mit einer Geheimformel, kompromittierenden Informationen oder illegalen Abmachungen, das in die Hände eines mehr oder weniger Unbeteiligten gerät, genauso gut kann es eine Tasche mit der Beute eines Bankraubs sein – für die Filmhandlung ist der Inhalt des Dokuments oder das Geld in der Tasche von untergeordneter Bedeutung, sie konzentriert sich auf die Jäger-Beute-Konstellation, die der Besitzerwechsel nach sich zieht und die daraus folgenden dramatischen Situationen von Verfolgung und Flucht, bei denen der Zuschauer sich mit dem Gejagten identifiziert.
In einer 1939 gehaltenen Rede an der Columbia-Universität definierte Hitchcock den MacGuffin mit folgender Anekdote, die dessen Beliebigkeit verdeutlicht: „Es könnte ein schottischer Name sein aus einer Geschichte über zwei Männer, die Zug fahren. Der eine Mann fragt: ‚Was ist das für ein Päckchen in der Gepäckablage?‘. ‚Nun‘, sagt der andere Mann, ‚das ist ein MacGuffin.‘ ‚Was ist ein MacGuffin?‘ ‚Ein MacGuffin ist ein Apparat, um im Schottischen Hochland Löwen zu fangen.‘ ‚Aber im Schottischen Hochland gibt es doch gar keine Löwen.‘ ‚Nun, dann ist es eben auch kein MacGuffin.‘ Sehen Sie, ein MacGuffin ist gar nichts.“
Slavoj Žižek bezeichnet den Ring in Richard Wagners Ring des Nibelungen als den „größten MacGuffin aller Zeiten“ und als Beispiel für das sogenannte Objekt klein a in der lacanschen Theorie der Psychoanalyse.
Inhaltsverzeichnis
Beispiele
Beispiele aus Hitchcock-Filmen:
- Die „Geheimklausel“ in Der Auslandskorrespondent,
- das Kinderlied in Eine Dame verschwindet,
- die „Weltfriedensformel“ in Der zerrissene Vorhang,
- die „39 Stufen“ im gleichnamigen Film, über deren Sinn und Wesen man bis kurz vor Ende des Films überhaupt nichts erfährt,
- die „Regierungsgeheimnisse“ in Der unsichtbare Dritte,
- der Inhalt der Weinflaschen in Berüchtigt,
- die 40.000 $ in Psycho,
- das Feuerzeug mit den eingravierten Initialen in Der Fremde im Zug
- der Mikrofilm in Topas
Weitere Beispiele:
- Die Transit-Visa in Casablanca.
- Das Wort "Rosebud" in Citizen Kane.
- Der Koffer im Film Pulp Fiction. Alle, die hineinschauen, sind abgelenkt und müssen jeweils zweimal gefragt werden, bevor sie antworten. Er ist zwar Auslöser der Handlung, der Zuschauer erfährt jedoch an keiner Stelle, was der Koffer überhaupt enthält.
- Der gestohlene Koffer in Ronin. Dieser scheint so wichtig zu sein, dass sich verschiedene Verwicklungen von Verrat und Gegenverrat herausbilden. Am Ende des Films wird der Protagonist gefragt „Und, was ist nun in dem Koffer?“ mit der verschmitzten Antwort „Habe ich vergessen.“
- Der rote Plastiksack in der dritten Staffel der britischen Comedyserie The League of Gentlemen ist ebenfalls ein typisches Beispiel – die Handlungsstränge (obskure Unfälle oder Missgeschicke) beginnen mit dem Vorbeifliegen des Plastiksackes und gehen chronologisch zurück, der Zuschauer vermutet, in der letzten Folge endlich zu sehen, wo der Plastiksack eigentlich herkommt, allerdings dient dieser offenbar nur dazu, irgendwo einen Anfangspunkt für die Handlung zu setzen.
- In der Hörspielserie „Held & Jedermann“ taucht in mehreren Episoden ein außerirdisches Artefakt namens „MacGuffin“ auf, von dem niemand weiß was es ist, aber hinter dem alle her sind.
- Der Teppich aus „The Big Lebowski“.
- Die "Hasenpfote" aus Mission Impossible 3
- Der Aktenkoffer den Val Kilmer im Film „Columbus Day“ klaut und die ganze Zeit mit sich trägt. Man erfährt nichts über dessen wertvollen Inhalt.
Literatur
- François Truffaut: Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?. Heyne, 2003. ISBN 3-453-86141-8
- Anton Fuxjäger: Der MacGuffin: Nichts oder doch nicht? Definition und dramaturgische Aspekte eines von Alfred Hitchcock angedeuteten Begriffs. In Maske und Kothurn 52/2 (2006), 123-154.
Weblinks
Siehe auch
Wikimedia Foundation.