Operationssaal

Operationssaal
Operationstisch zentral im Raum, darüber OP-Leuchten, im Hintergrund das Narkosegerät

Der Operationssaal (kurz: OP) ist ein spezieller Raum in einem Krankenhaus oder einer Arztpraxis, in dem chirurgische Eingriffe, die Operationen, durchgeführt werden. Personelle und apparative Ressourcen werden in einem Raum gebündelt, in dem durch bauliche und gebäudetechnische Maßnahmen hohe Ansprüche an die Hygiene verwirklicht werden können. Operationsabteilungen in Krankenhäusern fassen mehrere Operationssäle und die notwendigen Funktions- und Nebenräume zu einer baulichen Einheit zusammen. Im Operationssaal finden auch Teile der Ausbildung der dort arbeitenden Berufsgruppen statt.

Als Hybrid-OP bezeichnet man moderne Operationssäle, die auch bildgebende Großgeräte wie Computer- oder Kernspintomographen enthalten oder die durch das Vorhandensein von Angiographiegeräten auch als Herzkatheterlabor genutzt werden können.[1]

Inhaltsverzeichnis

Hygienische Aspekte

Im Vordergrund steht die Vermeidung einer Infektion des operierten Patienten durch Eindringen von Krankheitserregern in die Operationswunde. Umgekehrt kann durch den Umgang mit Blut und anderen Körperflüssigkeiten auch ein Infektionsrisiko für dort arbeitende Personen bestehen. Daher kommen für den Operationssaal spezielle Hygienevorschriften nach dem Infektionsschutzgesetz zur Anwendung. In der Regel ist er durch Personenschleusen von den übrigen Einrichtungen abgetrennt und darf nur mit spezieller Berufsbekleidung, Kopf- und Mundschutz betreten werden, um die Kontamination durch Krankheitserreger möglichst gering zu halten.

Während einer Operation dürfen sich nur berechtigte Personen im Operationssaal aufhalten, um die Hygiene und die Privatsphäre des Patienten zu wahren sowie ein störungsfreies Arbeiten zu ermöglichen. Der mit sterilen (keimfreien) Tüchern abgedeckte Patient, der Instrumententisch und die Umgebung der steril bekleideten Operateure und Assistenten gelten als Sterilzone, die vom unsterilen Personal nicht betreten werden darf. Sie ist umgeben von der Springerzone, benannt nach dem sog. Springer, einer bereitstehenden OP-Pflegekraft, deren Aufgabe es ist, den steril bekleideten Personen zu assistieren. Am Kopfende des Patienten ist meist mit weiteren Tüchern die unsterile Anästhesiezone abgeteilt, wo der Narkosearzt und das Anästhesiepflegepersonal arbeiten. Die Türen sollen automatisch arbeiten und während der Operation aus hygienischen Gründen möglichst geschlossen bleiben.

Bauliche Eigenschaften

Klimatechnik

Turbulenzarme Laminare Strömung im Reinraum

In Deutschland müssen Operationssäle über raumlufttechnische Anlagen klimatisiert sein.[2] Neben einer konstanten Temperatur (22-26 °C im Operationsfeld), Luftfeuchtigkeit (30 - 65 %rF) und einem maximalen Geräuschpegel von 40dB(A) soll die Luft möglichst keimarm sein, sowie die Konzentration von Narkosegasen unterhalb der MAK-Werte gehalten werden. Häufig wird von den Operateuren eine niedrigere Raumtemperatur gewünscht, was die Vermehrung von Keimen reduziert und das Arbeiten in Schutzkleidung erleichtert. Dies jedoch würde zu vermehrter Auskühlung des Patienten führen, zu der es unter längerer Narkose ohnehin kommt. Das Problem wird durch vermehrte Bauteilkühlung und intraoperative Anwärmung des Patienten umgangen.[3] Bei turbulenzarmer Verdrängungsströmung der Zuluft aus der Decke muss zur Vermeidung der Strömungsumkehr die Raumtemperatur stets oberhalb der Zulufttemperatur sein. Die Luft ist durch mehrere Filterstufen keimarm. Operationsleuchten können durch ihre Form und Wärmeabgabe die klimatechnisch geplanten Luftströmungen störend beeinflussen.[4] Durch einen Überdruck im OP kann Luft nicht ungeplant von außen eindringen. Für die sogenannten septischen Operationssäle – für Operationen in eitrigem oder infiziertem Gewebe – werden die Luftströme geeignet geplant und Abluftfilter eingesetzt.

Inventar und Logistik

Roboterassistiertes Chirurgiesystem über einem Operationstisch

Operationssäle sind vollklimatisiert und auf Fenster wird vor allem in Neubauten wegen der ungleichmäßigen Lichtverhältnisse und möglicher Störungen der Hygiene verzichtet. Lösungen mit Einfall von Tageslicht sind dennoch möglich.[4] Boden, Wände und Decke werden abwaschbar gestaltet und gleitende Übergänge zwischen ihnen tragen zur Vermeidung von Staubansammlungen bei. Die Anschlüsse für Strom, Wasser, Gase und Netzwerk sind häufig deckenmontiert, um Stolperfallen zu vermeiden und Freiheit bei der jeweiligen Umgestaltung des Raumes zu haben. Narkosearbeitsplätze, die im Zentrum stehenden Operationstische und weitere Einbauten können modular erweitert oder ausgetauscht werden. Operationsleuchten zur Ausleuchtung des Operationsgebietes sind zusätzlich zur Raumbeleuchtung vorhanden und werden auch häufig an der Decke montiert. Sie müssen spezielle Anforderungen in Bezug auf Lichtintensität, Lichteinfallswinkel im Operationsfeld, Fokuspunkt und Lichtfarbe erfüllen.[4] Bei Bedarf verwendet der Operateur ein spezielles Mikroskop. Fest installierte Röntgenbildbetrachter, zunehmend ersetzt durch Flachbildschirme zur digitalen Darstellung, ermöglichen die Operationsplanung, fahrbare Röntgengeräte die Kontrolle des Operationsergebnisses noch im Saal. Neuere Operationssäle sind hierfür gelegentlich mit Computertomographie-Geräten ausgestattet.[5] Da in infektionsgefährdeten Bereichen nicht mit Armbanduhren gearbeitet werden darf, sind Wanduhren fest eingebaut. Normierte Gassteckdosen garantieren die Versorgung mit Druckluft, Sauerstoff, Lachgas, Vakuum und die Absaugung von Narkosegasen. Die Kommunikation wird durch Telefone und Zugang zum EDV-Netz des jeweiligen Krankenhauses gewährleistet und die Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz besteht durch dessen Notstromanlage.

Nebenräume und Lage im Gebäude

Grundriss eines OP-Traktes, hier als Ausschnitt eines Simulationsmodells

Personal betritt und verlässt die Operationsabteilung über einen Schleusenraum, in dem die Kleidung gewechselt wird. Um Blendeffekte unter intensiver künstlicher Beleuchtung zu vermeiden und eine optische Kontrolle des Einhaltens von Hygienerichtlinien zu ermöglichen, ist die Kleidung in Operationsbereichen dunkelgrün oder blau gefärbt. Eine Patientenschleuse ermöglicht den Transfer auch des immobilen Patienten vom Krankenbett auf den Operationstisch und umgekehrt. Material kann über einen Eingang mit Klingel und Sprechanlage angeliefert und entsorgt werden. Um die Narkose ungestört vorbereiten und einleiten zu können, steht dem Anästhesisten ein kleiner, geschlossener Vorraum zur Verfügung (Einleitungsraum), oder es gibt zentralisierte Einleitungsräume für mehrere Operationssäle. Möglich ist auch eine zentrale holding area an der Schleuse. Nach der Operation wird der Patient bis zur Stabilisierung in einen Aufwachraum gebracht, der mit Überwachungsgeräten ausgestattet ist und meist noch innerhalb des Operationstraktes liegt. Außerdem gibt es im OP-Bereich noch Räume zur chirurgischen Händewaschung und Händedesinfektion, zur Sterilisation und Aufbereitung von Operationsbesteck und Instrumenten, Lagerräume, Büros, Personalaufenthaltsräume, Toiletten etc.. Räumliche Nähe zur Intensivstation und zur Notaufnahme hilft, aufwendige Patiententransporte auf das nötige Maß zu reduzieren und zu verkürzen.

Arbeitsplatz Operationssaal

Arbeiten im OP unter Zeitdruck: Versorgung eines Schwerkranken an Bord eines Flugzeugträgers

Der Operationssaal als Arbeitsplatz ist zwangsläufig entindividualisiert, funktionell und durch die Abschirmung äußerer Einflüsse gekennzeichnet. Wahrnehmbare Tag-Nacht-Unterschiede fehlen weitgehend, bei Nichtvorhandensein von Fenstern sogar vollständig. Die Ansprüche der Patienten und die des Personals können miteinander und mit wirtschaftlichen Notwendigkeiten und baulichen Gegebenheiten kollidieren. Für Patienten und Personal besteht eine gewisse Unfallgefahr. Ergonomie und die Gestaltung der im OP verwendeten Produkte spielen daher eine wichtige Rolle. Operationseinheiten gehören zu den teuersten Arbeitseinheiten im Krankenhaus. Die OP-Minute wird in Deutschland 2009 mit sieben Euro veranschlagt.[6] Die Gestaltung und das Management von Operationsabteilungen muss daher unter Einbeziehung von Aspekten des Arbeitsschutzes und der Gesundheitsökonomie möglichst berufsgruppenübergreifend gelöst werden.[7] [8] Ansätze dazu sind die softwaregestützte OP-Simulation[9] und das neue Konzept eines Experimental-OP, in dem, über die medizinische Simulation der Patientenbehandlung hinausgehend, die praktische Simulation von Arbeitsabläufen möglich ist.[10]

Historische Bilder

Siehe auch

Literatur

  • Walter Steuer und 11 Mitautoren: Hygiene und Technik im Krankenhaus (Kontakt & Studium Band 207), Expert-Verlag, Stuttgart, 1996, ISBN 3-8169-1370-9

Weblinks

 Commons: Operationssaal – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Operationssaal – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. K.-H. Tscheliessnigg: Der Hybrid-OP-Saal als multifunktionaler Therapieraum der Zukunft – Interdisziplinarität, bildgeführte Therapie, Integration medizinischer Technologie wie CT, Angiographie, Navigation und Robotic in: Journal für Kardiologie - Austrian Journal of Cardiology 2010; 17 (7-8), 285-292, online: [1]
  2. DIN 1946-Teil4 Raumlufttechnische Anlagen in Krankenhäusern, VDI 6022 Hygiene-Anforderungen an raumlufttechnische Anlagen und Geräte
  3. Seit langem bekannte Problematik. B. Krönig referiert schon 1904 über die Notwendigkeit, Operationssäle zu beheizen und die ungünstige Auswirkung hoher Raumtemperatur auf den Operateur. Er kommt zu dem Schluss, weniger den Raum, als vielmehr den Operationstisch zu beheizen. B. Krönig: Ueber elektrisch heizbare Operationstische. in: Archives of Gynecology and Obstetrics, Springer Berlin / Heidelberg 1904 , online: [2]
  4. a b c Axel Kramer: Krankenhaus- und Praxishygiene, S. 162 ff.. Elsevier,Urban&FischerVerlag, München 2001, ISBN 9783437223105.
  5. Zentrum für Wirbelsäulenchirurgie und Neurotraumatologie der BGU-Klinik Frankfurt. Abgerufen am 26. Oktober 2010.
  6. Ulrich Matern: Der Experimental-OP. Betriebswirtschaft, Patientensicherheit und humanitäre Patientenversorgung sind keine Gegensätze. Abgerufen am 25. Oktober 2010.
  7. Ulrich Matern u.a.: Arbeitsbedingungen und Sicherheit am Arbeitsplatz OP in: Dtsch Arztebl 2006; 103(47):A 3187–92, online: [3]
  8. Hartwig Bauer: Arbeitsplatz OP: Realität und Anspruch in: Deutsches Ärzteblatt Jg. 103 Heft 47, 24. November 2006, online:[4]
  9. Frankfurter Rundschau, 4. Mai 2010: Auf dem Weg in die digitale Klinik. Innovative Simulationstechnik berechnet optimale Abläufe im Operationssaal. Abgerufen am 25. Oktober 2010.
  10. Notiz beim Deutschen Ärzteblatt, 31. August 2006. Abgerufen am 24. Oktober 2010.

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