Mediengeschichte

Mediengeschichte
Ausstellung von Titelseiten im Newseum, Washington, D.C.

Mediengeschichte im allgemeinen Sinn bezeichnet die historische Entwicklung der Kommunikationsmittel, insbesondere der Massenmedien (Presse, Hörfunk und Fernsehen). Im engeren Sinne bezeichnet der Begriff die Erforschung der Mediengeschichte durch die Medienwissenschaft. Mediengeschichte ist außerdem ein Teilgebiet der Kommunikations- und Geschichtswissenschaft, wobei die Kommunikationswissenschaft auch den Begriff der „Kommunikationsgeschichte“ verwendet.

Die Zugänge der Disziplinen unterscheiden sich mitunter beträchtlich, was insbesondere an dem jeweiligen Medienbegriff und methodischen Grundannahmen liegt. Je nach Medienbegriff setzen die Mediengeschichten daher teils in der Ur- und Frühgeschichte, teils mit der Erfindung des Buchdrucks oder erst mit dem Aufkommen von elektronischen Medien Mitte des 19. Jahrhunderts ein.

Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte der Massenmedien lässt sich in Programm-, Organisations-, Technik- und Rezeptionsgeschichte gliedern.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der einzelnen Medien

Die Geschichte der einzelnen Medien ist unterschiedlichen Maße gut dokumentiert und erforscht. Die folgende Liste gibt einen Überblick über Artikel zur chronologischen Entwicklung der Medien von der Schrift bis zum Internet.

Wissenschaftsgeschichte

Die ersten wissenschaftlichen Studien zur Geschichte der Massenmedien kann man im späten 17. Jahrhundert ausmachen, als auch die erste Dissertation zur Zeitung entstand. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts nahmen in westlichen Ländern Bücher zu, die die historische Bedeutung der gedruckten Medien untersuchten. Häufig waren sie von Journalisten verfasst, die so historisch die wichtige Bedeutung der Medien untermauerten. Zeitgleich arbeiteten Historiker etwa zur Geschichte von Flugschriften und der Presse. In den 1920er-Jahren kam es zu einer ersten akademischen Etablierung in der nun entstehenden Zeitungswissenschaft. Eine integrale Analyse der verschiedenen Medien blieb jedoch noch weitgehend aus und Studien zu einzelnen Medien überwogen auch in den folgenden Jahrzehnten.

Erst seit den 1980er-Jahren nahmen Studien zu, die die historische Bedeutung unterschiedlicher Medien jenseits der Einzelmedien untersuchten. Das lag sowohl daran, dass die Kommunikationswissenschaft ihren Gegenstandsbereich stärker über die Presse hinaus erweiterte als auch an der Entstehung der Medienwissenschaft aus den Film-, Theater- und Literaturwissenschaften heraus. Erst seit den 1990er-Jahren nahm auch in der Geschichtswissenschaft das Interesse an der historischen Bedeutung von Medien zu.[1]

Methoden

Die Mediengeschichte wird von den einzelnen Disziplinen, aber auch innerhalb der Fächer mit recht unterschiedlichen Methoden und Schwerpunkten betrieben. Lange Zeit dominierten in Deutschland eher organisationsgeschichtliche Ansätze, die die Herstellung, die Verbreitung und den Wandel einzelner Medien untersuchten (etwa die Geschichte der Verleger und Auflagen von Zeitungen, ihre Zensur, propagandistische Verwendung u.ä.).[2] Zudem analysierte die Mediengeschichte vornehmlich die Entwicklung der Medieninhalte (etwa die Darstellung von Ereignissen in der Presse oder die Inhalte von Zeitschriften u.ä.). Während Film- und Medienwissenschaftler dabei eher Inhaltsanalysen einzelner Medienprodukte bevorzugen (etwa einzelner Filme), führt die Kommunikationswissenschaft auch quantitative Inhaltsanalysen durch. Hinzu treten zunehmend Studien zur technischen Entwicklung der Medien, die zugleich die soziale Bedeutung von neuen Medientechniken herausstellen. Ein wichtiges, aber historisch oft schwer fassbares Feld ist die Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte von Medien.

Insbesondere die Medienwissenschaften untersuchen die kulturelle Bedeutung der Medienentwicklung. Sie fragen im Anschluss an die Studien von Marshall McLuhan, wie Medien das Denken oder die Wahrnehmung in der Gesellschaft veränderten und betrachten auch die jeweilige Deutung der Medien durch die Zeitgenossen. Durch ihren weiten Medienbegriff haben diese Studien oft den Charakter von Kulturgeschichten. Selbst die Oblate oder das Feuer wird in diesen Mediengeschichten als Medium einbezogen[3]. Werner Faulstich fasst sogar Priester, Boten oder Narren als "Menschmedium" in seiner Mediengeschichte.[4]

Wechselwirkungen zwischen Medien- und Gesellschaftsentwicklungen interessieren vor allem die geschichtswissenschaftliche Mediengeschichte. Sie fragt besonders nach den sozialen Wirkungen, die Medien jeweils hatten, etwa im Kontext von Revolutionen, Kriegen oder Diktaturen, aber auch für soziale Normen, Rollen oder Gruppen wie für Frauen, für das städtische Leben oder kolonisierte Länder.[5] Im Rahmen der "Visual History" analysiert sie, wie typische Bildhaushalte entstanden und historisch wirkungsmächtig wurden. Während bislang die Mediengeschichte vor allem auf einzelne westliche Länder bezogen wurde, zeichnet sich nun langsam ein international vergleichender Trend ab, der die historisch unterschiedlichen Ausprägungen zeigt und die jeweiligen interkulturellen Kontakte durch Medien verdeutlicht.

Literatur

  • Andreas Böhn, Andreas Seidler: Mediengeschichte. Eine Einführung. Tübingen: GNV 2008, ISBN 978-3-8233-6415-3
  • Frank Bösch: Mediengeschichte. Vom asiatischen Buchdruck zum Fernsehen, Frankfurt/M.: Campus-Verlag 2011, ISBN 978-3593393797.
  • Martin Burckhardt: Metamorphosen von Raum und Zeit. Eine Geschichte der Wahrnehmung. 2. Auflage. Campus, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-593-35784-4.
  • Martin Burckhardt: Vom Geist der Maschine. Eine Geschichte kultureller Umbrüche. Campus, Frankfurt am Main, New York 1999, ISBN 3-593-36275-9.
  • Manfred Faßler, Wulf R. Halbach (Hrsg.): Geschichte der Medien. Fink, München 1998, ISBN 3-8252-1984-4.
  • Werner Faulstich: Mediengeschichte von den Anfängen bis ins 3. Jahrtausend. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 2006.
Mediengeschichte 1. Von den Anfängen bis 1700. ISBN 3-8252-2739-1.
Mediengeschichte 2. Von 1700 bis ins 3. Jahrtausend. ISBN 3-8252-2740-5.
  • Frank Hartmann: Globale Medienkultur. Technik, Geschichte, Theorien.. WUV, Wien 2006, ISBN 3-8252-2723-5.
  • Hans H. Hiebel, Heinz Hiebler, Karl Kogler: Große Medienchronik. Fink, München 1999, ISBN 3-770-53332-1.
  • Jochen Hörisch: Eine Geschichte der Medien. Von der Oblate zum Internet. Suhrkamp, Frankfurt 2004, ISBN 3-518-45629-6.
  • Stefan Hoffmann: Geschichte des Medienbegriffs. Sonderheft der Reihe Archiv für Begriffsgeschichte. Meiner, Hamburg 2002, ISBN 3-7873-1607-8.
  • Dieter Prokop: Der Kampf um die Medien. Das Geschichtsbuch der neuen kritischen Medienforschung. Hamburg 2001
  • Helmut Schanze (Hrsg.): Handbuch der Mediengeschichte. Kröner, Stuttgart 2001, ISBN 3-520-36001-2.
  • Jürgen Wilke: Grundzüge der Medien- und Kommunikationsgeschichte, UTB Köln u. 2008.

Weblinks

 Commons: Media history – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Mediengeschichte – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Annette Vowinckel: Mediengeschichte, in: Docupedia-Zeitgeschichte, 11. Februar 2010; Frank Bösch: Co-Artikel Mediengeschichte, in: ebd.
  2. Vgl. Jürgen Wilke: Grundzüge der Medien- und Kommunikationsgeschichte, UTB Köln u. 2008.
  3. Vgl. Jochen Hörisch: Eine Geschichte der Medien. Von der Oblate zum Internet.Frankfurt 2004
  4. Vgl.Werner Faulstich: Mediengeschichte von den Anfängen bis ins 3. Jahrtausend. Göttingen 2006
  5. Frank Bösch: Mediengeschichte, S. 89-227

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