- Michael Moorcock
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Michael Moorcock (* 18. Dezember 1939 in Mitcham, Surrey, England) ist ein britischer Science-Fiction- und Fantasy-Schriftsteller. Er wurde auch als Herausgeber des SF-Magazins New Worlds (von 1964 bis 1971) und als Rockmusiker der Gruppe Hawkwind („Silver Machine“) in den siebziger Jahren bekannt.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Michael Moorcock wurde 1939 im Umland Londons geboren. Mit fünfzehn Jahren verließ er das College ohne Abschluss und wurde Herausgeber des Comicmagazins Tarzan Adventures Magazine. Im Alter von achtzehn Jahren verkaufte er 1957 seine erste Kurzgeschichte Sojan the Swordsman. Im folgenden Jahr verfasste er seinen ersten Roman. 1964 übernahm er das Science-Fiction-Magazin New Worlds und gab, verstärkt ab 1967, der sich gerade entwickelnden Stilrichtung New Wave eine Plattform. Das Magazin scheiterte 1971 am Boykott des Zeitschriftenhandels, woraufhin er wieder mehr Geschichten schrieb, vorzugsweise im Genre Fantasy.
Moorcock lebt in dritter Ehe mit seiner Frau Linda Steele Moorcock abwechselnd in Austin (Texas) und in Paris. Aus seinen früheren Ehen, unter anderem mit der Schriftstellerin Hilary Bailey, hat er zwei Töchter und einen Sohn.
Schaffen
Moorcocks literarische Vorbilder waren James Branch Cabell, Mervyn Peake, Franz Kafka, Thomas Mann, Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen und Edgar Rice Burroughs, der ihn vor allem in jungen Jahren zu seinen Kurzgeschichten inspirierte.
Das Werk Moorcocks ist zum großen Teil im sogenannten Multiversum angesiedelt, also in unzähligen parallel existierenden Welten. Zwischen diesen bestehen zeitliche und räumliche Bezüge: In vielen Erzählungen Moorcocks besteht ein Kampf zwischen Ordnung und Chaos, welcher durch die Person des Ewigen Helden (Corum, Elric, Dorian Hawkmoon, Jerry Cornelius) in der Balance gehalten werden muss.
Michael Moorcocks „Nicht-Schwerter“-Literatur ist im deutschsprachigen Raum relativ unbekannt. Dazu zählen King of the City, Mother London oder der Colonel-Pyat-Zyklus (Byzantium Endures, The Laughter of Carthage, Jerusalem Commands und The Vengeance of Rome), die nicht ins Deutsche übersetzt wurden (mit der Ausnahme von Byzantium Endures, deutscher Titel: Byzanz ist überall). Mit diesen Werken hat er in der angelsächsischen Buchwelt auch jenseits der Fantasy Erfolg gehabt.
Seine Werke haben auch die psychedelische Musik beeinflusst. So wurde sein Elric-Zyklus zum Hauptthema des 1985 erschienenen Albums The Chronicle Of The Black Sword von Hawkwind. Auch Musikbands wie Blue Öyster Cult, The Deep Fix oder Blind Guardian verwendeten die Texte.
Michael Moorcock hat gegenüber den Deutschen ein positives Verhältnis. Als Autor von Comics in den 1950ern lehnte er es ab, Kriegscomics über den Zweiten Weltkrieg mit den für diese Zeit üblichen verzerrten Darstellungen „der bösen Deutschen“ zu produzieren. Einige seiner späteren Fantasy-Helden haben eine deutsche Identität wie Dorian Hawkmoon (dt. Dorian Falkenmond), der „Herzog von Köln“, oder die verschiedenen Mitglieder der Familie von Bek. Dahinter steckte nicht nur Moorcocks Ablehnung britischer Stereotypen, sondern eine Wertschätzung der deutschen Kultur. Er hat auch persönliche Beziehungen zu Deutschen und Österreichern. Sein Mentor in Jugendjahren war Ernst Jellinek, ein nach London geflohener Österreicher, der in England Gelder auftrieb, um jüdische Landsleute aus NS-Haft freizukaufen. Moorcock hat eine Patentochter in Bayern, Oona von Baudissin, der er Die Tochter der Traumdiebe (dessen Titelheldin auch Oona heißt) widmete.
Die von Moorcock erschaffene Figur des Jerry Cornelius wurde vom französischen Comiczeichner Moebius für dessen Albenserie Major Grubert adaptiert.
Werke
Michael Moorcock schrieb insgesamt mehr als sechzig Werke.
Science-Fiction
- I.N.R.I oder Die Reise mit der Zeitmaschine, Düsseldorf 1972, Nachdruck München 1974 (Originialtitel: „Behold the Man“) - ISBN 345330294X
- Zerschellt in der Zeit oder Rituale der Unendlichkeit, München 1971 (Originaltitel: „The Rituals of Infinity") - ISBN 3442231566
- Die Kriegsmeute, Rastatt 1986 ("The War Hound and the World's Pain")
- Das blutrote Spiel, Bergisch Gladbach 1979 ("The Bloodred Game")
- Eiszeit 4000, München 1970 ("The Icer Schooner"), Nachdruck: Köln 1981
- Gloriana, München 1981 ("Gloriana, Or The Unfullfil'd Queen")
- Die Goldene Barke, München 1981 ("The Golden Barge")
- Wenn die Erde stillsteht, Rastatt 1975 ("The Twilight Man")
- Der Eroberer 1987 ("Book of martyrs") 7 Kurzgeschichten, ISBN 3-548-31142-3
Oswald-Bastable-Trilogie
Die, für die Entwicklung des literarischen Genres Steampunk einflussreiche,[1] Reihe umfasst:
- Warlord of the Air (1971; dt. Der Herr der Lüfte - Die Abenteuer des Captain Bastables I, Heyne Verlag 1982)
- The Land Leviathan (1974; dt. Der Landleviathan - Die Abenteuer des Captain Bastables II, Heyne Verlag 1982)
- The Steel Tsar (1981; dt. Der Stahlzar - Die Abenteuer des Captain Bastables III, Heyne Verlag 1984)
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- alle drei Bände erstmals als Sammelband zusammengefasst als: The Nomad of Time (1982, später A Nomad of the Time Streams, dt. Zeitnomaden, Heyne Verlag 1991)
Die Jerry Cornelius Chroniken
- Miss Brunners letztes Programm (OT: „The Final Programme", 1968) - ISBN 340422034X
- Das Cornelius-Rezept (OT: „A Cure for Cancer", 1971) - ISBN 3404220366
- Ein Mord für England (OT: „The English Assassin", 1973) - ISBN 3404220390
- Das Lachen des Harlekin (OT: „The Condition of Muzak", 1977) - ISBN 3404220412
- Entropie-Tango (OT: „Entropy Tango", 1981) - ISBN 340422051X
- Der Opium-General (OT: „The Alchemist's Question“) - ISBN 3-404-24109-6
Am-Ende-der-Zeit-Zyklus
- Die Zeitmenagerie. oder Ein unbekanntes Feuer. (Originaltitel: An Alien Heat), Heyne, München 1976, ISBN 3-453-30382-2 ["Ein Unbekanntes Feuer", Ullstein, 1983, ISBN 3-548-31064-8]
- Das Tiefenland. (Originaltitel: The Hollow Lands), Ullstein, Frankfurt/M. 1984, ISBN 3-548-31067-2
- Wo die Gesänge enden. (Originaltitel: The End of all Songs), Ullstein, Frankfurt/M. 1984, ISBN 3-548-31071-0
- Die Transformation der Mavis Ming. (Originaltitel: The Transformation of Miss Mavis Ming), Ullstein, Frankfurt/M. 1984, ISBN 3-548-31076-1
- Legenden vom Ende der Zeit (Originaltitel: "Legends from the end of time"), Ullstein, Frankfurt/M. 1984, ISBN 3-548-31083-4
Fantasy
- Das Buch Corum (Originaltitel: „The Book of Corum“) - ISBN 3404203852
- Der ewige Held (Originaltitel: „The Eternal Champion / Phoenix in Obsidian / The Dragon in the Sword“) - ISBN 3404201175
- Der Marskrieger (Originaltitel: „The City of the Beast / Lord of the Spiders / Masters of the Pit“) - ISBN 3404201868
- Der Runenstab (Originaltitel: „The History of the Runestaff / The Chronicles of Castle Brass“) - ISBN 3404202554 , aka. Der Herzog von Köln (Teil 1) Bastei Lübbe 1986 ISBN 3-404-13058-8 , Der Weg nach Tanelorn (Teil 2) Bastei Lübbe 1987 ISBN 3-404-13074-X
- Elric von Melniboné (Originaltitel: „Elric of Melniboné / The Sailor on the Seas of Fate / The Weird of the White Wolf / The Vanishing Tower / The Bane of the Black Sword / Stormbringer“) - ISBN 3453310608
- Die Rückkehr des weißen Wolfs (Originaltitel: „Elric: Tales of the white wolf") DE 1999 ISBN 3-453-14022-2 - 24 Erzählungen von verschiedenen Autoren (ua.: Gary Gygax, Tad Williams) zu Elric von Melniboné, mit Vorwort von M. Moorcock.
Illustration
- Elric: Am Ende der Zeit - Nürnberg 1981 - ISBN 3-89311-033-X
Text by Michael Moorcock, Abbildungen by Rodney Matthews. Illustrierte Urfassung der Fantasy-Saga Elric.
Auszeichnungen
- 1967 Nebula Award (Bester Kurzroman): Behold the Man (deutsch: Sehet-ein Mensch)
- 1972 British Fantasy Award (Bester Roman): The Knight of the Swords
- 1973 British Fantasy Award (Bester Roman): The King of the Swords
- 1974 British Fantasy Award (Beste Kurzgeschichte): The Jade Man's Eyes
- 1975 British Fantasy Award (Bester Roman): The Sword and the Stallion
- 1976 British Fantasy Award (Bester Roman): The Hollow Lands
- 1977 Guardian Fiction Award: The Condition of Muzak
- 1978 John W. Campbell Memorial Award: Gloriana
- 1979 World Fantasy Award (Bester Roman): Gloriana
- 1993 British Fantasy Award (Committee Award)
- 2000 World Fantasy Award (Lebenswerk)
- 2002 Science Fiction Writers Hall of Fame
- 2004 Prix Utopiales (Lebenswerk)
- 2004 Bram Stoker Award (Lebenswerk)
- 2008 Damon Knight Memorial Grand Master Award (Lebenswerk)
Sekundärliteratur
- Colin Greenland: The Entropy Exhibition. Michael Moorcock and the UK New Wave, London 1983. ISBN 0-7100-9310-1
- Joachim Körber: Michael Moorcock. Sein schriftstellerisches Werk und seine musikalischen Eskapaden. In: Wolfgang Jeschke (Hrsg.): Das Science Fiction Magazin # 5, Wilhelm Heyne Verlag München 1983, ISBN 3-453-30860-3, S. 55–89.
- Heinrich Keim: New Wave – die Avantgarde der modernen anglo-amerikanischen Science Fiction? Eine Untersuchung des literarischen Phänomens „New Wave“ anhand der Werke von James Graham Ballard, Michael Moorcock, Brian Wilson Aldiss, John Brunner, Norman Spinrad, Thomas M. Disch, John T. Sladek, Roger Zelazny, Samuel R. Delany. Corian-Verlag, Meitingen 1983. ISBN 3-89048-301-1
- Kettlitz, Hardy u.a.: Michael Moorcock (SF Personality 12). Berlin: Shayol Verlag, 2002.
- Ralf Reiter: Entropie-Tango. Michael Moorcock und die Musik. In: Sascha Mamczak, Wolfgang Jeschke (Hrsg.): Das Science Fiction Jahr 2008. Heyne, München 2008, ISBN 978-3-453-52436-1, S. 1069–1094.
Weblinks
- Literatur von und über Michael Moorcock im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Moorcock's Miscellany (englisch) Diese Webseite bietet ausgiebige Informationen über MM, das „Elric-Hollywoodprojekt“ sowie ein Diskussionsforum, in dem er in der Sektion „Q&A“ Fragen seiner Leser persönlich beantwortet.
- Moorcock sans Frontières: Im mehrsprachigen Sektor von Moorcock's Miscellany, dem Turm von Babel, besteht seit 24. September 2006 die Möglichkeit, in mehreren Sprachen, auch auf Deutsch, Fragen zu stellen und Moorcocks Werk und Einfluss zu diskutieren.
Einzelnachweise
- ↑ Brian M Stableford: Science Fact and Science Fiction: an Encyclopedia. Routledge, New York 2006, ISBN 978-0415974608, Steampunk, S. 502 f., OCLC 162130012.
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