- Mediengestalter Digital und Print
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Mediengestalter Digital und Print bzw. Medienfachmann/-frau in Österreich bzw. Polygraf/-in in der Schweiz ist ein Ausbildungsberuf, der verschiedene Tätigkeiten in der Druckvorstufe umfasst. Er steht in der Nachfolge traditionsreicher Berufe wie etwa Schriftsetzer, Reprograf oder Notenstecher. Durch die fortschreitende Digitalisierung wurden diese Berufsbilder zusammengeführt und mit fachlichen Schwerpunkten versehen. Bis 1998 hieß der Beruf des Mediengestalters Fachrichtung Druck in Deutschland „Werbe- und Medienvorlagenhersteller“, bis 2007 „Mediengestalter für Digital- und Printmedien“.
Inhaltsverzeichnis
Ausbildung Deutschland
Die dreijährige Ausbildung umfasst Typografie, Desktoppublishing, Webdesign und Bildbearbeitung und wurde zuerst in die vier Fachrichtungen Medienberatung, Mediendesign, Medienoperating und Medientechnik aufgeteilt. Seit 2007 ist die Ausbildung neu gegliedert; demnach gibt es nur noch drei Fachrichtungen: Beratung und Planung, Konzeption und Visualisierung, Gestaltung und Technik, wobei keine direkte Nachfolge-Fachrichtung für Medientechnik angeboten wird. Der Mediengestalter ist mit dieser Neustrukturierung wieder mehr auf Design, Kundenbetreuung und Datenhandling, jedoch weniger auf Drucktechnik, ausgerichtet.
In Deutschland kann die Ausbildungsdauer (bei vorhandener Fachhochschulreife) auf 2,5 Jahre bzw. bei vorhandenem Abitur auf 2 Jahre verkürzt werden. Eine Verkürzung setzt die Zustimmung des Ausbildungsbetriebs und der zuständigen Industrie- und Handelskammer (IHK) voraus. Es ist auch möglich, von den zuständigen Jobcentern eine Fort- oder Weiterbildung bewilligt zu bekommen, wenn vorher eine Ausbildung etwa als Schriftsetzer oder Druckvorlagenhersteller abgeschlossen oder eine entsprechende Berufstätigkeit ausgeübt wurde. Auch die Möglichkeit einer Umschulung aus einem anderen in diesen Bereich wurde angeboten. Im ersten Falle beträgt die Dauer üblicherweise 9 bis 12 Monate bei Besuch aller Module (siehe nächster Absatz) und im letzteren 2 Jahre.[1]
Es werden üblicherweise die Satz- und Layoutprogramme InDesign und QuarkXPress, die Vektorgrafikprogramme FreeHand und Illustrator, die Bildbearbeitungsprogramme Photoshop und ImageReady, Webseitengestaltung mit HTML und Dreamweaver, das Animationsprogramm Adobe Flash, die Anwendung von Adobe Acrobat und die verschiedenen Funktionsmöglichkeiten von Adobe Distiller sowie Grundkenntnisse in den Betriebssystemen von Apple Macintosh und Windows, Geschichte des Internets und der Typografie vermittelt. Zudem wird eine Einführung bzw. eine Auffrischung in den Anwendungen von Microsoft Office vorgenommen. Üblicherweise finden zu jedem Modul praktische und schriftliche Tests statt, die teilweise auch modulübergreifend sind.
Zum Erlangen des Abschlusses bzw. des Zertifikats im Falle einer Fort- oder Weiterbildung wird eine Abschlussarbeit, wahlweise im Bereich Print oder Webdesign erstellt. Im Falle einer Ausbildung oder einer Umschulung wird eine Prüfung vor der Industrie- und Handelskammer abgehalten, sonst innerhalb des Ausbildungsinstituts.
Ausbildung Österreich
Die Ausbildungsinhalte entsprechen weitgehend jenen in Deutschland. Auch in Österreich gibt es eine ähnliche Aufteilung der Ausbildung in drei Fachrichtungen, allerdings mit abweichenden Bezeichnungen: Marktkommunikation und Werbung, Mediendesign und Medientechnik.[2] Abgegrenzt davon wird der eigene Lehrberuf Druckvorstufentechnik angeboten, der mehr dem klassischen Druckereiwesen zugeordnet ist.
Österreichische Lehrlinge werden 3,5 Jahre ebenfalls im dualen Ausbildungssystem an Berufsschulen und in Lehrbetrieben ausgebildet. So erwerben sie theoretische und praktische Kenntnisse und Fertigkeiten, über die sie am Ausbildungsende die Lehrabschlussprüfung ablegen. Der verwandte Lehrberuf Druckvorstufentechnik kann wie die zwei anderen Fachrichtungen mit verkürzter Lehrzeit absolviert werden.
Zahlreiche fachspezifische Fort- und Weiterbildungsangebote stehen zur Auswahl. Die selbstständige Berufsausübung ist für Medienfachmänner/frauen unter anderem im reglementierten Gewerbe der Drucker und Druckformenherstellung oder in den freien Gewerben Werbeagentur oder Mediendesign möglich. Für Höherqualifizierungen an Kollegs, Fachhochschulen und Universitäten benötigt man meist die Berufsmatura (Berufsreifeprüfung), die sich aus der Lehrabschlussprüfung und vier weiteren Prüfungen zusammensetzt.[3]
Ausbildung Schweiz
Arbeitsmarktlage Deutschland
Durch einen vorübergehenden Boom im Bereich der neuen Informationstechnologien wurde eine erhöhte Nachfrage zu diesem und anderen Berufen wie etwa auch Programmierer prognostiziert, die jedoch von der späteren Wirklichkeit nicht erfüllt wurde. Durch die dreifache Zugangsmöglichkeit wurde ein Überangebot an Mediengestaltern geschaffen, sodass die Arbeitslosenquote unter diesen sehr hoch ist. Die Bundesagentur für Arbeit bzw. die Jobcenter haben darauf reagiert und nehmen zumindest kaum noch Umschulungen vor; auch die Möglichkeit einer Fortbildung wurde stark eingeschränkt.
Weblinks
- Mediengestalter Digital und Print im BERUFENET der Bundesagentur für Arbeit
- Bundesinstitut für Berufsbildung: Ausbildungsprofil Mediengestalter/-in Digital und Print
- Zentral-Fachausschuss Berufsbildung Druck und Medien: Mediengestalter/-in Digital und Print: Neue Ausbildungsverordnung von 2007
- Wirtschaftskammer Österreich: Infos für Ausbilder und Lehrlinge zum Lehrberuf Medienfachmann/-frau – Medientechnik
- lepen.de: Wissen und Informationen für Mediengestalter Digital und Print (privater Betreiber mit nützlichen fachlichen Informationen)
Einzelnachweise
- ↑ Ausbildungsverordnung und Ausbildungsrahmenplan Deutschland, gültig seit 2. Mai 2007
- ↑ Ausbildungsverordnung des österreichischen Wirtschaftsministeriums, gültig seit 1.April 2006
- ↑ Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft, BerufsInformationsComputer (BIC): Berufsbeschreibung Medienfachmann/-frau – Mediendesign (Lehrberuf)
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