- Mod (Computerspiel)
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Eine Mod (auch der oder das Mod; Abk. für engl. modification oder deutsch Modifikation) ist eine üblicherweise kostenlose, meist von Hobby- oder selten auch beruflichen Spieleentwicklern erstellte Erweiterung bzw. Veränderung eines bereits veröffentlichten Computerspiels. In engerem Sinne bezeichnet Mod eine bestimmte Kategorie von Computerspielmodifikationen.
Inhaltsverzeichnis
Begriffliche Abgrenzung
Für die verschiedenen Möglichkeiten von Computerspielmodifikationen und -erweiterungen haben sich verschiedene Bezeichnungen etabliert:
- Ergänzungssets (Add-ons, DLC) bieten meist eine Erweiterung der Handlung, Level, neuer 3D-Modelle, Waffen o. ä.; das grundsätzliche Spielprinzip sowie meist auch die originalen Spielinhalte bleiben dabei unverändert und werden durch die neuen Inhalte lediglich ergänzt.
- Mutatoren (v. lat.: mutare, „(ver)ändern“, „tauschen“) sind dynamisch zuschaltbare Programmveränderungen, die kleine und begrenzte Veränderungen am Spiel vornehmen, z. B. das Spieltempo erhöhen oder andere Spielregeln aktivieren. Mutatoren sind vor allem in der Unreal-Reihe verbreitet.
- Mods (im engeren Sinne) nehmen eine Vielzahl von Ergänzungen und Veränderungen vor, wie z. B. der Komplettaustausch des Waffenarsenals oder einfach nur die Überarbeitung zahlreicher bereits vorhandener 3D-Modelle, Texturen, Level, oder Audiodaten. Wie Ergänzungssets behalten sie das Spielprinzip (zumindest zu großen Teilen) bei, verändern die originalen Spielinhalte jedoch grundlegend.
- Total Conversions[1] (engl. für „vollständige Umwandlung“) modifizieren das Spiel völlig. Es bleibt lediglich die Spiel-Engine erhalten. Dabei kommen dieselben Veränderungen wie bei Mods zum Tragen, zusätzlich aber oft auch Veränderungen im grundlegenden Spielprinzip oder beispielsweise die Implementierung eines völlig neuen Szenarios. Siehe auch: Fangame.
- Standalone-Mods sind Mods oder Total Conversions, die inklusive einer Kopie der originalen Spiel-Engine vertrieben werden, und somit vollständig ohne das Originalspiel lauffähig sind.
- Engine-Mods stellen nicht vom Original-Hersteller erstellte, weiterentwickelte Versionen der Engine eines Spiels dar, die sowohl Fehler beheben, als auch neue Funktionen hinzufügen können.
Die Grenzen zwischen den Kategorien sind teilweise fließend; Mischformen sind möglich. Viele Spieler bevorzugen es deshalb, allgemein von „einer Mod“ zu sprechen, wenn es sich um eine abgeänderte Version eines Originalspiels handelt, egal wie zahlreich die vorgenommenen Veränderungen sind.
Kennzeichnung
Die Art, in welcher eine Mod das betreffende Spiel verändert oder ergänzt, wird lediglich durch die Möglichkeiten der betreffenden Spiel-Engine und die Kreativität der Mod-Entwickler begrenzt, die sich in der Regel aus der Fanszene heraus zusammentun. Der geringe Kostenaufwand ist im Vergleich zu den hohen Lizenzkosten für eine Spiel-Engine mit ein Grund dafür, dass Mod-Projekte in der Regel von Privatpersonen erstellt werden.
Oft unterstützen Spiele-Firmen selbst auch die Mod-Entwicklung, da sie eine vergleichsweise günstige Möglichkeit darstellt, das bereits fertiggestellte PC-Spiel zu ergänzen und somit für den Käufer noch attraktiver zu machen. Insbesondere veröffentlichen die Spieleentwicklungsfirmen spezielle Editoren und SDKs, um die Veränderung ihrer Spiele zu ermöglichen. Wird dies nicht getan, wird seitens der Mod-Entwickler vereinzelt auch auf Techniken des Reverse Engineering zurück gegriffen, um dennoch Änderungen am ursprünglichen Spiel vornehmen zu können.
Vielen Mods ist es gelungen, weit über ihre Fangemeinde hinaus bekannt zu werden. Bekanntestes Beispiel dafür ist wohl Counter-Strike, das ursprünglich als eine Modifikation für das Spiel Half-Life entwickelt wurde, mittlerweile aber auch als eigenständiges Spiel erhältlich ist, sowie Tactical Ops auf der Unreal Tournament-Basis. Die Entwicklung eigenständiger Modifikationen nahm seit Mitte der 1990er Jahre ihren Anfang. Die ersten Mod-Programmierer hatten vorher oft juristische Probleme mit den Spiele-Herstellern, die nicht gerne sahen, was manche Hobby-Programmierer mit ihrer Software anstellten und so kam es mitunter zu Unterlassungsklagen. Das änderte sich erst mit Quake. Anstatt rechtliche Schritte einzuleiten, veröffentlichte id Software Scripts, Dokumente, Anleitungen, FAQs und später sogar teilweise Quellcode des Spieles (mittlerweile komplett veröffentlicht), wodurch die Mod-Community stark gefördert wurde. Mittlerweile trifft man oft auf die Situation, dass Spiele-Hersteller bereits bei der Veröffentlichung ihrer Produkte den Kontakt zur Mod-Community suchen. Ein gutes Beispiel dafür sind die Spiele der Unreal-Reihe von Epic Games. Von Anfang an bekam man mit dem Spiel den Editor mitgeliefert, um eigene Mehrspieler-Level entwerfen zu können. In einigen Fällen erfolgt die Veröffentlichung von Editoren zur Modifikation des Spiels sogar schon vor dem Erscheinen des Spiels selbst.
Für Konsolenspiele egal welcher Art gibt es kaum Mods, da hier die Möglichkeit der bei Modifikationen üblichen Distribution über das Internet aufgrund noch oft fehlender Festplatten oder Internetverbindungen nicht gegeben ist. Zudem benötigt die Entwicklung von Spielen auf Konsolen teure, lizenzierte Entwicklungsumgebungen, die für die Hobbyprogrammierer nicht erschwinglich sind.
Mods werden vor allem in den Spiele-Genres der Ego-Shooter und der Rollenspiele verwendet, aber auch Strategiespiele finden in letzter Zeit das Interesse der Modder.
Bedeutung für die Spieleindustrie
Hersteller der Original-Spiele können von der Arbeit der Mod-Entwickler profitieren. Durch Modifikationen kann der Produktlebenszyklus des ursprünglichen Spiels verlängert werden, da in der Regel eine Originalversion zum Spielen vorhanden sein muss. Ein Beispiel zu solch einer Situation ist die Modifikation Counter-Strike, die mehr als acht Jahre nach dem Erscheinen des Hauptspiels mit über sieben Milliarden Spielminuten im Monat zu den populärsten Mehrspieler-Spielen im Internet gehörte.[2]
Beispiele
- Siehe auch Kategorie:Mod.
Counter-Strike
Ursprünglich ein Privatprojekt, erdacht als Total Conversion von Half-Life, ist Counter-Strike heute eine Standalone-Mod und teilt sich in der sog. Retailversion mit Half-Life bzw. Half-Life 2 lediglich wenige Spielressourcen (wie etwa Texturen). Counter-Strike gilt als die bekannteste Modifikation überhaupt.
Desert Combat
Desert Combat ist eine Total Conversion für das Spiel Battlefield 1942 und wurde gegen Ende der Entwicklung mehr als doppelt so viel gespielt wie Battlefield 1942 selbst. Ein Großteil des Teams hinter Desert Combat wurde für die Entwicklung des Nachfolgespiels von Battlefield 1942, Battlefield 2, unter Vertrag genommen.
InstaGib
InstaGib ist ein klassischer Mutator aus der Multiplayer-Schiene der Unreal-Reihe. Hierbei werden lediglich alle Waffen gegen eine Instant-Kill-Waffe mit unbegrenzter Munition ersetzt.
Jagged Alliance: Wildfire
Ursprünglich erweiterte Wildfire das Ursprungsspiel, Jagged Alliance 2, nur um neue Waffen und realistischeres Verhalten dieser Waffen. Heute wird Wildfire als Standalone-Spiel und Quasi-Nachfolger des eigentlichen Spiels vertrieben.
Multi Theft Auto
Multi Theft Auto ist die erste Mehrspieler-Mod für GTA III. Die Mod erweitert das Spiel (bzw. dessen Nachfolger Vice City und San Andreas) um einen Mehrspielermodus, sodass mehrere Spieler über LAN oder Internet gemeinsam in einer Stadt spielen können. Hier sind verschiedene Modi wie zum Beispiel Race,Death Match oder auch Reallife Server verfügbar. Es gibt auch andere Mehrspieler-Mods für Grand Theft Auto (z.B. San Andreas Multiplayer).
Team Fortress
Team Fortress ist eine Mehrspieler-Mod welche bereits viele Züge einer Total Conversion aufweist. Ursprünglich 1996 für Quake entwickelt, wurden nach dem Spielprinzip für etliche weitere Spiele Modifikationen in Anlehnung an Team Fortress entwickelt. Spiele (Auszug): Quake, Half-Life
Battlefield 2142
First Strike ist eine Mehrspieler-Mod für Battlefield 2142, welche bereits viele Züge einer Total Conversion aufweist. Sie wurde in Anlehnung an das Star Wars-Universum entwickelt. In ähnlicher Weise bezieht sich Revenge-of-the-Fallen auf das Stargate-Universum.
Design Mod Project (DMP)
Das Design Mod Project bietet vor allem graphische, aber auch direkt ins Spiel eingreifende Mods für die Hearts of Iron-Reihe an. Darüber hinaus werden auf für andere Spiele verschiedene Modifikationen zum Download bereitgestellt, darunter auch eine umfangreiche Erweiterung zu Panzer Corps.
Siehe auch
Referenzen
- ↑ Total Conversions - Wenn das Spielprinzip ausgehebelt wird
- ↑ Statistiken auf steampowered.com [1]
Literatur
- J. Kücklich: Precarious Playbour: Modders and the Digital Games Industry, in: Fibreculture Journal 3, 2005
- L. Jeppesen: Profiting from innovative user communities: How firms organize the production of user modifications in the computer games industry, Copenhagen Business School, 2004
- O. Sotamaa: Computer Game Modding, Intermediality and Participatory Culture, 2003
- S. Morris: WADs, Bots and Mods: Multiplayer FPS Games as Co-creative Media, in: Level Up: Digital Games Research Conference, 2003
- W. J. Au: Triumph of the mod, in: Salon Magazine, 16. April 2002
Weblinks
Kategorien:- Mod
- Computerspielbegriff
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