- Arbeitsingenieurwesen
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Industrial Engineering etabliert sich zunehmend als eigenständiger Begriff im deutschen Sprachraum und löst damit seine ursprüngliche deutsche Vokabel „Arbeitsingenieurwesen“ ab. Dies ist damit begründet, dass der Begriff moderner klingt und damit, dass sich das Anwendungsfeld des „Industrial Engineering“ in den vergangenen Jahren erheblich erweitert hat und mit Arbeitsingenieurwesen kaum mehr zutreffend bezeichnet wird.
Umgekehrt wird der Begriff „Wirtschaftsingenieurwesen“ häufig ins Englische als „Industrial Engineering“ übersetzt. Tatsächlich haben die Traditionen des „Industrial Engineering“ einerseits und der Wirtschaftsingenieur andererseits wenig gemein und auch die in den USA etablierten Ausbildungsgänge zum „Industrial Engineer“ unterscheiden sich von den hiesigen zum Wirtschaftsingenieur teilweise beträchtlich. Vergleichbar ist allenfalls, dass sich die Absolventen in ähnlichen Aufgaben wiederfinden.
Die rasche Entwicklung der Anwendungsfelder und Methoden des Industrial Engineering haben auch im Englischen den Begriff verwässert. Längst ist das Anwendungsfeld nicht mehr nur die Industrie sondern überall dort, wo Leistungserstellungsprozesse vorliegen. Damit erscheint auch das „Industrial“ im Begriff einerseits nicht mehr zeitgemäß andererseits aber auch als eine Art Gütesiegel im Sinne von „Bewährte Methoden aus der Industrie“. So werden heute „operations management“, „systems engineering“, „production engineering“, „manufacturing engineering“ oder „manufacturing systems engineering“ im Englischen mitunter synonym verwendet. Als Ursache für die Begriffsvielfalt wird auch der Versuch von Bildungsinstitutionen und Personalagenturen gesehen, Unterscheidungsmerkmale zu anderen Anbietern zu etablieren.
Während die meisten Ingenieurwissenschaften sich auf sehr spezielle Anwendungsgebiete konzentrieren ist das des Industrial-Engineers breit und in nahezu jeder Branche auffindbar. Beispielsweise gehört das Verkürzen der Warteschlangen in einem Vergnügungspark, die effiziente Nutzung eines Operationssaals, die Ausgestaltung eines Logistiksystems - Supply Chain Management - aber auch einfach Rationalisierungen bei der Herstellung von Autos zum Aufgabengebiet. Typisch im Industrial Engineering ist die Nutzung von Computersimulationen, besonders auch Ereignisgesteuerte Prozessketten, zur Systemanalyse und System-Evaluation.
Die Bezeichnung „Industrial-Engineer“ kann also auf die falsche Fährte führen. Zwar liegen die Wurzeln tatsächlich in Taylors Wissenschaftlicher Betriebsführung, die Anwendungsbreite ist aber über die Zeit erheblich gestiegen und umfasst inzwischen zum Beispiel Bereiche wie Operations Research, Supply Chain, Produktionstechnik, Wertstromanalyse, Wrench-time, Overall Equipment Effectiveness, Systems Engineering, Ergonomie, Verfahrenstechnik, Value Management, Qualitätsmanagement, etc.
Kurz gesagt: Im Industrial Engineering ist alles von Bedeutung, das Prozesse effizienter, Produkte leichter produzierbar und qualitativ besser macht sowie die Produktivität - egal wo und wie - erhöht.
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Aus- und Weiterbildungsangebote
In Deutschland angebotene Studiengänge mit dem Titel Industrial Engineering sind zumeist mit einem englischen Titel versehene Wirtschaftsingenieurstudiengänge, die tatsächlich eher ein halbes Wirtschaftsstudium - inklusive Volkswirtschaftslehre und Finanzwirtschaft - und ein halbes Ingenieursstudium, zumeist aus dem Maschinenbau beinhalten. Die originären Themen des Industrial Engineering fehlen in diesen Studiengängen mitunter gänzlich. Masterstudiengänge, welche nicht aus der Tradition eines Wirtschaftsingenieur entstanden sind, sondern sich originär am Aufgabengebiet des Industrial Engineer orientieren finden sich an Hochschulen in Aachen[1], Berlin[2], Kiel und Lübeck[3], wobei man in Aachen der Breite des Einsatzgebietes insofern Rechnung trägt, dass sich in den dortigen Masterstudiengang auch Absolventen wirtschaftswissenschaftlicher Studiengänge, die spezifische Studienschwerpunkte belegt haben, einschreiben können.
In Zusammenarbeit mit der University of Louisville bietet die Hamburger Fern-Hochschule ein Promotionsstudium dort an[4].
Der Weiterbildung im Bereich des Industrial Engineering widmet sich im Wesentlichen und traditionell der REFA-Verband, welcher der Entwicklung unter anderem insofern Rechnung trug, als er mit der Ausgabe 1(2008) seine traditionelle Fachzeitschrift „REFA-Nachrichten“ in „Industrial Engineering“ umbenannte[5] - gleichzeitig mit einer Modernisierung des redaktionellen Konzeptes. Zuvor war mit 1(2007) das „European Journal of Industrial Engineering“ (EJIE) erstmalig erschienen[6].
Auch die MTM-Vereinigung hat begonnen, ihre MTM-spezifischen Ausbildungen um weitere Themen des Industrial Engineering zu ergänzen, damit MTM-Anwender neben den Methodenkenntnissen ein breiteres Grundlagenwissen erhalten.
Typische Studieninhalte
Als typische Studienfächer für den Industrial Engineer werden angesehen:
- Operations Research
- Produktionsmanagement
- Supply Chain Management
- Logistik
- Simulation
- Stochastische Modelle
- Produktionssysteme
- Arbeitswissenschaft besonders Ergonomie
- Fabrikplanung
- Personalmanagement
- Rationalisierungsmethoden
- Produktionsplanung und -steuerung (PPS)
- Computer Aided Manufacturing (CAD)
- Materialwirtschaft
- Arbeitsplatzgestaltung
- Angewandte Statistik
- Zeit- und Bewegungsstudium
Siehe auch:
- Institute of Industrial Engineers
- ESTIEM – European Students of Industrial Engineering & Management
- Arbeitswissenschaft
- Ergonomie
- REFA
- Wirtschaftsingenieurwesen
- Operations Research
- Overall Equipment Effectiveness
- Reverse engineering
- Supply Chain
- System Dynamics
- Systems engineering
- Wertanalyse
Quellen
- ↑ Industrial Engineering an der FH Aachen
- ↑ Industrial Engineering an der FH Berlin
- ↑ Industrial Engineering an den Hochschulen Kiel und Lübeck
- ↑ Bosch, Michael ; Ploch, Uwe: Promotionsstudium Industrial Engineering : Abschluss: Doctor of Philosophy (Ph. D.); Promotionsprogramm der University of Louisville (USA) in Kooperation mit der HFH, Hamburger Fern-Hochschule. Hamburg: HFH, 2008.
- ↑ Titeländerung: Seit der Ausgabe 1/2008 heißen die REFA-Nachrichten Industrial Engineering.
- ↑ European Journal of Industrial Engineering (EJIE)
Literatur
- Hinrichsen, Sven: Arbeitsrationalisierung mittels Methoden des Industrial-Engineering in Dienstleistungsbetrieben. Aachen: Shaker, 2007 (Diss. IAW RWTH Aachen). - ISBN 978-3-8322-6636-3.
- Badiru, Adedeji B.: Handbook of industrial and systems engineering. Boca Raton, Fla.: CRC, 2006. - ISBN 0-8493-2719-9.
- Blanchard, Benjamin S. ; Fabrycky, Wolter J.: Systems Engineering and Analysis. 4th Ed. Upper Saddle River, N. J.: Pearson Education, 2006. ISBN 0-13-196326-0.
- Salvendy, Gavriel: Handbook of industrial engineering : Technology and operations management. New York: Wiley, 2001. ISBN 0-471-33057-4.
- Turner, Wayne C.: Introduction to industrial and systems engineering. Englewood Cliffs, N. J.: Prentice Hall, 1993. - ISBN 0-134-81789-3.
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