- Medico International
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Die deutsche Hilfsorganisation medico international (medico) arbeitet unter dem Motto „Gesundheit – Soziales - Menschenrechte“. Sie wurde 1968 von Frankfurter Bürgern und zahlreichen Mitarbeitern aus dem Gesundheitswesen gegründet, um für das Menschenrecht auf den bestmöglichen Zugang zu Gesundheit zu kämpfen. Die Organisation setzt auf einen partnerorientierten Ansatz, auf kritische Öffentlichkeitsarbeit und auf den Kampf für Demokratie, Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit. Von ihrem Sitz in Frankfurt aus unterstützen 25 Mitarbeiter Projekte in Afrika, Asien und Lateinamerika. Im Dezember 2004 wurde zusätzlich die Stiftung medico international gegründet. In der Schweiz gibt es eine Schwesterorganisation medico international schweiz, die aus der Zürcher Organisation Centrale Sanitaire Suisse (CSS) hervorging.
Inhaltsverzeichnis
Ziele und Arbeitsweise
Ursprünglich gegründet, um Medikamente und Gelder für Biafra zu sammeln, ist medico über die Jahre zwar dem Thema Gesundheit treu geblieben, das Verständnis, wie diese weltweit zu fördern sei, hat sich aber grundlegend verändert. Medico international arbeitet nun mit der Überzeugung „`Gesundheit für alle´ kann letztlich nur in (welt)-gesellschaftlichen Verhältnissen entstehen, die jedem Menschen soziale Gerechtigkeit und die Freiheit für die Entfaltung und Befriedigung existenzieller und sozialer Bedürfnisse garantieren“ (Selbstdarstellung der Organisation auf ihrer Website). Dabei bezieht sie sich auf die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (1948) und den Internationalen Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte (1966), die Gesundheit als Menschenrecht formulieren, sowie auf die WHO Deklaration von Alma-Ata (1978) und die 2001 von der "People’s Health Assembly" veröffentlichte Gesundheitscharta der Menschen, die das Ziel „Gesundheit für alle“ setzte.
Aufgrund solcher gemeinsamer Ziele ist medico international dem Netzwerk attac beigetreten.
Projekte
Medico setzt Hilfe in Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen im Süden um, wobei Wert darauf gelegt wird, dass diese nicht als bloße Hilfsempfänger, sondern als Partner gesehen werden. Mit dem Verständnis von Hilfe als „Hilfe zur Befreiung“ begann medico explizit zivilgesellschaftliche Kräfte mit linken sozialrevolutionären und sozialreformerischen Visionen in Entwicklungsländern zu unterstützen. Die NGO tritt ein für eine Parteinahme auf Seiten der Opfer gegen die Täter und für eine Hilfe, die auf die Wiedererlangung individueller und kollektiver Handlungsfähigkeit abzielt.
Medico zeichnet sich durch einen sehr kritischen Blick auf die Gefahren und Fehler humanitärer Hilfe aus und vertritt den Grundsatz „Solidarität statt Hilfe“. Unter diesem Motto unterstützt medico international etwa 65 Projekte in 21 Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika. Unter anderem unterstützt medico zum Beispiel eine psychosoziale Betreuungsstelle in Sierra Leone, die Anlaufstelle für vom Krieg traumatisierte Frauen und Mädchen ist; ferner die „Bewegung der Landlosen“ in Brasilien, welche mit Landbesetzungen für ihre Rechte und gegen Armut kämpft; eine afghanische Organisation, die Kriegs- und Minenversehrten das Fahrradfahren beibringt und ihnen so, als Fahrradkuriere oder mobile Scherenschleifer, ein selbständiges Leben ermöglicht; oder eine Gruppe jüdischer und arabischer Ärzte in Israel, die für eine gute medizinische Versorgung aller sowohl in Israel als auch in der Westbank und im Gaza arbeiten.
Kampagnen
Medico international versteht sich selbst als politisch denkende und handelnde Organisation. Zudem beschränkt sich medico ausdrücklich nicht auf die Bereitstellung von Hilfe, sondern will die politischen Ursachen der Krisen bekämpfen. So legt die Organisation neben der Unterstützung der Hilfsprojekte einen Schwerpunkt auf Kampagnenarbeit.
Eine der bekanntesten Kampagnen medicos ist die „Internationale Kampagne zum Verbot von Landminen“ (International Campaign to Ban Landmines), die 1992 von medico und der "Vietnam Veterans of America Foundation" (VVAF) initiiert wurde und im Verbund mit schließlich bis zu 1000 NGOs aus mehr als 60 Ländern durchgeführt wurde. 1997 erhielt medico zusammen mit den anderen die Kampagne unterstützenden Organisationen den Friedensnobelpreis. Aktuell wird das Minenproblem weiterhin durch Aktionen wie das Virtuelle Minenfeld in der Öffentlichkeit thematisiert.
Zudem trägt medico in Deutschland die Kampagnenarbeit für die Internationale Kampagne für Entschuldung und Entschädigung im südlichen Afrika. Die in Südafrika gegründete Kampagne fordert, dass die durch die Apartheid verursachten Schulden im südlichen Afrika gestrichen und die Opfer der Apartheid entschädigt werden.
Die Kampagne Fatal Transactions, die medico 1999 gemeinsam mit global witness und anderen europäischen NGOs ins Leben rief, will die Finanzierung afrikanischer Konflikte und Kriege durch den internationalen Handel mit Rohstoffen, wie z. B. Diamanten, öffentlich machen und unterbinden. Die Verflechtung des internationalen Diamantenhandels mit der Finanzierung afrikanischer Kriege war vor dem Beginn der Kampagne in der europäischen Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Daher bestand keine Chance, dass die Industrie das bereits 1998 in Kraft getretene UN-Embargo gegen den Handel mit den so genannten Konfliktdiamanten einhalten würde. Durch öffentliche Aktionen in vielen europäischen Städten und Lobbyarbeit übte Fatal Transactions Druck auf die Diamantenindustrie und die am Handel beteiligten Regierungen aus. Die Kampagne hat zum Zustandekommen des Kimberley-Prozesses beigetragen, wodurch ein Handelsstopp mit den Konfliktdiamanten durch die Erarbeitung und Implementierung eines globalen Zertifizierungssystems von Rohdiamanten erzielt werden soll. Medico international kritisiert das Abkommen, weil die Kontrollen völlig unzureichend seien und fordert, die beteiligten Unternehmen für die Beseitigung der Kriegsschäden, z. B. in Sierra Leone und Angola, zur Verantwortung zu ziehen.
Weblinks
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